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Donnerstag, 27. März 2014

Endlich gehts los...



… weil Geduld war ja noch nie eine meiner größten Stärken :-). Daher war ich extrem – wie soll man sagen – befreit, froh, zufrieden, erleichtert… Als es auch bei mir endlich losging. Für Ben war die Arbeitsrolle ja schon fast von Anfang an klar definiert;  bei mir noch nicht bis ins Detail. Was für mich persönlich zum Teil fast schlimm war, aber auf der anderen Seite hatte und hab ich dadurch ganz viele Freiheiten, mir auch Verschiedenstes anzuschauen und dann das auszusuchen, was mir am Besten gefällt. 

 Was mache ich jetzt? Aktuell eine Mischung aus Catavento und Pastoral da Saúde. Das heißt? Der Catavento ist ein Projekt der Caritas, das hilft, die Kinder von den Straßen zu holen. Es handelt sich dabei um einen Kinderhort, der je vormittags und nachmittags eine Gruppe Kinder/Jugendlicher aufnimmt; die Altersklasse ist dabei von 6 – 16, Jungs und Mädels gemischt. Und in der restlichen Zeit haben die Kinder dann Unterricht (wenn nicht gerade die Schule zu hat, weil renoviert werden muss, oder Lehrer fehlen oder noch Organisatorisches erledigt werden muss).

In der Zeit mit den Kindern gibt’s dann verschiedene Aktivitäten. Es gibt immer einen Routine-Teil: Animation der Kiddies mit Liedern (auch Bewegungslieder); danach ein „Momento Biblico“ (Evangelium und Besprechen dieses).
Anschließend kommts drauf an: Aktuell ist z.B. ein Projekt, den Hymnus der Campanha der Fraternidade mit ihnen einzustudieren, um ihn dann  in der Kirche präsentieren zu können. Oder letztens sprach Sr. Guiomar z.B. über St. Josef, da die katholischen Heiligen hier groß gefeiert werden. 

Nach den „Atividades“ gibt’s dann erstmal Lanche, also nen kleinen Imbiss, und anschließend meist Spiele; wobei die bevorzugt in der Gruppe gespielt werden sollen. An dieser Stelle konnte ich mich dann (danke Bewegungserziehungsunterricht!) auch schon mit verschiedenen Spielideen einbringen, und ihr aktuelles Lieblingsspiel ist „Feuer, Wasser, Erde, Luft“ (kannten sie noch nicht). Das ganze wird ergänzt durch "Aulas" also Unterrichtseinheiten, in denen die Kinder echt verschiedenstes Lernen - z.b. Kalligrafie (Schönschrift), in der sie in den Schulen auch geprüft werden, Lesen wird trainiert, den Kids mit den Hausaufgaben geholfen... Und es gibt auch immer eine warme Mahlzeit pro Turnus. Und das alles gratis. Den Eltern (oft alleinerziehend) wird damit extrem geholfen, da zum Einen die Kinder in Betreuung sind, und sie zum Anderen so zumindest eine warme Mahlzeit am Tag erhalten...

Die Arbeit dort ist, auch dank lieber Kollegen, wirklich schön – und auch, wie sicher jeder, der mit Kindern arbeitet oder welche hat bestätigen kann, jeden Tag anders. Es gibt Tage, da sind sie hochaufmerksam und die reinsten Engel – und andere Tage :-). Natürlich ist es auch so eine Sache, bei der großen Altersdifferenz etwas zu finden, das alle begeistert… Aber es ist echt schön!

Die Pastoral da Saúde ist eine Pastoral, die gerade am Beginnen, am Anlaufen ist. Pastoral bedeutet, den Glauben zu den Leuten zu bringen bzw. hat eben immer mit Glaubensthemen zu tun (wie Ben schon geschrieben hat, gehört seine Arbeit zur Pastoral der Kommunikation). Und wie sieht das dann aus? Aktuell so, dass sich eine kleine Gruppe von 6 – 10 Frauen jeden Donnerstag Nachmittag vorm Krankenhaus trifft, um dann auf die verschiedenen Stationen auszuschwärmen, die Kranken dort zu besuchen und mit ihnen zu beten und ein paar Worte zu wechseln. Natürlich fragen wir in jedem Zimmer ob die Patienten das auch wollen; und für mich war es echt schön, zu sehen, dass die meisten das mit Freuden annehmen (das ist hier wirklich anders wie daheim). Die Besuche dauern (leider) nicht sehr lange, meist nur so in etwa 5 Minuten pro Zimmer. 

Was für einen Sinn die Pastoral macht? Naja, es ist so, dass dieses Krankenhaus in Barreiras Kranke aus der ganzen Region aufnimmt, die teilweise einen halben Tag Anreise haben (man darf nie vergessen dass die Infrastruktur hier definitiv anders ist); und bei denen auch nicht immer die Angehörigen mitkommen können, um sie zu begleiten. Und dann ist es für die natürlich sehr schön, wenn jemand kommt, und auch mal ein paar Worte mit Ihnen redet und sich in gewissem Sinne kümmert. Und das andere ist eben, dass die Menschen hier sehr religiös sind, und aus dem Glauben und dem Gebet ihr Kraft schöpfen – daher auch dankbar für diese besondere Visite sind.
Mir persönlich gefällts sehr gut, und ich wollte mich da auch einbringen, da ich aufgrund der Praktikas keine Angst vor Krankenhäusern hab (im Gegenteil, beim ersten Mal kamen fast Heimatgefühle hoch …). Zu der Pastoral gehören dann auch „Hausbesuche“ bei Kranken im Haus direkt (an nem andren Tag der Woche).

Also ich hab mich inzwischen auch ganz gut eingedeckt – und wenns nach den Prognosen von Martin geht, werden wir, je besser uns die Leute kennen, immer mehr Aufgaben bekommen. Vamos ver – wir werden sehen!

Mittwoch, 19. März 2014

Endlich eine Arbeit

So jetzt haben wir uns schon eine ganze weile nicht mehr gemeldet. Das liegt nicht daran, dass uns so langweilig ist, oder dass wir euch nicht an unseren Erlebnissen beteiligen wollen, nein, es ist einfach eine ganz schöne Umstellung nach mehreren Monaten so vor sich hin arbeiten auf 8 Stunden am Tag im Büro sitzen.

Ehrlich gesagt tut das aber auch irgendwie wieder gut. Man(n) kann sich nicht mehr auf dem Sprachtalent seiner Frau ausruhen, sondern muss selber ran. Abends können wir von unseren Erlebnissen erzählen. Davor wussten wir ja, was passiert ist, da wir die meisten Sachen gemeinsam gemacht haben.

In der Kurie, also im Büro vom Bischof, zu arbeiten ist eine absolute Ehre und nach der großen Versammlung laufen jetzt auch alle Projekte mehr oder weniger schnell an. Ich werde in der Abteilung PASCOM eingesetzt, was die Kurzform von „Pastoral do Comunicação“ ist, quasi die PR-Abteilung der Diözese.

Gleich in den ersten Tagen gab es allerdings die ein oder andere, naja, sagen wir Mal GROOOOOOOSSE Überraschungen. Das ich mich das Projekt „Neue Webseite“ vorantreiben sollte, war mir schon klar. Das alte CRM-System würde ich auch irgendwo auf das Jahr 1999 datieren. Relativ Benutzerunfreundlich, keine Rechteverwaltung… (für die Techies). Auf die Frage, wie weit das Projekt denn sei, bekam ich allerdings nur zögerliche Antworten von meinem Kollegen Henrique. Leider stellte sich nach einer Woche heraus, dass mich Henrique auch noch verlassen wir… Wann? Ja, also, er hat mir heute mitgeteilt, dass er was neues hat und wird die Woche noch ein zweimal reinschauen… Das heißt im Klartext, er arbeitet ab sofort nicht mehr für die Diözese.

Ja, sehr gut XP

Ich kenne natürlich schon alle Passwörter, hab schon immer mit CorelDraw gearbeitet und weiß wie man portugiesische Artikel schreibt.

Natürlich nicht!

Aber wie ist es so im Leben, manchmal wird man halt ins kalte Wasser geschmissen. Wenn halt nur nicht die Sprachbarriere wäre. Also tief durchatmen und langsam, ganz langsam an den Rand schwimmen.

Nach ein paar Tagen sah es auch gleich nicht mehr so schlimm aus. Die Artikel werden in der Regel von anderen Leuten geschrieben, die Passwörter habe ich dann auch irgendwann bekommen. Allerdings bin ich für meinen Geschmack halt recht langsam, weil für alles eine Dokumentation fehlt (kenn ich doch irgendwoher).

Und dann wieder Corel: Ich weiß, das Programm ist eigentlich ganz gut. Wenn man weiß wo was ist. Aber wenn man nicht weiß wo was ist, und wonach man auf Portugiesisch suchen soll. Das macht mir die Arbeit oft nicht einfacher. Dazu kommt noch eine Krankheit, die ich auch in Deutschland schon erlebt habe: Wer ein bisschen besser mit einem Computer umgehen kann als der durchschnittliche Mitbürger, gilt manchmal gleich als Computerexperte für alle Programme und Probleme. Nein, ich muss dafür die Anleitung lesen.

Da war ich dann doch sehr froh, als ich nach den ersten Gesprächen mit Diakon Mário herausgefunden habe, dass die neue Seite auf Joomla basiert – Jippie das kenn ich und kann ich!!! Ja gut, einen Projektplan in der Form gibt es nicht. Eine Kick-Off Veranstaltung war bisher noch nicht geplant – und was heißt das auf Portugiesisch. Wer die Seite schon kennt… Quasi niemand. Wer integriert werden soll? …????... Naja, ich würde gerne, die Gemeinden, Projekte und Pastorale aktivieren, damit die selber Berichte verfassen können und vielleicht sogar eine eigne kleine Unterseite basteln (geht ja mit Joomla problemlos)…

Ich glaube er hat mich verstanden :-) Dann können wir das Projekt mal starten und gleichzeitig einen Mitarbeiter suchen, dem ich dann mein Wissen transferieren kann.

Fazit: Alles in allem macht es mir sehr viel Spaß hier in der Kurie. Ich treffe quasi jeden Tag die ganzen Padres oder andere Personen, die ich von der großen Versammlung kenne. Ein Projekt gibt es aber noch, dass durch unseren Wohnort, nämlich im Gästehaus des Bischofs bedingt ist: Die trennung von Privatem und Beruflichem. Ist gar nicht so einfach, wenn man jeden Tag mit seinem Chef am Tisch sitzt – Die Blicke von Vicky animieren einen aber dazu etwas zu ändern.

Sonntag, 9. März 2014

So anders und doch so ähnlich - Teil 2: Die Mentalität - von Herzlichkeit, Ehrlichkeit und tiefer Freude

Wie schon beim ersten Blog gilt auch hier: Die beschriebenen Eigenschaften treffen v.a. hier auf die Region zu. Warum das wichtig ist? Weil selbst unter den Brasilianern der Bahianer als besonders gilt.

Die Mentalität zu beschreiben fällt insofern ein bisschen schwer, weil alleine die teils krass unterschiedlichen Lebensumstände natürlich schon den Charakter unterschiedlich prägen. Aber was ist uns aufgefallen?

1) Die Umarmungen und Küsschen. Ist bei uns Europäern der Körperkontakt ja doch eher auf den Handschlag fürs Erste begrenzt (zunehmend mit dem Grad der Freundschaft), so gibts den Handschlag hier genau beim Ersten Mal kennenlernen bzw. vorstellen. Manchmal nicht mal da. Beim zweiten Mal treffen (weil man hat sich ja schon mal gesehen) gibts eig. immer Handschlag mit Umarmung (mit dadurch entstehener Armbarriere dazwischen), oder gleich Umarmung. Natürlich ist hier ein Unterschied zwischen Frauen und Männern - Frauen werden intensiver umarmt, manchmal auch mit Wangenküsschen, Männer eher kumpelhaft, die Gesten sind da gleich wie bei uns. Und wie Ben schon mal erwähnt hatte - beim Friedensgruß in der Messe herrscht da sowieso Ausnahmesituation, da werden auch mal Wildfremde nahe rangedrückt.

2) Die Ehrlichkeit/Direktheit. Wenn man sich besser kennt, und die Leute rausgefunden haben, dass man auch nicht sofort beleidigt ist, sind sie sehr direkt und ehrlich - immer mit einem Lachen auf den Lippen. Da kommt dann schon mal nach dem "Hallo" gleich ein "Hast du zugenommen?", was bei uns ein Faux-pas wäre, hier aber eher bedeutet "hey, du siehst gut aus, wies aussieht hast du genug zu Essen, das ist super!" Und unter dem Gesichtspunkt, dass genug zu Essen leider noch immer nicht bei allen alltäglich ist, kriegt dieser Satz natürlich einen ganz anderen Charakter.
Ansonsten herrscht hier ein sehr ähnlicher Humor wie das, was man bei uns als "Wiener Schmäh" bezeichnet, man foppt sich gegenseitig, und ist dabei aber auch auf einem humorvollen Weg ehrlich zueinander. Also für uns echt super - da wir (vor allem ich) eh gerne umarmen und zudem diese Art von Schmäh von Österreich her noch gewohnt sind.

3) Die Gastfreundschaft. Eine der Eigenschaften, auf die die Bahianer auch selbst unglaublich stolz sind (zu Recht!!). Egal, ob man unangekündigt oder angekündigt bei jemandem vorbeikommt, eine Einladung, doch zum Kaffee zu bleiben, wird immer ausgesprochen. Und ist auch so gemeint! Wenn man zusagt, wird sofort Kaffee gekocht (wenn er nicht sowieso schon fertig ist). Natürlich gilt das auch für uns - am Besten, in der Thermoskanne ist immer welcher drin, damit keine peinliche Wartezeit entsteht wenn jemand vorbeikommt, was hier im Haus der Schwestern ja doch öfter mal vorkommt.
Allgemein wurden wir bis jetzt sehr oft eingeladen, doch mal vorbeizukommen, egal ob uns diejenigen zum ersten Mal sahen oder nicht. Da gilt es dann Feingespür zu beweisen - weil eingeladen wird ziemlich immer, aber nicht immer ist es auch direkt konkret so gemeint. Da merkt man dann die Ernsthaftigkeit z.B. daran, dass auch gleich ein Tag und Uhrzeit vorgeschlagen und der Weg erklärt wird.
Wenn wir bis jetzt zum Essen zu Gast waren, so läuft das Ganze nach einem festen Ritual ab: Die Gäste dürfen sich IMMER zu erst nehmen, und wirklich immer am Esstisch sitzen. Auch wenn das bedeutet, dass aufgrund der Anzahl der Menschen die Gastgeber dann auf einem Stuhl in der Ecke mit dem Teller auf den Knien sitzen.

4) Die tiefe Freude. Das ist die Eigenschaft, wo die Brasilianer um so unendlich viel reicher sind als wir. Und wo sich die Frage für mich stellt, ob ein besserer Standard in Technologie, Fortschritt, Wissen und Transportmitteln wirklich so viel besser ist, wenn dafür viele bei uns aufgrund des Bedürfnisses, alles zu halten, zu beschützen, dafür an Freude und Lockerheit einbüßen. Ich kann das so als Behauptung in den Raum stellen, da ich mich da an der eigenen Nase greife.
Es ist auf jeden Fall für uns immer wieder schön zu sehen, dass viele, die zumindest einigermaßen sichere Lebensumstände haben - das heißt Dach überm Kopf (keine so großen Häuser wie bei uns), Arbeit, und regelmäßig zu Essen - immer mit einem Lächeln auf den Lippen durchs Leben laufen.

Und die Feste! Da wird getanzt, und zwar jeder - es bleiben nur die Sitzen, die gesundheitlich nicht können oder grade eine ernsthafte Diskussion führen. Auch die Padres und Ordensleute tanzen (logischerweise mit weniger Hüftschwung als andre), und keiner beschwert sich drüber, alle finden es normal und es würde niemand einfallen, sich darüber den Mund zu zerreißen. Und in der Art zu feiern und allgemein in dem was man im Mitleben mitkriegt (es ist wirklich schwer zu beschreiben), zeigt sich für uns eine tiefe, innere Fröhlichkeit. Egal schlecht die Straßen sind, oder ob es wieder politische Probleme gibt - ja, das ist ihnen hier bewusst, und es fällt auch nicht hinten runter - aber es werden nicht Stunden mit Diskussionen verbracht, die nur ins Leere führen. Und wenn der Umstand zu schlimm wird, dann unternehmen sie einfach was dagegen.
Ja es gibt auch diejenigen, die sehr desillusioniert wirken. Die abgetragene Kleidung und einige Narben am Körper tragen, oder man deutliche Spuren von einem sehr bewegten Leben sieht. Nicht alles ist eitel Wonne und Sonnenschein. Und trotzdem - was die Kunst zu leben angeht, können wir noch unglaublich viel lernen.



Freitag, 7. März 2014

Breaking News: wir sind umgezogen!

unsere Aussicht :-)
was, wie, wohin? Nicht weit, nur innerhalb der Stadt :).
Wir dürfen jetzt für einen Monat im Gästehaus vom Bischof wohnen. Das heißt, zwei Zimmer und ein Bad für uns, in einem kleinen Häusle hinterm Haus vom Bispo. Super toll im Zentrum gelegen.

Warum? Weil das von Anfang an so ausgemacht war, dass wir nur so ca. 2 Monate bei den Schwestern bleiben, und es danach weitergeht.

Warum wir das nicht früher geschrieben haben? Weil, wie es für hier normal ist, sich das auch erst recht kurzfristig so entschieden hat. Die ganze Geschichte... wäre hier zu lang :).

Und nach dem Monat? schaun ma mal... Wir nehmens dann ganz mit Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen...

Mittwoch, 5. März 2014

Carneval: Alles ist in Bewegung

Letztens habe ich eine nette E-Mail von einem Dozenten aus meiner Betriebswirtzeit bekommen: „Was hat Sie den nach Brasilien verschlagen, der Karneval oder Fußball“. Eigentlich ja weder noch, aber wenn man schon Mal da ist…

Straßenschmuck
Heute, am Aschermittwoch, ist auch schon alles wieder vorbei. Aber anders als bei uns war das VORBEI nicht schon um Mitternacht, sondern heute in der Früh um 5 Uhr. Bis zu diesem Zeitpunkt war die gesamte Stadt in einem
Schon die Ganze Woche wurde die Stadt auf Hochglanz gebracht. Kaputte Straßen wurden repariert, die Straßen geschmückt und die Bordsteine weiß angemalt. Die andere Seite des Karnevals zeigte sich aber auch schon, denn überall in der Stadt mehrten sich die Nachrichten von Überfällen, Entführungen und Einbrüchen. Für uns blieb es zum Glück beim Hörensagen, auch wenn sogar ein Freund mit dem wir in den Karneval zogen einen Einbruch in seine Wohnung nur knapp verhindern konnte. Wir hielten uns einfach an die Ratschläge: legten unsere Eheringe ab, keine teure Kleidung und nach 10 Uhr nicht mehr zu Fuß unterwegs sein.
Ausnahmezustand. Aber erst Mal zurück in die letzte Woche.

Ein Bild vom Dach des Versorgungs-
wagens auf die Strecke
Wir mit unseren Abadás
Für die eigentliche Party wurde die komplette Bundesstraße durch Barreiras auf einer länge von ca. 2 Kilometern gesperrt, also 3 Fahrstreifen, Grünstreifen, 4 Fahrstreifen, Grünstreifen und wieder 3 Fahrstreifen! Auf den Mittelstreifen befanden sich neben Bars und Imbissbuden jede Menge kleiner Läden in denen man blinkende Schwerter, Masken oder sonstigen Faschingsbedarf kaufen konnte. Außerdem Logen und eine Diskothek. Auf den äußeren Fahrstreifen fand die eigentliche Party statt.
Um auch hier einigermaßen geschützt zu sein empfahl man uns ein Abadá (ein T-Shirt) von einem der Blocos zu kaufen. Da uns 5 Tage für 360 Real zu teuer waren, entschlossen wir uns die ersten beiden Tage (Freitag und Samstag) für 100 Real pro Person mitzunehmen.

22 Uhr spielt noch nur die
"Vorband" auf einem Wagen
Und dann kam der erste Tag. Wir wussten natürlich, dass es erst spät losgeht, waren aber um noch ein bisschen zu schauen schon um 10 Uhr abends auf dem Mittelstreifen. Erste Feststellung, es war quasi noch leer. Zweite Feststellung, irgendwie haben die Mädels die Abadás scheinbar überhaupt nicht Schick gefunden und deshalb aus dem Stoff eigene Kreationen gebastelt. Das heißt z.B.: Mehr Ausschnitt, Rückenfrei, Schnürungen, Glitzerapplikationen… der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.


Der Versorgungs-LKW
Mit Bar (bei der Caixa wird gezahlt,
die Getränke werden von oben herab-
gereicht
Um 12 Uhr setzten sich dann die ersten LKWs in Bewegung. Unserer war natürlich der letzte und startete erst um ca. 1 Uhr. Ein Block besteht aus zwei LKWs. Die Straße wird vor, neben und hinter den zwei LKWs mit einem Seil umfasst und in der Mitte tanzen alle (mit dem richtigen Abbata). Auf dem vorderen LKW befindet sich oben auf einem hohen Anhänger eine Band. Der untere Teil besteht aus Lautsprechern. Hinten und vorne auf dem LKW tanzen ein paar leichtbekleidete Damen. Der zweite LKW ist die Versorgungseinheit. Hier gibt es Getränke (Bier oder Limo), Toiletten und oben auf dem Dach kann man sich eine Weile mitfahren lassen, wenn die Beine zu müde geworden sind. Also muss man nicht aus dem Block, außer man möchte einen Cocktail oder etwas zu essen. Um halb vier fuhren wir völlig kaputt aber glücklich nach Hause.
Wenn Pinkeln eine Herausforderung wird
weil sich alles bewegt.

Fabio auf einem der
Bandwagen



Und wir mitten im Block
Am nächsten Tag ging es nicht nur ein bischen früher los (um 23:30 Uhr waren wir in unserem Block). Die Band war auch deutlich besser und die Kamera hatten wir auch dabei. Fabio hatte eine Einladung für einen anderen Block um dort auf dem Wagen mitzufahren, also tanzten wir zu zweit durch die Nacht. Schon am Vorabend war uns der exzessive Alkoholgenuss der meisten Besucher aufgefallen. Dose für Dose, Schnaps für Schnaps wurde die Stimmung gelöster, bis irgendwann gegen drei Uhr die Stimmung anfing zu kippen. Die Leute wurden rücksichtsloser und zum Teil auch etwas aggressiver. Innerhalb des Blocks zum Glück kein Problem. Draußen hatte die Polizei aber schon allerhand zu tun. Nach einer kompletten Runde trafen wir uns mit Fabio und beschlossen uns auf dem Heimweg zu machen.




 


Nach ein paar Tagen Pause wollten wir uns dann am Dienstag noch den „ursprünglichen“ Karneval ansehen. Auf dem Weg dorthin haben wir die wahre Bestimmung für SUV kennengelernt. Montiere auf deinen SUV Boxen. Seitenairbags raus, Boxen rein. Wenn du richtig cool bist, kann die Ladefläche Hydraulisch aufgestellt werden, so dass die Boxen stehen und nicht nur liegen. Leider hatten wir wieder mal keine Kamera dabei, deshalb bleibts bei der Erzählung. Auf dem Gelände angekommen gab es keine LKWs, sondern einen überdachten Platz am Fluss. Bier, Popcorn und anderes gab es wie beim „großen“ Karneval und für Stimmung sorge eine Band auf der Bühne. Insgesamt waren hier viel mehr Familien unterwegs und es war etwas gemütlicher.