Ich hab jetzt selbst mal unsere Blogeinträge so überblättert. Und wenn man die liest, bekommt man schon das Gefühl, dass unser Leben hier das Leben eines Traumauslandsaufenthaltes ist. Sonne, Musik, Reisen, Wasserfälle, coole Aufgaben...
Ja, es ist ein Traum! Und gleichzeitig aber auch nicht.
Ganz ganz ehrlich? Ein bisschen Heroismus hat fast jeder, der ins Ausland geht, um in sozialen Projekten zu arbeiten, doch immer in sich. Die Hoffnung, Fußspuren zu hinterlassen, irgendwas Bewegendes zu machen. Dafür zu sorgen, dass man sich verewigt. Keiner würde es offen zugeben, aber es ist so. Und natürlich ist es auch am Anfang so, dass einem die Helfer vor Ort sagen, dass es das nicht sein wird. Dass man nicht glauben sollte, in einem Jahr viel bewegen zu können.
Aber kommt schon - wer hat immer gleich sofort auf das gehört, was ihm seine Eltern oder ältere Geschwister oder ... gesagt haben? Um nachdem auf die Schnauze fallen festzustellen, dass sie Recht hatten?
Dann kommt der Alltag - und mit ihm die Welle der Ernüchterung. Wenn bei der Arbeit im Kinderprojekt, die Kinder sich trotzdem immer noch nicht wie die reinsten Engel benehmen (wobei man mit aller Liebe mit ihnen gesprochen hatte); wenn in einem anderen Bereich der Pastoral nichts vorwärts geht, weil naja, das mit dem Termine vereinbaren um mal Organisation zu machen nicht so eng gesehen wird - man hat ja für alles viiiiiiiiiiiiel Zeit (und September ist weit, weit weg) - oder Vorgesetzte auch nach dem zigsten Mal erklären ihre Vorgehensweise immer noch nicht anpassen - dann, ja dann kommt schon Mal die Welle der Ernüchterung. Die so aussieht, dass man sich fragt, was man eigentlich hier macht. Was man sich eingebildet hatte, ausrichten zu können. Und wo man einsieht, dass man nicht so allkönnend, allwissend ist, wie man geglaubt hatte (ja, diese Arroganz ist uns Europäern durchaus zu eigen).
Was macht man dann? Durchschnaufen, dankbar sein, dass man vom hohen Ross geholt wurde. Und Kopf hoch - weil wir wurden nicht zum Aufgeben geboren. Wenn man dann nämlich den Perfektionismusdruck, den man sich selbst auferlegt hatte, wegnimmt, genießt man plötzlich auch viel mehr.
Ja, und manchmal kommt auch die Sehnsucht nach zu Hause hoch. Nicht so als krasser Schmerz, wie am Anfang. Eher so wie ein ganz tief drin liegendes Ziepen. Ich, für meine Seite sehne mich zum Beispiel danach, bestimmte Freunde, Familie, wieder in den Arm nehmen zu können. Weil Dank Internet und Co ist Konversation möglich - aber nichts ersetzt dir die Umarmung.
Und trotzdem. Wenn uns jemand fragt, wies geht, antworten wir GUT! Weil es die Wahrheit ist. Ja, oben erwähnte Punkte sind präsent. Aber sie wiegen wenig im Vergleich zum Berg der schönen Eindrücke und Gefühle, und Zuneigung - seis von Kindern, in Freundschaften...
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