Also, wie gings eigentlich nach der Ankunft weiter? Wir hatten
relativ wenigen Bescheid gegeben, wann wir denn wirklich ankommen, weil wir in
Ruhe ankommen wollten. Und so wurden wir in Deutschland, genauer München, dann
von unserer Familie um ca. 19 Uhr (Flieger hatte bisschen Verspätung) abgeholt.
Also: Ankommen ist definitiv komisch!
Wohl war es wirklich schön, die Mama und Papas in die Arme
zu schließen – aber irgendwie warn wir noch so gar nicht da… Und dann: der
Weihnachtskitsch-Schock. In Brasilien wurde schon auch dekoriert, aber nicht so
krass wie in Deutschland. Und es war KALT! Jeder lobte zwar den milden November
(von den hiesigen), aber uns fror erstmal einfach nur!
Die ersten 3 Tage verbrachten wir bei unseren Familien, wo
auch schon eine Wohnungsbesichtigung (in Burghausen, da wohnen wir jetzt auch)
und eine Autoübergabe stattfand – und so konnten wir dann am Sonntag, 30.
November nach Kremsmünster schon selbst fahren. Darauf folgten wirklich 2
gesegnete Wochen. Bis Mitte Dezember hatten wir uns einquartiert, um zur Ruhe
zu kommen, um ankommen zu können. Und oh, witzig war das wirklich nicht – vor
allem bei mir – in den den Nächten träumte ich noch oft von Barreiras, morgens
war ich dann verwirrt, wo ich eigentlich bin, warum es denn so kalt ist… Es gab
Tage, da gings gut, dann wieder welche, wo man einfach nur aus dem Fenster
starren und weinen oder nichts tun möchte. Und diese 2 Wochen wurden wir auch
gut betreut, mit einer perfekten Mischung aus Ruhe, Geselligkeit und
Vorbereitung aufs hier-sein.
Den Rest des Jahres verbrachten wir bei meiner Mama, schon
mit beginnenden Vorbereitungen auf den Einzug in Burghausen. Mit dem
Jahreswechsel zogen wir dann in die eigene Wohnung und „der Alltag“ nahm seinen
Lauf. Ben begann bei seinem alten Arbeitgeber (der ihn ja „nur“ beurlaubt
hatte), und ich machte erstmal eine 4-wöchige Fortbildung. Februar war mit
Arbeitssuche gefüllt, und im März hab auch ich zu arbeiten begonnen.
Nebenbei sind wir wie auch vorher jeden Monat am ersten Wochenende
zu Besuch im Stift Kremsmünster, zum Jugendtreffpunkt – und auch in unsrer Pfarre
versuchen wir uns einzubringen, als Lektoren und Kommunionhelfer. Und natürlich
machen wir auch wieder (oder immer noch?) Musik, innerhalb und außerhalb der
Kirche.
Die häufigste Frage, die uns gestellt wird, jetzt schon
weniger, aber doch immer noch: Seit ihr denn nun schon ganz angekommen?
Ehrlich: Darauf gibt es keine einfache Antwort. Auf der einen Seite ja, wir
funktionieren im hiesigen Rhythmus. Auf der anderen Seite nein. Es gibt noch
vieles, was uns befremdet, wo wir noch nicht so sehr mit klar kommen – und
sicher auch Einiges, mit dem wir die Menschen um uns herum befremden. Und an
manchen Tagen schlägt die „Saudade“, die Sehnsucht, mit voller Macht zu – und
man ist geistig so gar nicht da. An anderen geht’s leichter.
Man glaubt vor dem Rückflug, man würde in sein altes Leben
zurückkehren. Aber das stimmt nicht. Der Rahmen bleibt der gleiche, aber
Beziehungen und Personen haben sich verändert, auf beiden Seiten. Und so ist
die Rückkehr genauso ein Neuanfang wie es das Weggehen war.