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Donnerstag, 27. Februar 2014

Berichte, Organisation und spontane Heiterkeitsausbrüche – die Diözesanversammlung

Auch ein Grund, warum man in letzter Zeit so wenig von uns zu hören bekam lag in der Diözesanversammlung  bzw. In den Vorbereitungen dazu.  Ben und ich hatten die Aufgabe bzw. Auch Ehre, eine Minipräsentation zu halten – ich durfte eine Aufstellung über das bis jetzt verbrauchte Material für den Bau des Memorials machen, Ben die Fotos der Baustelle herzeigen.

Und wie das oftmals so ist bei Präsentationen (ja, das ist bei uns genauso): Es gibt logischerweise 2 Tage vorher noch eine arbeitsintensive Änderung (das heisst bis Abends um 10 vorm Laptop) im Arbeitsauftrag, die sogar noch intensiver gewesen wäre, wenn wir nicht schon vorausschauend gründlich-deutsch gearbeitet hätten (deutsche Gründlichkeit rockt!). Auch logisch, dass an eine wichtige Zahl für die Aufstellung nicht einfach so ranzukommen ist, sondern die woanders geholt werden muss, natürlich am Tag wo die Versammlung beginnt, und zwar 20 Minuten vorher. Gottseidank sind wir nach 2 Monaten hier in Gelassenheit schon etwas geschulter...

Und dann – der Tag der „Assembleia Diocesana“. Wir konnten uns ja vorher gar nichts drunter vorstellen – 3,5 Tage Versammlung, mit dem ganzen Klerus (Padres, Diaconos), Ordensleuten (Frauen und Männern), Vorsitzenden der verschiedenen Pastoral-Gruppen sowie Laien, die wahlweise in der Kurie arbeiten oder sich sonst recht engagieren. Und uns.

Wie sollte es auch anders sein – die obligatorische „Hallo, wir sind die Neuen“- Vorstellung durfte auch hier nicht fehlen – wobei uns viele ja schon von den Vorstellungsrunden in den Kirchen kannten. Danach gings auch schon los – Tag 1 mit vielen Vorträgen, die sehr spannend waren – z.B. über die Bildungssituation in Brasilien, über die bevorstehende Campanha da Fraternidade, über erreichtes im vergangenen Jahr... Tag 2 war dann etwas zäher: Neuwahlen von Bereichskoordenatoren, Aufstellung eines neuen Organigramms -  unsre Präsentationen, Erklärung des neuen Logos, sowie des Berufungsjahrs, etc. Grundsätlich interessant, aber einfach viiiiel Informationen. Und, wie wir die Planungen in diesem Land langsam kennen: Mittags die Anfrage, ob wir Abends bei der Noite Cultural was machen wollen. Also – dann verziehn wir uns einfach mal am Nachmittag und bereiten vor. Und was machen Österreicher im Ausland? Richtig, Walzer tanzen. Also heim, Lied runterladen, Tracht bügeln (wenn schon, denn schon!), wieder hin (nur 2h sind echt nicht viel für alles).

Naja, ihr könnt euch das Hallo vorstellen  als wir in Tracht kamen - und zugegebenermassen haben wirs auch sehr genossen... Die Noite Cultural sah dann so aus: ein Moderatorenpärchen eröffnete, mit so ner Art Mini-Theater, und natürlich nem Tanz (ihr könnt euch vorstellen, wie lustig das aussieht, lateinamerikanische Sachen in Tracht), und dann erstmal Büffet. Danach waren wir an der Reihe. Gottseidank sind wir ja nicht die einzigen Österreicher hier -  so haben wir dann auch gleich Sr. Sabina und Pfarrer Christian verpflichtet, um nen Schneeballwalzer draus zu machen: wir fangen an, und jeder holt immer mehr auf die Bühne.

Die Gesichter der Mädels, die Ben holte, waren meist von leicht verlegen bis panisch „ich kann das nicht!“; ich hatte mehr Glück -  der erste Padre den ich holte, konnte wirklich gut Walzer (war auch schon in Österreich), und die danach -  des ging eigentlich auch. Auf jeden Fall wars ne Riesenhetz, und passte gottseidank recht gut ins restliche Programm, das eigentlich nur noch aus Tanzen bestand. Und zwar alle tanzten! Natürlich kamen auch wir nicht aus -  und wurden zum Forró lernen verpflichtet -  am Ende des Abends gings dann immerhin schon ein bisschen... Aber so viel Spass das Tanzen da auch macht, es ist schon nochmal extra heftig, bei der Hitze, in nem kleinen Raum. Obwohl die Party (leider) schon um 10 aus war, wars ein sehr genialer Abend – so viel Spass hatten wir bis dahin hier noch nie! Tag 3 bestand dann noch aus der Organisation des Terminplans, aus verschiedenen Kleinberichten, und Tag 3,5 wurde alles zusammengefasst.

Wobei der Abend vom Freitag extrem beeindruckend war – es war die Eröffnung der Kampagne der Brüderlichkeit – wos heuer um das Thema Menschenhandel geht. Das ist keineswegs antiquiert, sondern topaktuell und passiert leider sogar direkt in dieser Diözese hier. Und es war eine sehr beeindruckende Eröffnung -  mit einer lebenden Ausstellung, mit Theatereinlagen, Zeugenberichten und Reden von hohen Verantwortlichen. Und das wichtigste Resumee: Aufklärung der Jugendlichen! Weil der Handel ist nur möglich, weil Gewisse die Hoffnung der Jugendlichen auf ein besseres Leben, Lohn und eine Zukunft ausnützen können...
spontan-Karaoke

Also im Grossen und Ganzen war die Versammlung -  nichts anderes, als bei uns eine Arbeitsversammlung, abgesehen von spontanen Heiterkeitsausbrüchen in Form vom spontanen-geistliche-Lieder-singen. Aber sonst Je eine vor- und nachmittägliche Jausn-Pause, Mittag -  und Abendessen, und Zeit zum Erholen – dazwischen  Austausch unter Einzelnen (die sich aufgrund der Grösse der Diözese nur bei diesen Treffen sehen), oder auch Scherzerein, Diskussionen in grossen Gruppen. Bei den Vorträgen natürlich jene, die gut aufpassen, aber auch welche, die zwischendrin mal ins Land der (Tag)träume abdrifteten... Und obligatorisch, die, die am Ende des Vortrags eine Diskussion über die Inhalte anzetteln (die dann am Ende bei nem ganz anderen Thema aufhört).


Für uns wars super dass wir dabei sein durften (es war auch noch auf nem paradiesischen Gelände)-  mit dem Sprachverständnis gings auch mehr oder weniger  - wobei das schon nem Sprachmarathon gleichkam. Und vor allem wars super zum Kontakte knüpfen – uns kennt jetzt fast jeder, so wie es auch für uns jetzt schön ist, wieder mehr  zu kennen, wieder mehr zu wissen, wo man sich hinwenden kann...

Mittwoch, 26. Februar 2014

Obst, Obst, Obst...

Nach einer Woche ständig unterwegs sein und nur sehr eingeschränktem Zugang zum Internet, ist es an der Zeit ein wenig zurückzuschauen. Und da fiel mir auch gleich die Rubrik „Essen und Trinken“ ins Auge, die ich bisher schändlich vernachlässigt habe. Bis auf „Pão de Queijo“ steht da nämlich noch nichts drinnen.

Aber das passt ganz gut, denn am Sonntag den 16. Februar waren wir bei Henrique (gesprochen Henhiki) zum Geburtstag auf das Chácara – ein kleiner sehr einfacher Bauernhof – von Freunden eingeladen. Egal zu welchem Anlass natürlich darf der ständige Begleiter bei jedem Essen nicht fehlen: Feijão (Ein Bohneneintopf) und Reis. Ohne diese beiden Dinge ist hier ein Essen eben kein Essen, sondern maximal ein kleiner Imbiss. Daneben gab es Nudelsalat mit Tunfisch, Hühnchen, Rindfleisch und natürlich noch eine süße Nachspeise – Wobei Süß eine glatte Untertreibung ist: In Zucker eingekochte Früchte (ich sage absichtlich nicht Marmelade, denn da ist nicht so viel Zucker drinnen) mit eingedickter süßer Sahne (Süßrahm).

Danach braucht man erst Mal einen kleinen Verdauungsspaziergang. Und bei dieser Gelegenheit führte uns Henrique zu den angebauten Pflanzen auf dem Hof und ließ uns ein paar Sachen kosten.

Maniok: Vicky sagt immer, es handele sich um eine Weiterentwicklung der Kartoffel. Es handelt sich um eine sehr stärkehaltige mehrjährige Pflanze, deren Wurzeln wie Kartoffeln gekocht essbar sind. Roh ist die Pflanze allerdings giftig. Daneben gibt es die Maniok auch in getrockneter pulverisierter Form und wird dann zum binden von Soßen oder wie Parmesan verwendet.

Ananas: Man erkennt Sie noch nicht auf dem Bild, aber dass was da aus der Erde wächst wird eine Ananas. So erfährt man also, dass die nicht auf einem Baum wachsen, sondern Bodennah.

Bananen: Abgesehen davon, dass es hier viele verschiedene Sorten gibt, werden die hier oft grün geerntet, aber wenn man die Frucht dann aufschneidet, ist Sie nicht so wie bei uns, sondern dort, wo die Kerne entstehen ist eine zuckersüße gelbe Masse… sehr lecker zum Frühstück.
Citrusfrüchte: Neben Orangen, wachsen dort noch jede Menge anderer Zitrusfrüchte, deren Namen ich mir leider nicht gemerkt habe. Wichtig, die meisten sind süß, wenn sie sich orange verfärben eigentlich nicht mehr gut und haben viele Vitamine.

Zuckerrohr: Die Pflanze sieht aus wie Schilf, wird ca. 2,5 Meter hoch und wenn man am faserigen Strunk saugt kommt ein süßer ein wenig nach Honig schmeckender Saft heraus. Normal wird das ganze gepresst und anschließend zu Zucker oder Cachaça verarbeitet.
Maumau (Papaya): Lecker zum Frühstück. Die Frucht wird aus der Schale herausgelöffelt ist, wenn sie reif ist, sehr lecker. Allerdings habe ich in Deutschland noch nie so gute bekommen. Die Kerne werden hier in der Regel den Hühnern vorgeworfen. Ich finde, die kann man aber auch gut zum Würzen hernehmen… schmeckt ein bisschen wie Kresse.
Schuppen-Annone: Von außen sieht die ja nicht gerade lecker aus. Bricht man die Schale aber auf, findet sich ein leckeres weißes Fruchtfleisch darinnen. Vorsicht beim Essen, das Fruchtfleisch enthält schwarze, steinharte, etwa pienienkerngroße Kerne, also lutscht man das Fruchtfleisch von den Kernen.

Goiabada: Die haben wir bisher nur in Fruchtsaftform kennengelernt und soll viele Vitamine enthalten.

Und zu guter Letzt, die Kaschu (Cashew): Diese besteht aus einer Frucht, die zu Saft verarbeitet wird und dem Samen, der unten an der Frucht hängt und den wir geröstet als Nuss zu kaufen bekommen.

Die meisten Früchte kennt man natürlich aus dem Supermarkt (so wie hier Äpfel) oder aus dem Internet, aber es ist schon was anderes, wenn man sie direkt vom Baum pflücken kann.

Sonntag, 16. Februar 2014

So anders und doch so ähnlich - Teil 1: Die Musik

Wie sind die Brasilianer so? Also als erstes: es gibt nicht "Den Brasilianer". Weil die im Süden komplett anders sind als im Norden. Und das Land auch viiiiiiiiiiiiiiiiel zu groß ist, als dass sich alle total ähnlich sein könnten.

Das heißt, wenn wir von unseren Erfahrungen erzählen, oder wie was so ist, dann bezieht sich das immer auf das Bundesland Bahia, genauer gesagt Barreiras.

Also ab zur ersten Kategorie: Musik :)
Da wir schon zu Hause immer wieder mal Gottesdienste mitgestaltet hatten, waren wir natürlich auch hier recht interessiert, wie die Lieder denn so sind, ob die wirklich so viel flotter sind wie bei uns, uvm.

Wir hatten aber nicht mit dem gerechnet, was wir dann zu sehen bekamen - ja, die Lieder sind "neuer" als bei uns (heißt, definitiv jünger als 1500). Aber Samba-Rhythmen, auch in der Kirche? Ne, eher nicht - wenn dann  nur bei den größeren Feiertagen, wo sie auch richtig gute Bands haben.

Sondern: Das wahre Land des 3/4 Takts ist nicht Österreich, sondern Brasilien! Ernsthaft!
Zum Einen wird man bei den meisten Liedern an Schlager erinnert, und zum Anderen ist es manchmal schwer, bei den Rythmen dann nicht ins Schunkeln zu kommen. 

  Wir dachten uns, dass es vielleicht nur in der einen Kirche/Pfarre so wäre, aber als wir uns von einem Padre 2 Liederbücher (mit 1500 Liedern) ausleihen durften, um uns mal einzulesen, hat sich diese Annahme zerschlagen - es ist fast überall so. In etwa 40% des Buches waren die Lieder 3/4 Takt, die anderen 40% 6/8 Takt und dann noch ab und zu den normalen 4/4 Takt dazwischengestreut.
Damit ein bisschen Abwechslung reinkommt, dann noch mal eben 12/8 (bzw. 6/4), oder ein absoluter Exot, den ich bis dahin noch nie gesehen hatte: Ein 3/8 Takt.

Vor allem die Rhythmen sind doch oft recht ähnlich - wenn 6/8 ist, dann ists erstmal quasi ne Halbe mit 2 Achteln hinterher... So ein bisschen wie unser eiiiins.... zwei drei (ummmm... tata).

Was absolut cool ist: Die Liedtexte werden, sofern ne Wand zur Verfügung ist, wirklich immer mit dem Beamer eingeblendet - so dass auch wirklich jeder mitlesen kann. Und: Die Sänger werden definitiv gehört - weil jede Kirche hat Mikros und einen riesigen Verstärker (der natürlich auf volle Lautstärke aufgedreht ist).

Guter Stichpunkt für "normale" Musik: Hauptsache laut! Das was bei uns unter Lärmbelästigung fallen würde (und kein TÜV in Deutschland erlaubt), ist hier Standard - der Sinn eines Kofferraums? Richtig, Boxen reinbauen! Dann Deckel auf, Musik auf volle Lautstärke und eine ganze Straße beschallen. Wenns länger dauern soll, auch noch Motorhaube auf und die Autobatterie an die Stromversorgung anschließen.
Ansonsten ist die meiste Musik portugiesisch, also englische Lieder hört man eher weniger; und von der Art her... ists schon sehr oft der typische Samba-Rhythmus, und es deutlich eine Vorliebe für ganz laaaaanggezogene Wörter beim Gesang merkbar.

Und bei Festen/Hochzeiten läufts so: Es wird mit einem Rhythmus begonnen, meistens Forro (sehr typischer Tanz, wir arbeiten noch daran, ihn zu lernen), und der wird mindestens 15 Minuten ohne Pause durchgezogen. Die Lieder gehen fließend ineinander über, aber der Takt bleibt - für alle, die gerne Tanzen, und nicht in der Mitte des Liedes vom Platz gehen wollen eine echte Herausferderung :). 

Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, welche Art von Musik uns jetzt dann im Karneval (wo jetzt schon Aufbauarbeiten laufen) erwarten wird...

Donnerstag, 13. Februar 2014

Lange Tage, kurze Nächte

Manchmal muss man Spontan sein. Nach einer Messe auf der Baustelle des gerade entstehenden Memorials für den verstorbenen 1. Bischof Barreiras, Dom Richardo Weberberger, fragte uns der aktuelle Bischof, ob wir nicht Lust hätten zu einer Familie mitzufahren.

Ja, klar, wann? Jetzt! Ein kurzer Blick auf die Uhr: 20:45, warum eigentlich nicht. Wir sind ein bisschen müde vom Tag aber das geht schon noch, wird schon nicht so lange dauern. Der Bischof muss ja auch früh raus...

"Wir fahren zu einer sehr einfachen Familie, die ein bisschen feiern, weil Sie es geschafft haben sich ein Auto zu kaufen." - Als wir ankommen werden wir erst Mal fröhlich geknuddelt und herzlich empfangen. Angekündigt waren wir zwar nicht, trotzdem gibt man uns das Gefühl wirklich willkommen zu sein. Der Grill ist angeworfen, das Buffet steht am Tisch - Hunger haben wir zwar keinen mehr aber ablehnen ist auch unhöflich.

In Ermangelung von Platz werden wir mit dem Bischof einfach an dem Tisch des Buffets gesetzt, Teller und los geht’s, Beef Stroganoff (traumhaft gut), Hühnchen, Reis mit Käse überbacken, Tomatensalat, Bohneneintopf... Und das waren jetzt nur die Beilagen! Vorher gibt es als Appetitanreger erst mal ein paar Stückchen Fleisch. Während dem Essen wirft der Gastgeber eine Flanke nach der anderen auf den Grill. Diese werden in mundgerechte Stücke zerteilt und die besten Stücke werden uns angeboten.

Daneben gibt es kalten Rotwein und eiskaltes Bier. Irgendwann tragen die Gastgeber ein Sofa nach draußen und fangen an Gitarre zu spielen. Dazwischen gibt es immer wieder Fleischhäppchen, Wein und Bier. Beim Bier hilft selbst Abwinken oder nicht trinken nicht viel, der Gastgeber tauscht warmes Bier sofort aus und schenkt immer wieder kalt nach. Vicky geht’s beim Wein nicht viel besser. Man könnte fast meinen, denen macht es Spaß uns abzufüllen.

Der Bischof singt kräftig und gut mit und fordert uns auf, dies ebenfalls zu tun. Das endet schlussendlich darin, dass wir zwei Solos "Country Roads" und "Whats up" verpasst bekommen. Wir und der Bischof haben definitiv nicht mit einem so lustigen Abend gerechnet und der Bischof freute sich besonders über die Internationalität.

Um Mitternacht verlassen wir müde und satt die Party. Das war ein Fleischfetzenhappening! Und das stell ich mir unter einem volksnahen Bischof vor!

Freitag, 7. Februar 2014

Mehr als einfach nur viel unterwegs – ein Tag im Leben eines Geistlichen (aus der Sicht von uns Laien)


Ben und ich haben hier das Glück, dass wir quasi direkt unter der Verantwortung bzw. dem Schutz der Diözese stehen/arbeiten, und daher auch recht viel mit dem Bischof zu tun haben. So auch vor ungefähr einer Woche, als er uns fragte, ob wir Lust hätten, mit ihm aufs Land rauszufahren und eine Gemeinde zu besuchen – wo die Firmung stattfindet.


Da wir auch ein bisschen was vom Gebiet der Diözese sehen und kennenlernen wollen, waren wir natürlich dabei. Und wie sieht dann so ein (Sonn)Tag mit dem Bischof aus?

7:30 Uhr: Abfahrt bei uns. Vor uns liegen 1,5 h Autofahrt, mit nem kurzen Kaffee-Zwischenstop bei dem Priester, der für das Dorf zuständig ist, dann weiter, über die inzwischen schon bekannten Buckelpisten (die sie Straße nennen) bis zum Dorf.

9:30 Uhr: Empfang des Bischofs mit Musik, Gesang, wehenden Fahnen; mit Umzug zur Kirche. Alle haben ihre schönsten Sonntagskleider aus dem Schrank geholt…

10:00 Uhr:  Beginn der Firmung – mit ca. 20 Firmlingen (nur aus diesem Dorf), die Kirche platzt aus allen Nähten – und auch Ben und ich werden nach Ankündigung des Bischofs nochmal extra vorgestellt und begrüßt (ob ich da jemals souverän vorne stehen werde… keine Ahnung :) ).

11:45 Uhr: Die Firmung ist zu Ende – aber das Foto machen noch lange nicht. Nochmal ungefähr ne halbe Stunde wollen alle Firmlinge + Familien und andre unbedingt Fotos mit dem Bischof machen; manche sogar mit uns.

12:15 Uhr: Weiter geht’s zum Haus der Sängerin. Dort erwartet uns ein reichhaltiges Mittagessen – und wie in Brasilien so oft schon gesehen: Die Gäste dürfen am Tisch sitzen, während die Hausbesitzer mit dem Teller auf den Knien essen. Beim Essen Konversation über Probleme der Pfarre, über soziale und berufliche Angelegenheiten, über Probleme der Einzelnen.

Um 14 Uhr geht’s weiter… raus aufs Land, wo uns ein Mann unbedingt den Platz zeigen will, wo er plant, eine Kapelle zu errichten, und die Zustimmung oder Ablehnung des Bischofs erwartet. Gleich darauf weiter in dessen Haus, wo die Frau mit Gegenständen wartet, die sie geweiht haben will.
Und so geht’s weiter – der dort ansässige Pfarrer will dem Bischof unbedingt so viele wie möglich der zugehörigen Gemeinden mit deren Kirchen zeigen, und so machen wir auch bei jeder Kirche halt. (insges. 3). Überall, wo die Leute merken dass wir kommen, strömen sie in Scharen herbei, es wird ein gemeinsames Vater unser gebetet und weiter geht’s. Jedes Mal schon fast enttäuschte Gesichter, weil der Bischof nur 5 Minuten Zeit für sie hat.

Um halb 4 dann noch ein Nachmittagskaffee bei einer alten Freundin der Diözese – und um 4 ein leicht gestresster Blick auf die Uhr, da um 6 Uhr abends noch eine Abendmesse in der Pfarre zu halten ist. Und auf die Frage (bei der Autofahrt), ob das ein typischer Sonntag gewesen wäre, ein klares und deutliches „Ja“.

Wenn man so drüberliest, könnte man meinen, das alles ist ja nicht soooo schlimm. Aber ganz ehrlich? Sogar für uns, die jetzt „nichts“ zu tun hatten, war es anstrengend. Und ich kann mir vorstellen, dass es für einen Geistlichen nochmal anstrengender ist. Denn bei jedem Besuch muss man sich wieder neu in die Menschen hineindenken, jeder kommt relativ schnell mit seinen Problemen an (die unsereins in normalen Gesprächen vielleicht nach 3 Bier erfährt), und erwartet Hilfe, Rat. Und jeder will auch, dass ihm ordentlich zugehört wird. 

Das alles kommt noch zu dem, dass die Leute sowieso immer eine gute Predigt und Verwaltung der Pfarre/Diözese erwarten.

Ich zieh auf jeden Fall meinem Hut vor allen, die diesen Beruf ausüben. Weil das, was im Volksmund immer unter „der trinkt doch sowieso nur Kaffee und isst sich durch“ fällt, ist in Wirklichkeit Arbeit, Seelsorge - und auch mal solche, die sich nicht an Arbeitszeitenregelungen hält...

Donnerstag, 6. Februar 2014

Projekt Nr. 1 - Erstellen einer kleinen Bibliothek

Wer uns kennt, weiß - Wir lieben Bücher. Von daher war der quasi erste richtige Arbeitsauftrag eine große Ehre für uns.

Phase 1: Die Aufgabe
Erstellt eine Bibliothek und sortiert dabei Dubletten aus. Um dem ganzen ein bischen Nachhaltigkeit zu verleihen, sollten wir Ir. Taine mit in dieses kleine Projekt einbinden, damit diese nach unserer Abreise für Ordnung sorgen kann.

Phase 2: Konzeption
Wie es sich für ein anständiges Projekt gehört wollten wir uns keine unnötige Arbeit machen und überlegten uns erst Mal, was genau wir brauchen. Aufkleber für die Bücher, Karten für die Bücher, eine Liste in der Man nach Bücher Suchen kann, Kategorien usw.. Außerdem mussten wir erst Mal alle Bücher durchforsten, um Doppelte oder stark beschädigte Bücher ausfindig zu machen.

Da alle Bücher in einem wilden durcheinander gestapelt waren, fehlte uns darüber hinaus der Platz um zuerst Mal alle Bücher zu sortieren. So beschlossen wir, dass Ir. Taine mit der Sortierung von Büchern nach Kategorien loslegt, während wir die ersten Bücher schon Mal eintippen. Als Liste hätten wir natürlich die Möglichkeit gehabt nach einer kostenlosen Software zu suchen oder eine Access-Datenbank anzulegen, um das ganze aber auch später einfach zu halten entschlossen wir uns für eine einfache Excel Liste.

Phase 3: Die Umsetzung
Also erst Mal zum Einkaufen. Damit wir etwas lernen ging das natürlich nur zu dritt - Nicht sehr effizient, aber dafür gibt's hinterher auch keine Missverständnisse. Im Geschäft bemerkten wir natürlich, dass nicht jeder seine genauen Vorstellungen offengelegt hat, also gab es ein kurzes Brainstorming, wie wir was verstanden haben und wie wir es anschließend umsetzen. Aufklebergröße und Papierstärke für die Karteikarten sind da so Stichwörter. Außerdem muss man auch bedenken... in Barreiras ist das mit dem Drucken so eine Sache. Feuchtigkeit in der Regenzeit und Staub in der Trockenzeit setzen den Elektrogeräten hier ganz schön zu. Aber dazu später mehr.

Während Ir. Taine anschließend alle Bücher grob in Kategorien ordnete, tippten Vicky und ich alle Bücher ein und sortierten ebenfalls noch ein bisschen nach, falls mal ein Buch in die falsche Kategorie gewandert ist. Leider haben wir die Kategorien nicht vorher ganz genau besprochen, so dass wir plötzlich immer mehr Kategorien bekamen - Und wie das in Projekten halt so ist, waren die nicht immer allen drei Personen gleichzeitig bekannt. Naja, es muss ja auch noch später was für die Wartung geben.

Am 17. Januar dann meldete Vicky Vollzug. Alle Bücher waren fertig in der Liste. Zuletzt tippten wir zu dritt die Daten in die Liste und führten diese am Ende zusammen.

Dann hieß es Nummern vergeben, Aufkleber und Karteikarten drucken, alles Aufkleben, nach Nummern ordnen mit den Karteikarten versehen und ins Regal einreihen. Wie schon erwähnt war das mit dem Drucken so ein Spaß. Im Büro war es heiß. Die Kombination Ventilator und frisch bedrucktes, hochglänzendes Papier machte keinen Sinn und ohne Ventilator fressen einen die Mücken. Erst mal rückte ich dem Drucker mit Alkohol, Schmirgelpapier und Putzlappen zu leibe, damit der Druck vernünftig aussieht und das Papier ordentlich eingezogen wird. Und dann hieß es drucken, kleben...

Und dann war es so weit. Wir waren fertig. Naja fast.

Phase 4 / 5: Überprüfung und Wartung
Leider waren nicht alle Ausdrucke verwendbar und leider reichte am Ende das Papier nicht. Darüber hinaus fanden sich am Ende noch ein paar Bücher, die wir nicht in der Liste erfasst hatten oder evtl. fälschlicherweise als Dublette rausgeworfen hatten. Auch die ausgewählte Reihenfolge der Sortierung (Kategorie, Buchtitel nach ABC aufsteigend) erwies sich hin und wieder als nicht 100 % Sinnvoll. So hätten wir z.B. bei den Heften besser nach der Heftnummer sortiert oder bei Büchern aus Serien nach Autor und anschließend nach der Buchnummer. All das stellten wir beim Einsortieren der Bücher ins Regal fest.

Grundsätzlich findet man nun jedes Buch und Heft, denn über die Liste kann man nach jeder Spalte oder nach Begriffen suchen, sortieren und/oder filtern. Mit neuen Büchern hätte die alte Sortierung nach ABC eh nicht mehr gestimmt (zumindest im Bücherregal, denn da geht es nach Nummern) und für spätere Verbesserungen sind jetzt die Grundlagen gelegt.

Das Nachdrucken und Nacherfassen von Büchern hat übrigens schon Ir. Taine übernommen, so dass die Wartung sichergestellt ist.