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Montag, 7. Juli 2014

Der Weg der klingenden Steine



„Um 5 Uhr in der Früh ist Treffpunkt bei der Kirche São José, aber wir müssen schon um 20 vor 5 bei den Schwestern sein, damit wir unser Auto parken können“, warum nochmal habe ich ja zu dieser Wallfahrt gesagt? Als wir pünktlich bei den Schwestern vor der Tür standen, waren die noch nicht ganz wach, macht aber nix, denn ohne sie fährt der Bus nicht.

Gut das die brasilianischen Busse nicht mit unseren „Wir pferchen 52 oder mehr Leute in einen Reisebus“ vergleichbar sind. Hier sitzen ca. 50 Leute in bequemen Liegesesseln und wenn man sich warm anzieht, kann man auch ganz gut schlafen. Und schon nach kurzen 5 Stunden waren wir in der Nachbardiözese und Stadt Bom Jesus da Lapa (dt. „Der gute Jesus (von) der Felshöhle“ Quelle: Wikipedia). Die Unterbringung war streng nach Männern und Frauen getrennt und einfach – Vergleichbar mit einem Matratzenlager auf einer abgelegenen Berghütte, aber mit fließend Wasser und einem Kühlschrank.

Schon im Bus versuchte ich herauszufinden, ob ein Programm für die drei Tage geplant ist, die wir dort verbringen würden, bekam aber keine Auskunft. OK, also organisieren wir mal den Ersten Tag. Ich wollte das Deutschlandspiel um 13:00 Uhr nicht verpassen, die Brasilianer nicht das Brasilienspiel (04.07.). Also planten wir ein bisschen außen rum. Erst die Grottenkirchen und Grottenkapellen besuchen, dann Mittagessen mit Fußball schauen und anschließend auf den Felsen klettern, danach das Fußballspiel der Brasilianer ansehen und den Eröffnungsgottesdienst besuchen.

Der 322 m hohe Felsen ist quasi durchlöchert wie ein schweizer Käse und ragt in unmittelbarer nähe zum Fluss São Francisco aus der Flussebene. In den beiden größten Höhlen befinden sich zwei Kirchen. Daneben gibt es noch kleinere und größere Höhlen, die wie Kapellen für die verschiedenen Heiligen genutzt werden. Bei uns hätte sich wahrscheinlich längst der Naturschutz darüber beschwert, aber von dem war 1691, als sich hier ein Einsiedler niederließ, Gott sei Dank, nichts zu hören. Und so konnte sich hier einer der größten Wallfahrtsorte in Brasilien entwickeln.

Nach dem siegreichen Spiel der Nationalelf und einem leckerem Mittagessen bestiegen wir den Felsen in der Mittagshitze. Für den Aufstieg wählten wir den steileren Weg. Über blankgeschliffene Steine, vom Schweiß der vielen Pilger, ging es durch tiefe Schluchten hinauf auf die Anhöhe mit Gipfelkreuz. Von diesem Punkt aus hatten wir einen wunderschönen Überblick über das gesamte Umland bis hin zu den Bergen der Diamantenebene. Und da sich die Brasilianer auf das Spiel vorbereiteten waren wir mit unserer kleinen Gruppe quasi alleine, insgesamt zu 10. 

Wir genossen den gerade den Ausblick, als ich ein Geräusch wie aus einer Schmiede hörte. Was war das? Unsere Begleiter erklärten, dass das hier mit mehreren Steinen geht und wenn man einen Klang hört, bedeutet das, dass man wieder kommt. Also gut, hauen wir auch mal drauf… Und tatsächlich hört man einen glasklaren Ton. Auf unserem Weg über den Felsen Richtung eines Punktes mit dem Namen Pão de açuca (dt. Zuckerbrot) konnte ich es nicht lassen und schlug immer wieder mit einem Stein auf die Felsen um diesen (fast) jedes Mal einen anderen Ton zu entlocken. Der Aussichtspunkt heißt übrigens so, weil vom Kalkstein nach den vielen Jahren der Erosion nur Kristallspitzen mit dünner Kalkschicht geblieben sind, die von einer weißen „Kack-Schicht“ der hier lebenden Geier überzogen ist, was dann eben so aussieht wie das bekannte Essen.

Zurück vom Felsen sahen wir uns das Brasilienspiel beim Public-Viewing an, genossen anschließend die Messe mit 3.000 Pilgern und versuchten in unseren Zimmern zur Ruhe zu kommen, denn am nächsten Morgen ging das Programm (ja, wir hatten jetzt sogar ein offizielles Programmheft) schon um 5 Uhr los.

Das Fazit nach drei Tagen Bom Jesus da Lapa:
Danke an unsere Freunde hier, die uns diese Reise empfohlen haben. Danke auch an die Gemeinschaft bei der Reise und in der Unterkunft. Danke für die Fußwallfahrt am zweiten Tag mit den Indianern, von denen wir vielleicht noch Mal berichten werden. Ich habe die Reise sehr genossen und würde jedes Mal wieder mitmachen.

Mehr Bilder gibts auch hier: https://www.flickr.com/photos/121956313@N07/sets/72157645565056751/

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