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Donnerstag, 16. Oktober 2014

Luis Eduardo Magalhães – 2 Wochen, die eigentlich 4 hätten sein sollen…



Was wie der Name einer Person klingt, ist hier der Name einer Stadt (na gut, die nach einer Person benannt ist) – und zwar unserer „Nachbar“stadt in 1 Std. Entfernung. Von Anfang an war eigentlich vereinbart gewesen, dass wir dort 1 Monat leben und mitarbeiten sollen (weils auch soziale Projekte gibt, und auch ein österreichischer Priester dort lebt). Und es war auch schon ein paar Mal ein Termin angesetzt, aber irgendwie ist nie was zammgangen… So haben wir dann immerhin noch 2 Wochen hinbekommen – Und zwar von 4.-16. Oktober (direkt nach der Abreise von Andrea).
Luis Eduardo ist, vom Bevölkerungstyp her, der Süden Brasiliens in Bahia. Zur Erklärung: im Süden von Brasilien ist der Großteil der Bevölkerung von Deutschen, Österreichern oder Italienern (und auch Portugiesen) abstämmig, die mit der Kolonialisierung hierher kamen.  Und einige dieser kamen nach Bahia und gründeten Fazendas.

Wenn man Fazenda übrigens mit Bauernhof gleichsetzen will, liegt man nicht ganz richtig: Die kleinen  Fazendas haben bis 1000 ha, mittlere bis zu 5000 ha (Anm. d. Red.: Der Attersee hat so ca. 4600 ha), und ab dann geht’s um die Großen.


die Straße ist die Linie zwischen arm und reich

Daher kann man sich vorstellen, dass die Realität dort eine andere ist. Was nicht heißt, dass es keine Armut gibt – das Krasse ist sogar, dass reich und arm zum Teil total getrennt sind (auf einer Straßenseite Armenviertel, auf der anderen die Villen). 

Nun gut – also was machten wir dort? Zum einen, Musik – da, als wir ankamen gerade die Novene zur Nationalheiligen (Nossa Senhora de Aparecida http://de.wikipedia.org/wiki/Aparecida_%28S%C3%A3o_Paulo%29#Unsere_Liebe_Frau_von_Aparecida ) begonnen hatte, durften wir da den Mittwochabend gestalten. Wo wir dann auch gefragt wurden, ob wir am Samstag eine Mehrfachhochzeit begleiten wollen. 

Zum anderen: Kommunikation. Ben war schon vor der Abfahrt nach LEM von einem befreundeten Pfarrer gefragt worden, ob er nicht eine Schulung über die Pastoral der Kommunikation machen wollen würde – was er natürlich zusagte. Die Schulung war für Freitag angesetzt, d.h. Ben war tagsüber mit wahlweise Schulung vorbereiten oder Computer der Pfarre auf Vordermann bringen beschäftigt. Was dann auch das Proben für die Mehrfachhochzeit zu einem etwas zeitlich begrenzten Erlebnis machte… 

Und ich? Ich war im Obdachlosenheim. Nein, nicht wohnend, arbeitend… Und zwar gibt es dort, gegründet von allen (katholischen) Pfarren zusammen, unter der momentanen Koordination der Gemeinschaft „Sagradas Chagas (hl. Wundmale)“ ein Heim für Obdachlose. Diese werden dort für eine bestimmte Zeit aufgenommen, es wird geschaut was sie brauchen und versucht zu helfen. Viele zum Beispiel sind aus verschiedenen Gründen aus ihrem Heimatort weg. Und ab und zu fehlen ihnen dann die Dokumente. Aber ohne Dokumente gibt’s keine Arbeitsstelle. In diesen Fällen wird dann versucht zu helfen. Und währenddessen dürfen sie im Heim Essen, Schlafen und mitarbeiten.
Da einige von ihnen auch Probleme mit Alkohol haben, ist auch der Ausgang geregelt. Und allgemein wird schon auch versucht, durch Tischgebet und gemeinsame Morgen-/Abendgebete der Glauben zu vermitteln. 

Ich hab dann einfach mitgeholfen wos grade passte: Beim Aufräumen, Putzen, Kleiderspende sortieren, Lebensmittel umräumen… usw. Und durfte täglich mit einem der Bewohner (der kein Obdachloser ist, sondern nur zur Pflege dort ist), der querschnittsgelähmt ist (C5/C6 für die Fachleute unter euch), Physio machen.

Und dann pulverisieren sich mal eben so einige Körperhaltungsschulungen die man während der Ausbildung bekam – das Bett war nicht höhenverstellbar, es gab keine Hilfsmittel für den Transport in den Rollstuhl (wie Lifter oder Rutschbrett), geschweige denn dass es ein E-Rolli gewesen wäre… Aber das heißt nicht, dass keine Therapie möglich ist. Und was richtig cool war: Am Anfang wuppten sie ihn zu zweit in den Rollstuhl; als ich ihnen zeigte, dass es mit einer Person auch geht (weil der Pat. Mithelfen konnte), gings zum Schluss auch mit einer. 
Die Arbeit dort gefiel mir ziemlich gut – weils einfach eine sehr sehr friedliche Atmosphäre war…

Wie gings uns sonst? Nun, es ist schon ne Umstellung, nach nem halben Jahr selbständig leben wieder mit jmd. Zusammenzuleben (P. Christian, auch ein Österreicher). Was aber auch seine schönen Seiten hatte! Und dass man in der neuen Stadt nicht viele kennt, zu Hause aber dauernd auf Achse war… Aber wir nutztens auch aus, um uns mit P.Uilson ein paar Mal zu treffen, den wir sonst aufgrund der Entfernung nicht so oft zu sehen bekommen.

 Und natürlich auch nicht zu vergessen, das Fest zur Patronin. Was einfach nur riiiiesig war (mit Mega-Barbecue dazu).

Im Großen und Ganzen: Es war schön, es war anders.

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