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Dienstag, 30. September 2014

Bizzarre Schönheit in der Trockenzeit - São Desederio


Mit unserer Besucherin fuhren wir nach São Desederio um uns dort von einem Fremdenführer durch einen Naturpark zum Lagoa Azul (Blauer See) geführt zu werden. Eigentlich wollten wir da ja schon länger hin, aber beim letzten Versuch hat die Organisation nicht geklappt.

In der Trockenzeit wird es hier ganz schön grau in grau. Also wanderten wir als einzige Farbpunkte durch den grauen Wald bis in einem Tal eine Oase erschien. Grüne Wiesen, ein blauer Bach, Papageienschreie und Vogelgezwitscher.

Der Eindruck konnte nur noch durch den Blauen See übertroffen werden, der sich in einem anderen Tal befand. Mit dem Projekt des Naturparks versucht der Bürgermeister Naturschutz und Tourismus miteinander zu verbinden. Wir finden, das ist gelungen.



Abschließend ging es noch zu einem Badeplatz bei dem leider auch unsere Kamera baden ging und zu Höhlen in denen früher Indianer lebten und ihre Zeichnungen an den Wänden hinterlassen hatten (Leider ohne Bilder).

Sonntag, 28. September 2014

Ab in die Hauptstadt - Brasília!

Im August haben wir erfahren, dass Andrea, eine alte Freundin aus der (ersten) Lehrzeit von mir, eine Südamerika-Reise macht, und wenn sie schon mal da ist, uns besuchen will. Nun ja, eine sehr feine Idee - weil Besuch aus heimatlichen Gefilden immer schön ist. Einziges Problem: Mangel an Portugiesisch. Warum Problem? Nun ja, wäre sie direkt bis Barreiras geflogen, wärs sauteuer geworden + viel Wartezeit. Und ab Salvador oder Brasília Omnibus fahren, ohne ein Wort? Ähm nö. Eher uncool.

Also, haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wir beschlossen, sie in Brasília abzuholen, um Aufwand zu ersparen, und wir lernten damit auch gleich mal die Hauptstadt kennen, wo wir vorher noch nie waren. (und vielleicht auch nicht mehr hin wären).

Nun ja, also Samstag frühmorgens (7) ab ins Auto und los: Inklusive Pausen 8 Stunden Autofahrt in einem weißen Fiat Uno (10 Jahre alt) ohne Klimaanlage, ohne Radio. Zwar mit ner Lautsprecherbox, die aber dank zu schwacher Batterie nach 1Std. den Geist aufgibt.
Wer mir nochmal erzählen will, die Fahrt von Braunau nach Kremsmünster wäre lange (1 Std. 15 min)., den schick ich auf die Tour Barreiras - Brasília...

Nun ja, so um 15 Uhr in etwa waren wir dann auch dort. Brasília an und für sich, ist, wenn man sich dran gewöhnt hat, total einfach: extrem quadratisch und alles ist in Sektoren zusammengefasst. Aber bis man zwischen all den Einbahnstraßen mal die richtige Abfahrt findet! Naja, nach 3 Ehrenrunden am Parkplatz des Mega-Shoppingcenters fanden wir auch hin. Kurz drauf eh wieder ab zum Flughafen. Während wir uns noch in der Ankunftshalle orientieren tippst uns Andrea von hinten schon auf die Schulter...

Den Rest des Abends verbrachten wir dann ratschend, im Hotel, in der Churrascaria... und vor allem mit viel Schlaf.

Am Sonntag ließen wir Andi noch liegen, während Ben und ich uns schon auf den Weg zur Messe machten. Eigentlich wollten wir ja in der berühmten Kathedrale gehen - da Ben aber die Namen vertauscht hatte, hatten wir die Messzeit vom Santuario (Heiligtum) von Dom Bosco rausgesucht. Gut dass wir flexibel sind! Also ab ins Santuario... Und dort blieb uns der Mund offen stehen: Von außen siehts unscheinbar und quadratisch und grau aus. Aber von innen... alle Fenster mit blauem Mosaikglas, tolle Leuchter... Wir waren nur noch am Staunen.



Später das typische Brasília-Sightseeing: Kathedrale:

 

 Regierungsgebäude (erschwert vom Radrennen mitten in der Stadt):
 

Da Brasília erst in den 1960ern gegründet wurde, ist auch die ganze Regierung dort, alles richtig strukturiert reingeplant... Und das sieht man auch am Baustil der Gebäude: Wirken recht "neu", modern. Die Konstruktion von Brasília folgte dem Wunsch, die Hauptstadt eines so riesigen Landes mehr im Landesinneren zu haben (und nicht mehr nur am Hafen, wie Rio oder Salvador). Brasília wirkt auch richtig europäisch vom Angebot: haben sogar einen C&A gesichtet. Wobei die Preise in den Läden horrormäßig hoch waren, sogar in € gedacht :). 
 
Ab Mittag gings dann wieder ab auf die Heimreise: diesmal sogar in 7,5 h. Aber danach waren wir wirklich heilfroh (und streichfähig), als wir wieder ankamen.

Pequi de Ouro

Stilisierter Pique-Baum
mit aufgeschnittener Frucht
Und dann, kurz bevor wir uns auf einen Roadtrip nach Brasilia begaben war da noch die Verleihung der “Pequi de Ouro” (Goldene Pequi). Die Pequi ist eine typische Frucht für Bahia und gilt als Spezialität. Fragt man allerdings die Leute nach deren Geschmack, gibt es eigentlich nur zwei Antworten: Schrecklich oder Herrlich.

Wir gehören leider seit der ersten Berührung mit der Frucht zur ersten Gattung. Was aber möglicherweise an der relativ rudimentären Darreichungsform (nur gekocht bzw. einmal mit Zucker) liegen könnte. Wer will kann die Frucht sogar in Europa kaufen http://www.finefoodtrading.com/produkte/pequi.html. Der Preis hier ist aber deutlich günstiger, da es die Früchte zur Erntezeit im Überfluss gibt.

Der Preis
Zurück zum Thema. Die Pequi wächst wild auf der Cerrado (gesprochen: Sehado) und im Gebiet des Rio Grande und wurde deshalb als Symbol für einen Preis ausgewählt, der an Menschen verliehen wird, die sich für den Schutz der Natur, des Lebensraums (also auch die hier seit langen Zeiten ansässigen Menschen)  und der Hochebene (Cerrado) im Gebiet des Rio Grande einsetzen.

Verliehen wird der Preis von der Entwicklungshilfeagentur 10envolvimento (gesprochen: Dessenwollwimento; dt. Entwicklung; www.10envolvimento.org.br). Um zu verstehen, wie notwendig das ist, muss man drei Dinge wissen.

Erstens: Die Cerrado ist das Quellgebiet der großen Flüsse Rio Grande und Rio San Francisco und der meisten Zuflüsse. Mittlerweile wird die Ebene sehr stark durch die industrielle Landwirtschaft genutzt. Für den Anbau dieser Mengen von Soja, Mais, Baumwolle, Kaffee usw. benötigt man unglaubliche Mengen Wasser, die durch Tiefbrunnen mit ca. 300 m dem Boden entzogen werden. Früher, war das nicht notwendig, denn da gab es in der Trockenzeit ab ca. 2 m tiefe ausreichend Wasser für die Vegetation im sandigen Boden. Mittlerweile ist der Wasservorrat aber schon so stark angezapft, dass die Entnahme reglementiert ist und es keine weiteren Rechte mehr zur Entnahme von Wasser gibt. Nichts desto trotz ist in diesem Jahr das erste Mal seit den Aufzeichnungen die Quelle des Rio San Francisco in der Trockenzeit ausgetrocknet. Wohl gemerkt eine Quelle, die normal so gut mit Wasser gefüllt ist, dass man sogar in der Trockenzeit noch darin schwimmen konnte.
Zweitens: Die Hochebene umfasst mit zwei Millionen Quadratkilometern ein Gebiet, dass Deutschland (357 Mio. m²)ungefähr 5,6 mal aufnehmen könnte. Das macht eine Überwachung der Gesetzte relativ schwierig. Z.B. Der Umgang mit Müll ist leider eher fahrlässig. Und so findet man im schönsten Naturschutzgebiet unter Umständen Bierdosen und Plastiksackerl. Aber auch der Umgangston, wenn es darum geht der industriellen Landwirtschaft Platz zu verschaffen, kann auch mal rauer werden (Da werden schon mal Kleinbauern verprügelt, weil sie ihr Land nicht verkaufen wollen)

Drittens: Die Region rund um Barreiras lebt von und mit der industriellen Landwirtschaft. Stirbt die Landwirtschaft, sterben hier auch tausende Jobs. Für die Bevölkerung hier ist es also nicht so einfach abzuwägen, was das größere Übel ist.

Genau deshalb ist es wichtig, dass es mutige Menschen gibt, die auf die Probleme hinweisen. Und genau darum wurden diese auch geehrt: 3 Damen, die eine (teils kritisch kommentierende) Radiosendung moderieren, einen Herrn, der sich für die Agrarreform, also den Kampf der Kleinbauern um ihr Land einsetzt, ein Institut für Forschung… usw. Natürlich gab es auf der Veranstaltung auch noch Musik und ein Essen mit Pequi. Auch wenn es lecker roch (Pequi mit Reis und Hünchen) verzichteten wir und machten uns auf den Weg nach Hause.
Diakon Martin Mayr mit seiner Ehefrau. Leiter der
Entwicklungshilfeagentur 10envolvimento und
einer der Preisträger 2014

Samstag, 27. September 2014

Fest des Friedens - Ja, Padres können auch animieren!

Die Diskussion, wie lebendig ein Gottesdienst sein soll, ob ein Pfarrer die "Pflicht" hat, die Gottesdienstbesucher zu animieren, oder ob das den Gottesdienst entwertet, oder ob Padres, die berühmt sind, das Kirchenimage zu sehr verweltlichen... diese Diskussion ist alt, und wurde schon von vielen vor uns geführt (und wir nach uns geführt werden), daher steig ich hier nicht drauf ein.

Aber erstmal von vorne: Manchmal witzel ich mit Benjamin rum, dass die erste Idee zum Verlängern kam, als ich vom Konzert von Padre Fábio de Melo hörte, dass 4 Tage nach dem erst geplanten Abflugstermin stattfinden sollte. Wie ihr wisst, war das nicht der einzige Grund... Wie auch immer, da wir schon mal da waren, wollte ich auch unbedingt aufs Konzert fahren - ich mein: so viele junge, singende Pfarrer gibts in Österreich wirklich nicht (ich kenn tatsächlich nur einen).

Padre Fábio de Melo ist hier relativ bekannt - durch ein paar Eigenkompositionen und Vertonung von anderen Kirchenliedern. Die aktuelle CD wurde sogar bei Sony veröffentlicht - was für hiesige Künstler ein Ritterschlag ist. 

Typisch für uns (manch deutsch/österreichische Gewohnheiten legt man sehr schwer ab), waren wir viel zu früh dort, also fast die Ersten. Klar kennen wir das hiesige Zeitmanagement schon, aber naja, ein Konzert, gratis noch dazu, wo wir schon vorher wussten, dass mind. 9 Omnibusse aus Barreiras anreisen würden... Aber egal, wir sahen uns schon mal das riesige Gelände an, hatten noch genügend Zeit zum Essen, die ersten, auch zu früh kommenden Freunde zu begrüßen...

Interessanterweise war 5 Minuten vor Beginn immer noch nicht extrem viel los. Ja, der Platz war voller, aber man konnte sich immer noch bewegen... Und wider Ankündigungen von Freunden, die behaupteten dass das Konzert sowieso 1h verspätet beginnen würde, begann es nur mit 20 Minuten Verspätung. Und es war ziemlich cool! Klar, die Atmosphäre eines Rockkonzertes herrschte nicht, aber es war echt harmonisch und ziemlich friedlich - was echt passte, da es im Rahmen des "Fest des Friedens" stattfand.

So gegen Mitte des Konzerts wurde dann auch  mal das Bewegen etwas schwieriger - was es auch den rumlaufenden Merchandising-Händlern etwas erschwerte.

Alles in allem wars genial: Die Musik war super, die Band sehr sehr gut, die Dauer mit 2h auch angenehm und das alles gratis - Respekt.



Die, die aus dem Süden kamen – Missa dos Gauchos




v. r.: Pe. Christian Mayr, Bischof Dom Josafá,
Unbekannt, Ir. Erenita
Wenn einen der Bischof fragt, ob man mit ihm irgendwohin fahren möchte, ist das grundsätzlich immer eine gute Idee. Zum einen, weil uns das immer auch die Möglichkeit gibt relativ frei mit Dom Josafá zu sprechen (was eine echte Ehre für uns ist) zum Anderen aber, weil die Ausfahrten mit ihm immer interessant sind. Dieses Mal ging es in die Stadt mit dem sperrigen Namen Luís Eduardo Magalhães. Von der Stadt werden wir mit Sicherheit noch was erzählen, denn im Oktober wohnen wir dort zwei Wochen.
Nur so viel, die Stadt liegt im Diözesangebiet von Barreiras und hat etwas über 70.000 Einwohner. Vor dreißig Jahren gab es die Stadt quasi noch nicht und erst seit 2000 hat die Stadt ihren jetzigen Namen. Das heißt die meisten Einwohner sind „zuagroaste“ oder hier Gaúchos, also Landwirte aus dem Süden des Landes, die hier die große Chance sahen. Und als diese aus dem Süden nach Bahia kamen brachten sie nicht nur das Wissen für die landwirtschaftliche Nutzung der Erde mit, sondern auch ihre eigenen Bräuche und Sitten.

Diese Sitten, Bräuche, Tänze und Trachten werden in eigenen Clubs gepflegt und erhalten. Und einmal im Jahr findet eine – quasi historische – Messe statt. Mit der traditionellen Kleidung, alten Texten und alten Liedern. Für die Burghauser: Das ist so ungefähr wie eine Burgfestmesse.
Pater Christian empfing uns im Pfarrhaus und kleidete den Bischof – der so gar nicht wie ein Gaúcho aussieht – in die traditionelle Tracht ein. Dom Josafá gefiel das Ganze sichtlich.

Im Anschluss an die Messe gab es noch ein leckeres Essen, mit vielen Salaten und einer Reispfanne mit Rindfleisch.