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Sonntag, 29. Juni 2014

Es lebe der König – Pfingsten mal anders

Wie, was, warum König? Pfingsten? Was haben die beiden jetzt miteinander zu tun? Pfingsten ist doch das Fest bei dem der Heilige Geist auf die Jünger Jesu herabgekommen ist und nicht Christkönig.

Zumindest für die Region Barreiras passt alles irgendwie zusammen. Eine Schwester hier erklärte es uns einmal so: Irgendwann zur der Zeit als Brasilien noch von einem König regiert wurde erwartete die Bevölkerung von Barreiras die Ankunft des selbigen. Die ganze Region bereitete sich auf diese Ankunft um Pfingsten herum vor. Doch, der König kam dann doch nicht. Was macht man aber mit all dem Zeug, dass man vorbereitet hat (Straßenschmuck, Kirchenschmuck, Blumenmädchen, Reitergarde…). Verwenden, ist doch klar! Ist ja auch zu schade, wenn alles weggeschmissen werden muss.

Da grade Pfingsten vor der Tür war, entwickelte hier in der Region Pfingsten einen ganz eigenen Charme. So eigen, dass selbst die Gauchos (Brasilianer aus dem Süden) nur so staunten.

Schon Wochen vorher gehen Trupps durch die Gemeinden um für „Divino Espirito“ (Göttlicher Geist, obwohl ja Pfingsten eigentlich Pentecostes heißt) zu sammeln. Dabei machen sie lautstark mit Feuerwerk und Gesang auf sich aufmerksam. Das Geld das dabei zusammenkommt, wird für Deko und für ein Essen (Frühstück, Mittagessen und/oder Abendessen) verwendet. Zum Essen sind dann alle eingeladen (=Kostenlos). Zuletzt stellt der Trupp einen Masten mit einer Divino Espirito Fahne vor die Kirche.

Der Empfehlung von Ir. Sabina und Pe. Iolando folgend nahmen wir so viel wie möglich an den Festivitäten teil: Morgenmesse in der Villa Brasil, Mittagessen im Zentrum und Abends nach Barreirinhas (unserem aktuellem Wohnviertel).

Nachdem wir schon das Frühstück verpasst hatten (weil wir mal ausschlafen wollten) begann die Messe mit dem Einzug der Divino Espirito Kapelle, anschließend Messdiener und Pfarrer, eine Taubenstatue, der Fahnenträger mit Fahne, ein Engel mit Bibel, weitere Kinder als Engel verkleidet mit Fahnen auf denen die Gnadengaben des Heiligen Geistes standen, der Capitão, der König und die Krone, der Prinz und die Prinzessin. Alles ist in Rot und weiß geschmückt.

Anschließend ging es für uns (nach ein bisschen Hallo sagen) weiter ins Zentrum unserem zweiten Wohnviertel. Dort war die Messe vorüber, Bingo wurde verschoben, weil nicht genug Leute ein Los gekauft hatten, also auf zum Essen. Und das konnte sich sehen lassen: Feijão, Reis, Tomatensalat und Grillfleisch. Dazu wurden eiskalte Erfrischungsgetränke gereicht. Auch hier trafen wir sehr viele Bekannte und Freunde. Eigentlich erstaunlich, wie viele Menschen man in einem halben Jahr so kennenlernt.

Last but not least, ging es nach Hause um in der Kirche São Sebastião die fulminanteste Messe des Tages (zumindest für uns) zu erleben. Die Reitergarde hatte nicht nur den Namen, sondern kam tatsächlich auf vier Pferden daher. Die Taubenstatue musste von einem Motorrad gezogen werden und es gab nicht nur einen Prinzen und eine Prinzessin, sondern ein ganzes Bataillon davon. Dazu kam, dass die Familie des in diesem Jahr verstorbenen Hauptorganisators mitmarschierte. Der Bischof krönte den König und dann konnte die Messe beginnen.

So jetzt kommen die Preise:

Der Preis für die am schönsten geschmückte Kirche geht an: Vila Brasil São José

Der Preis für das beste Essen geht an: Centro São João Batista

Der Preis für die schönste Parade geht an: Barreirinhas São Sebastião

Der Preis für die größte Panne geht an: Barreirinhas São Sebstião
(Eigentlich war geplant, dass ein Schwarm weißer Tauben während der Messe starten sollten. Dumm nur, dass die Tauben überhaupt keinen Grund sahen, warum sie in stockfinsterer Nacht irgendwohin fliegen sollten. Allerdings dicht gefolgt von Vila Brasil São José, weil eine der zwei Tauben nach dem Freilassen von unten gegen das Dach der Kirche geflogen ist, abstürzte und nach starthilfeversuchen durch beherzte Kirchgänger auf einem der gespannten Dekotücher den Rest der Messe verbrachte.)

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