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Sonntag, 28. September 2014

Pequi de Ouro

Stilisierter Pique-Baum
mit aufgeschnittener Frucht
Und dann, kurz bevor wir uns auf einen Roadtrip nach Brasilia begaben war da noch die Verleihung der “Pequi de Ouro” (Goldene Pequi). Die Pequi ist eine typische Frucht für Bahia und gilt als Spezialität. Fragt man allerdings die Leute nach deren Geschmack, gibt es eigentlich nur zwei Antworten: Schrecklich oder Herrlich.

Wir gehören leider seit der ersten Berührung mit der Frucht zur ersten Gattung. Was aber möglicherweise an der relativ rudimentären Darreichungsform (nur gekocht bzw. einmal mit Zucker) liegen könnte. Wer will kann die Frucht sogar in Europa kaufen http://www.finefoodtrading.com/produkte/pequi.html. Der Preis hier ist aber deutlich günstiger, da es die Früchte zur Erntezeit im Überfluss gibt.

Der Preis
Zurück zum Thema. Die Pequi wächst wild auf der Cerrado (gesprochen: Sehado) und im Gebiet des Rio Grande und wurde deshalb als Symbol für einen Preis ausgewählt, der an Menschen verliehen wird, die sich für den Schutz der Natur, des Lebensraums (also auch die hier seit langen Zeiten ansässigen Menschen)  und der Hochebene (Cerrado) im Gebiet des Rio Grande einsetzen.

Verliehen wird der Preis von der Entwicklungshilfeagentur 10envolvimento (gesprochen: Dessenwollwimento; dt. Entwicklung; www.10envolvimento.org.br). Um zu verstehen, wie notwendig das ist, muss man drei Dinge wissen.

Erstens: Die Cerrado ist das Quellgebiet der großen Flüsse Rio Grande und Rio San Francisco und der meisten Zuflüsse. Mittlerweile wird die Ebene sehr stark durch die industrielle Landwirtschaft genutzt. Für den Anbau dieser Mengen von Soja, Mais, Baumwolle, Kaffee usw. benötigt man unglaubliche Mengen Wasser, die durch Tiefbrunnen mit ca. 300 m dem Boden entzogen werden. Früher, war das nicht notwendig, denn da gab es in der Trockenzeit ab ca. 2 m tiefe ausreichend Wasser für die Vegetation im sandigen Boden. Mittlerweile ist der Wasservorrat aber schon so stark angezapft, dass die Entnahme reglementiert ist und es keine weiteren Rechte mehr zur Entnahme von Wasser gibt. Nichts desto trotz ist in diesem Jahr das erste Mal seit den Aufzeichnungen die Quelle des Rio San Francisco in der Trockenzeit ausgetrocknet. Wohl gemerkt eine Quelle, die normal so gut mit Wasser gefüllt ist, dass man sogar in der Trockenzeit noch darin schwimmen konnte.
Zweitens: Die Hochebene umfasst mit zwei Millionen Quadratkilometern ein Gebiet, dass Deutschland (357 Mio. m²)ungefähr 5,6 mal aufnehmen könnte. Das macht eine Überwachung der Gesetzte relativ schwierig. Z.B. Der Umgang mit Müll ist leider eher fahrlässig. Und so findet man im schönsten Naturschutzgebiet unter Umständen Bierdosen und Plastiksackerl. Aber auch der Umgangston, wenn es darum geht der industriellen Landwirtschaft Platz zu verschaffen, kann auch mal rauer werden (Da werden schon mal Kleinbauern verprügelt, weil sie ihr Land nicht verkaufen wollen)

Drittens: Die Region rund um Barreiras lebt von und mit der industriellen Landwirtschaft. Stirbt die Landwirtschaft, sterben hier auch tausende Jobs. Für die Bevölkerung hier ist es also nicht so einfach abzuwägen, was das größere Übel ist.

Genau deshalb ist es wichtig, dass es mutige Menschen gibt, die auf die Probleme hinweisen. Und genau darum wurden diese auch geehrt: 3 Damen, die eine (teils kritisch kommentierende) Radiosendung moderieren, einen Herrn, der sich für die Agrarreform, also den Kampf der Kleinbauern um ihr Land einsetzt, ein Institut für Forschung… usw. Natürlich gab es auf der Veranstaltung auch noch Musik und ein Essen mit Pequi. Auch wenn es lecker roch (Pequi mit Reis und Hünchen) verzichteten wir und machten uns auf den Weg nach Hause.
Diakon Martin Mayr mit seiner Ehefrau. Leiter der
Entwicklungshilfeagentur 10envolvimento und
einer der Preisträger 2014

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