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Sonntag, 29. Juni 2014

Viva São João!



Noch ein Kirchenfest? Oh ja! Der Juni ist hier als Monat der Feste bekannt (auch „Festas Juninas“ genannt). Warum? 13.6. Hl. Antonius, 24.6. Hl. Johannes der Täufer, 27.6. Fest des Hl. Herzens Jesu, 29.6. Hl. Petrus & Paulus (in Bayern unter „Päda und Paul“ bekannt). Kombiniert mit der WM sorgt das dafür, dass man fast jede Woche mindestens einen Tag frei hat. Feiertage sind hier, genauso wie in Deutschland natürlich der Grund, am Tag vorher ein Fest oder Partys anzusetzen. 

Im Juni sind die eig. Immer nur mit Forró. Außerdem, je näher São João kommt, sieht man immer mehr Frauen und Männer auf den Festen mit Karohemden und Strohhüten. Am Tag selbst ist es Tradition, Sachen zu kombinieren, die eig. Nicht zusammenpassen (z.B. Karo und Blümchen), Mädels machen sich zwei Zöpfe und malen sich Sommersprossen auf die mit Rouge bedeckten Wangen, Männer lassen sich einen unordentlichen Bart stehen. Am Vorabend wird zudem ein Feuer angezündet, über das dann auch mal gesprungen wird. 

Warum das alles eigentlich? Lt. Den Erklärungen meiner Kollegin hat alles seinen Ursprung im Feuer. Das Feuer hängt nämlich tatsächlich mit dem Hl. Johannes zusammen, da seine Mutter Elisabeth nach seiner Geburt ein Feuer angezündet hat, um Maria über eben diese zu informieren. Da die Leute auf den Dörfern noch wesentlich religiöser sind als in der Stadt, wurde dies zur Sache der Dorfler erklärt. Und die Städter machten sich dann einen Spaß daraus, die sogenannten „Matutas“ (Mato = Gras, also im Gras wohnenden, aus dem Gras kommenden) nachzuahmen. Da findet man auch gewisse deutsche Vorurteile wieder: Landeier wissen nicht, wie man sich anzieht (daher die Musterkombi), weder wie man sich frisiert (die zwei Zöpfe werden auch oft auf unterschiedlicher Höhe montiert), noch wie man sich schminkt oder pflegt (übertriebenes Rouge, eig. Gehört auch noch ein schwarzer Zahn und knalleroter Lippenstift dazu). Und der Forró kommt dann daher, dass das der einzige Tanz ist, den die vom Land kennen und Tanzen können (weil er einfach ist).

So viel zum Allgemeinen. Wie habens wir verbracht? Eingeläutet wurde es bei uns eig. Schon von 13.-15. Juni, da da ein Fest der Jugendgruppe direkt vor unserer Haustür stattfand (die Party gehen nämlich schon seit Ende Mai bis St. Petrus). Den Vorabend von São João haben wir bei Freunden verbracht, eine recht gemütliche Gartenparty, mit Musik, ratschen… Und eher weniger tanzen. Aber mit Feuer!

Am Feiertag selbst war natürlich Festmesse mit Prozession im Zentrum, da die Kathedrale São João geweiht ist, die übervoll aber sehr sehr schön war. Danach gings aber in den Park, um die besten Quadrillas der Region anzuschaun.
Unter Quadrillas kann man sich in etwa so eine Art von Formationstanz wie er in Deutschland zum Karneval stattfindet vorstellen. Aber: Hier wird auch immer noch eine Geschichte dazu erzählt, und das Ganze ist superschön aufgebaut mit tollen Kostümen und Deko… (Kleidung siehe Foto) Meist geht es in den Geschichten natürlich um Liebe, bei den 2 die wir gesehen haben war einmal ein kleines Drama, dass die Braut vor der Hochzeit schon schwanger war, bei der anderen verliebte sich eine Vogelscheuche in ein Mädchen und wurde zum echten Mann durch seine Liebe. Und das Ganze wie gesagt von Tanz umrahmt. Es ist aber wirklich schwer, das zu beschreiben… 




Und wie schon erwähnt: Mit dem Festtag selbst ist die Zeit noch nicht vorüber! Denn am Freitag danach hatten wir dann Fest im Catavento – das ziemlich genau den typischen Klischees entsprach und wirklich schön und voller Freude war – mit viel, viel Tanz mit den Kindern, mit kleinen Einlagen, mit einer Quadrille und den typischen Gerichten: Canchica, Popcorn, Kuchen basierend auf Mais… Die Fotos sprechen auch ein bisschen für sich :-). 

 


 





Back to the roots



Braucht man in einem Jahr als Voluntär denn eigentlich Urlaub, wenn man in einem Land arbeitet, wo andere Urlaub machen? O ja! Weil – Arbeit ist Arbeit, und obwohl sie anders ist als zu Hause wird man doch auch irgendwann müde.
Außerdem hatten uns schon einige hier empfohlen, nicht nur in Barreiras sitzen zu bleiben, sondern uns auch ein bisschen was vom Rest Brasiliens anzuschaun. Also haben wir uns ganz frech mal 2 Wochen Urlaub genommen. 

Und eine davon wollten wir nach Alagoinhas. Warum? Weil dort die brasilianische Niederlassung der ökumenischen Brüdergemeinschaft von Taizé (Frankreich) ist.
Da ja (wie in den Anfangsblogs zu lesen) unser Weg mit dem Glauben in Taizé damals begonnen hatte, wollten wir dann auch, als wir von der Existenz von Alagoinhas erfuhren, unbedingt da hin. Einfach, um mal die Stimmung, das alles, wieder zu erleben.

Die Reise da hin war auch gar nicht so einfach – weil ursprünglich war es schon im Februar geplant – was aber aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert hat. Dann haben wir zufällig erfahren, dass ein befreundeter Padre hinfährt, weil er etwas abholen muss. Also haben wir gefragt ob wir mit dürfen – und so war die Situation für beide Seiten super. Er musste nicht die ganzen 10 Stunden selbst fahren, und wir konnten zum einen mit ihm Zeit (die bei Padres hier sehr rar ist) verbringen und zum anderen auch ein bisschen die Kosten ökonomisieren. Nach einigen hin und hers stand dann auch endlich das Reisedatum fest: 16.-20. Juni. 

Die Reise ging erstmal mit einem Zwischenstop in Vanderley los – am ersten Abend fuhren wir also nur 2h, und durften dann im „Nachbarort“ übernachten. Dort besuchten wir die Novene zum Fest São João – und wies zu dieser Zeit üblich ist, gabs bei der normalen Quermesse dann zusätzlich Quentão (Heißgetränk aus Cachaça, Ingwer und anderen Zutaten, gibt’s auch basierend auf Wein), Canchica (schwer zu beschreibender süsser Brei mit ganzen Maiskörnern) und natürlich: Forró! Obwohl wir nicht viele Leute vor Ort kannten, wars doch ein sehr sehr schönes Fest :-). 

Am nächsten Tag gings dann auch tatsächlich schon um 6 Uhr morgens weiter – während der Reise  wurde uns dann zum ersten Mal bewusst, wie vielfältig die Landschaft Brasiliens sein kann. Nur weil in Barreiras gerade Trockenzeit ist, heißt das nicht, dass es überall in Brasilien so ist, im Gegenteil. Und so kamen wir durch wunderschöne, grünende Landschaften, mit Hügeln, teilweise Bergen – und wenn nicht zwischendrin die Palmen wachsen würden, hätte mans fast (!) für Oberösterreich halten können. 

Gegen Abend (17 Uhr) kamen wir dann auch in Alagoinhas an – wobei das erste witzige Erlebnis war, dass dort niemand an der Pforte war, alles wie ausgestorben… Weil zu der Uhrzeit grade ein WM-Spiel von Brasilien stattfand! In der Halbzeit kam auch sofort ein Bruder, um uns aufzunehmen (gottseidank kamen wir quasi zur Halbzeit an). Die erste Handlung dort war dann auch: zweite Halbzeit gemeinsam mit den Brüdern und Arbeitern anschauen. (zum Thema WM kommt dann auch nochmal ein Blog von Ben). 

Gebetskapelle (wenn wenige da sind)
Danach gabs Abendessen und Abendgebet – was mit den Taizé-typischen Gesängen abgehalten wurde, aber: nicht in verschiedenen Sprachen, sondern alles, alles in portugiesisch. Und natürlich ist die Stimmung anders, da in Alagoinhas nur 5 Brüder sind, eine Mitarbeiterin und eben die Voluntäre die immer mal wieder wechseln (in unsrem Fall 2). Aber trotzdem fanden wir genau das Gefühl, dieses einfache, zur Ruhe kommen, auf den Kern besinnen dort wieder vor. 
Am nächsten Tag hatten wir erstmal gemütlichst Zeit zum Frühstücken, was wir auch ausgenutzt haben. Dort überraschte uns Bruder Henrique, der spontan vorbeikam, sich über eine Stunde mit uns unterhielt, uns nach unseren Wünschen für den Aufenthalt fragte… Uns damit so richtig das Gefühl von angekommen und willkommen sein vermittelte. Sein Angebot, mit uns täglich ca. ne Stunde Bibelarbeit zu machen nahmen wir natürlich dankend an. Den Rest vom Tag hatten wir Zeit, das Gebiet dort zu erkunden – und das ist wirklich eine Oase mitten in der Stadt, mitten in einem Armenviertel. Die Zimmer sind sehr einfach gehalten, und die Bauten allgemein auch, aber die Blumen- und Rasenanlagen sind wunderschön und liebevoll gestaltet, auch die Malereien und Mosaike an den Wänden – durch das ganze Gelände zieht sich eine Atmosphäre von Ruhe, Geborgenheit… Es gibt so gar einen eigenen (recht naturbelassenen) Garten mit kleinen Sitzgelegenheiten, in dem sich regelmäßig 4 Mikos (Miniäffchen) aufhalten.

Den ersten Tag hatten wir noch wunderschön für uns, danach kam eine größere Gruppe für eine Schulung an. Und mit ihr: Deutsche! Die Jungs hatten nichts mit der Schulung zu tun, sondern waren nur wg. Der WM da und grade auf einen Sprung dort vorbeigekommen – und so wurde die internationale Mischung aus Polen, Deutschland, Österreich, Spanien und Brasilien immer größer.

Am zweiten Tag abends hatte dann Bruder Henrique die Kirche wunderschön mit Kerzen und Musik vorbereitet und überall Fragen zur Lebensreflexion verteilt, und wir hatten so viel Zeit wie wir wollten um sie für uns zu beantworten.




Für uns waren die 2, 5 Tage dort insgesamt super erholsam, weil wir waren wirklich ohne jedwede Erwartung hingefahren, hatten nur vor auszuspannen – und wurden dann auch noch super betreut. Es war auch ein sehr schönes Erlebnis, sich auf die Ursprünge zu besinnen, auf das, wo alles „angefangen“ hat, wieder auf den Kern des Ganzen zu kommen.

Für wen jubelt ihr eigentlich?

Fußball-WM im eigenen Land sind wir ja schon gewöhnt. Die WM in Deutschland und die EM in Österreich-Schweiz haben uns auf das hier vorbereitet. Brasilien und Fußball gehört zusammen wie Brasilien und die Mutter Gottes – Untrennbar. Und normalerweise ist ja auch klar, für wen die Brasilianer jubeln, für Brasilien natürlich… mal schauen.

Von allen Leuten wurden und werden wir gefragt, für wen wir denn jubeln werden bei der WM. Für mich ist es klar, „wenn Deutschland spielt juble ich natürlich für die Nationalelf“. Bei Vicky ist die Lage schon schwieriger… Nein, nicht wirklich. Den Österreichern gefällt es immer, wenn sie den Piefkes eins auswischen können, das verändert auch keine Ehe mit einem. Also  jubelt sie für Brasilien. Sollte bis aufs Viertelfinale eigentlich keine Probleme geben. Wenn die Brasilianer da allerdings gegen Deutschland verlieren, wurde mir schon nahegelegt nicht unbedingt im Deutschland-Shirt singend durch die Straßen zu tanzen.

In Deutschland gibt es ja, wie in Burghausen, Public-Viewing, also Fernsehen XXL. Hier in Barreiras gibt es so was leider nicht. Public-Viewing gibt’s in ein paar ganz großen Städten. Hier muss man sich mit Bildschirmen in Bars begnügen, wenn man nicht zufällig einen guten Freund mit Sky und einem 40 Zoll Fernseher kennt... so wie wir. Diakon João baute seinen Fernseher kurzerhand bei Papa auf und die ganze Familie und ein paar Freunde kommen zu den Brasilienspielen. Die Deutschlandspiele durfte ich mir eher einsam oder max. 3 anderen auf einem kleinen TV ansehen.
Cerveja bem gelada
Bier, schön kalt!

Überhaupt bewirken Brasilienspiele einen Ausnahmezustand. Geschäfte haben geschlossen, alle öffentlichen Ämter ebenso. Für Schüler gibt es Schulfrei und die beliebtesten Biersorten sind in den Supermärkten vergriffen. Vor allem Brama machte bei einem Spiel Werbung indem es 3 Gebinde mit á 12 Dosen (330 ml) zum Preis von 2 gab. Wenn ein Tor fällt hört man das in der ganzen Stadt, da sofort Feuerwerke abgeschossen werden.

Diakon João mit seiner Frau
Und so auch beim 4 zu 1 Brasilien gegen Kamerun. Zu beginn noch alles wie gehabt, alles sitzt zusammen, fiebert mit, drinkt eiskaltes Bier oder Erfrischunsgetränke, knabbert usw.. Bis das erste Tor für Kamerun fällt. Plötzlich ein lauter Jubelruf von Carol direkt rechts neben mir. Alle drehen sich mit fragendem Blick um, „Für wen jubelst DU eigentlich?!“.

Die Lösung des Rätsels: Carol hat in der Arbeit bei einem Tippspiel mitgemacht und auf ein 3:1 für Brasilien getippt. Währe es dabei geblieben hätte Sie ca. 400 Real gewonnen. Demensprechend traurig war das Gesicht beim 4:1.

++++ Aktualisierung++++
Soeben hat Brasilien gegen Chile im Elfmeterkrimi gewonnen. Dieses Mal haben alle für die Richtige Manschaft gejubelt.

Es lebe der König – Pfingsten mal anders

Wie, was, warum König? Pfingsten? Was haben die beiden jetzt miteinander zu tun? Pfingsten ist doch das Fest bei dem der Heilige Geist auf die Jünger Jesu herabgekommen ist und nicht Christkönig.

Zumindest für die Region Barreiras passt alles irgendwie zusammen. Eine Schwester hier erklärte es uns einmal so: Irgendwann zur der Zeit als Brasilien noch von einem König regiert wurde erwartete die Bevölkerung von Barreiras die Ankunft des selbigen. Die ganze Region bereitete sich auf diese Ankunft um Pfingsten herum vor. Doch, der König kam dann doch nicht. Was macht man aber mit all dem Zeug, dass man vorbereitet hat (Straßenschmuck, Kirchenschmuck, Blumenmädchen, Reitergarde…). Verwenden, ist doch klar! Ist ja auch zu schade, wenn alles weggeschmissen werden muss.

Da grade Pfingsten vor der Tür war, entwickelte hier in der Region Pfingsten einen ganz eigenen Charme. So eigen, dass selbst die Gauchos (Brasilianer aus dem Süden) nur so staunten.

Schon Wochen vorher gehen Trupps durch die Gemeinden um für „Divino Espirito“ (Göttlicher Geist, obwohl ja Pfingsten eigentlich Pentecostes heißt) zu sammeln. Dabei machen sie lautstark mit Feuerwerk und Gesang auf sich aufmerksam. Das Geld das dabei zusammenkommt, wird für Deko und für ein Essen (Frühstück, Mittagessen und/oder Abendessen) verwendet. Zum Essen sind dann alle eingeladen (=Kostenlos). Zuletzt stellt der Trupp einen Masten mit einer Divino Espirito Fahne vor die Kirche.

Der Empfehlung von Ir. Sabina und Pe. Iolando folgend nahmen wir so viel wie möglich an den Festivitäten teil: Morgenmesse in der Villa Brasil, Mittagessen im Zentrum und Abends nach Barreirinhas (unserem aktuellem Wohnviertel).

Nachdem wir schon das Frühstück verpasst hatten (weil wir mal ausschlafen wollten) begann die Messe mit dem Einzug der Divino Espirito Kapelle, anschließend Messdiener und Pfarrer, eine Taubenstatue, der Fahnenträger mit Fahne, ein Engel mit Bibel, weitere Kinder als Engel verkleidet mit Fahnen auf denen die Gnadengaben des Heiligen Geistes standen, der Capitão, der König und die Krone, der Prinz und die Prinzessin. Alles ist in Rot und weiß geschmückt.

Anschließend ging es für uns (nach ein bisschen Hallo sagen) weiter ins Zentrum unserem zweiten Wohnviertel. Dort war die Messe vorüber, Bingo wurde verschoben, weil nicht genug Leute ein Los gekauft hatten, also auf zum Essen. Und das konnte sich sehen lassen: Feijão, Reis, Tomatensalat und Grillfleisch. Dazu wurden eiskalte Erfrischungsgetränke gereicht. Auch hier trafen wir sehr viele Bekannte und Freunde. Eigentlich erstaunlich, wie viele Menschen man in einem halben Jahr so kennenlernt.

Last but not least, ging es nach Hause um in der Kirche São Sebastião die fulminanteste Messe des Tages (zumindest für uns) zu erleben. Die Reitergarde hatte nicht nur den Namen, sondern kam tatsächlich auf vier Pferden daher. Die Taubenstatue musste von einem Motorrad gezogen werden und es gab nicht nur einen Prinzen und eine Prinzessin, sondern ein ganzes Bataillon davon. Dazu kam, dass die Familie des in diesem Jahr verstorbenen Hauptorganisators mitmarschierte. Der Bischof krönte den König und dann konnte die Messe beginnen.

So jetzt kommen die Preise:

Der Preis für die am schönsten geschmückte Kirche geht an: Vila Brasil São José

Der Preis für das beste Essen geht an: Centro São João Batista

Der Preis für die schönste Parade geht an: Barreirinhas São Sebastião

Der Preis für die größte Panne geht an: Barreirinhas São Sebstião
(Eigentlich war geplant, dass ein Schwarm weißer Tauben während der Messe starten sollten. Dumm nur, dass die Tauben überhaupt keinen Grund sahen, warum sie in stockfinsterer Nacht irgendwohin fliegen sollten. Allerdings dicht gefolgt von Vila Brasil São José, weil eine der zwei Tauben nach dem Freilassen von unten gegen das Dach der Kirche geflogen ist, abstürzte und nach starthilfeversuchen durch beherzte Kirchgänger auf einem der gespannten Dekotücher den Rest der Messe verbrachte.)

Sonntag, 1. Juni 2014

Aller guten Dinge sind drei!

... Umzüge nämlich :-) Ja, wir sind (schon wieder) umgezogen. Und irgendwie fühlt es sich wie Schlüpfen an. Schlüpfen? Ja - zumindest stell ichs mir so vor, wie wir uns jetzt fühlen, dass es sich wohl anfühlt, wenn ein Küken ausm Ei schlüpft. Weil: Raus aus dem behüteten (Kloster, Bischofshaus), rein ins selbstständige, in die Eigenverantwortung, in die eigene, kleine aber feine Wohnung (netterweise direkt neben der Kirche).

Gestern haben wir mit Hilfe von einigen Freunden die neue Wohnung bezogen - d.h. Ben ganz klassich mit den Männern ab nach St. Luzia (eine Pfarre, von der wir uns die Möbel leihen dürfen), ich blieb mit einer Freundin und einem Bekannten in der Wohnung, Farbspritzer wegkratzen, kehren, wischen... Damit die Möbel nicht in den Dreck gestellt werden müssen.

Als sie mit den Möbeln ankamen, konnte ich mir das Grinsen echt nicht verkneifen - weil das, was in Deutschland definitiv nicht durchgehen würde (von der Anhängerbeladung her), ist hier kein grosser Grund zur Aufregung... Ich meine, wir haben ja schon vieles in der Art gesehen, aber die "eigenen" Sachen da drauf, nur mit Seilen gesichert... Aber das Bild spricht für sich.

                            

Arbeiter haben natürlich auch Hunger - und ich dachte ursprünglich daran, Pizza zu bestellen - und dann kam plötzlich die Ehefrau vom Vermieter rein und meinte "Du, ich mach Essen für euch alle". ich so "für alle?? (waren 7) "ja, klar..." Da blieb mir dann kurz der Mund offen stehen - weil so viel Grosszügigkeit und Anteilnahme erlebt man selten.
Im Allgemeinen wars einer der schnellsten Umzüge, den ich bis jetzt erlebt hatte (also mit Möbeln). Weil durch die vielen helfenden Hände wars auch ganz schnell vorbei.

Geschirr und Co hatten wir uns die Tage vorher schon angefangen zu organisieren (bei den Schwestern von São Bento, beim Bischof selbst...) und zu holen, ums für die restlichen Monate hier ausleihen zu können. Und am Nachmittag gings dann natürlich an die ersten Einkäufe... War logisch dass wir am Abend eigentlich nur noch ins Bett wollten - aber irgendwie gings dann doch anders aus (mit nem sehr gemütlichen Bierchen und Freunden).

Aktuell sind wir sehr glücklich über die Selbständigkeit, über unser eigenes kleines Reich... Falls jemand denkt (so wie ich anfangs) "na mit Mission  hat des in der eigenen Wohnung wohnen (weil es is ja quasi nicht anders wie daheim) nimmer viel zu tun" - ähm, doch. Weil eigentlich, wenn man immer bei jemandem wohnt, ist DAS nicht das normale Leben in der Kultur. Eigentlich beginnt jetzt der spannende Teil - weil wenn wir zum Beispiel Freunde jetzt bei uns haben, dann agieren wir so, wie wirs jahrelang gelernt haben. Was aber nicht immer dasselbe ist, wie es hier üblich ist. Genau jetzt beginnt der spannende Teil, das Mittendrinsein  - wir sind nichts Besonderes mehr... (aber trotzdem noch beschützt)

Der Bischof kommentierte den Umzug mit "ist ein guter Tag, ihr zieht mit Maria um" (31. Mai wird hier der Besuch Mariens bei Elisabeth ganz gross gefeiert).