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Freitag, 16. Mai 2014

Reist doch mal!

„Ihr müsst doch auch Mal was von Brasilien sehen. Das Land hat doch so viel mehr zu bieten, als Barreiras“. Zugegeben , man benötigt schon ein wenig Zeit, bis man den Ort liebgewonnen hat. Von Schlaglöchern, Moskitos, Gerüchen und dem Flair von „hatte Mal“ (ein Kino, ein Theater, eine Disko…) will ich aber dieses Mal nicht berichten, sondern von einer Reise, die uns irgendwie zugeflogen ist.

Die Vorgeschichte ist eben dieser Satz (frei Übersetzt) aus dem Mund von Pater Iolando. Ein Grund ist mit Sicherheit, dass wir ja nicht zum Reisen nach Brasilien gekommen sind, sondern um hier mit den Menschen zu leben und zu arbeiten. Ein anderer Grund sind mit Sicherheit die Finanzen. Da fehlt es wohl dann doch noch etwas am Gottvertrauen, dass wir alles auf den Putz hauen und dann bei Gott bitten, dass doch alles gut wird.

Eines Tages steht eben dieser Pater vor uns und meint, es sind noch zwei Plätze in einem Bus für eine Pilgerfahrt nach Trindade im Bundesstaat Goiás frei und er lässt es sich nicht nehmen uns einzuladen. OK, da kann man jetzt schon eher schlecht nein sagen.

Also ging es los, am Freitag um 18:30 Uhr war Treffpunkt vor der Kirche in Barreirinhas angesagt. Relativ Pünktlich ging es dann auch um kurz nach 19 Uhr los. Busfahren sind wir in Brasilien ja schon gewohnt und waren deshalb bestens mit Kopfkissen, Winterpulli, Ohrstöpsel usw. ausgestattet. Also gemütlich gemacht, Sitz zurück und versuchen wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen auf den nächsten 800 Km. Doch schon nach einer Stunde das erste Problem: Die Straße, die wir benutzen wollten, war nicht passierbar. Also zurück und eine andere längere Route genommen. Hieß leider auch 3 Stunden Zeitverzögerung (1 Stunde wieder zurück und längere Strecke).

Ansonsten verlief unsere Fahrt aber ruhig. Etwas eigenartig für Vicky und mich war es aber schon, denn wir hatten keine Ahnung wann wir wo sind und was uns überhaupt erwartet. Nur so viel wussten wir, Badehosen für die heißen Quellen sollten wir mitnehmen. HEISSE QUELLEN? Ja, genau das braucht man auch, wenn es draußen knackige 30 Grad hat.

Neben den Thermalbecken, die echt gut tun, weil man plötzlich bei 30 Grad friert gab es in dem Club alles was das Herz begehrt: Rutschen (Halfpipe, Rondel, Speed…), Bars und nach der langen Fahrt ohne Essen besonders wichtig – ein All-you-can-eat Buffet mit Churrasco (die männliche Antwort auf „Grillen wir?“). Nachdem wir uns im heißen Wasser aufgeheizt und mit eiskaltem Bier wieder innerlich heruntergekühlt hatten, ging es am Nachmittag zu unserer Herberge in Trindade.

Aus dem Fenster unseres Zimmers hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Basilika auf dem benachbarten Hügel sowie eine Baustelle auf einem anderen Hügel, wo eine noch größere Kirche gebaut wird. Zum Abendessen fuhren wir dann noch Mal nach Goiânia, der Hauptstadt von Goiás. In einem kleinen Restaurant angekommen überraschte uns eine Gruppe Musiker, die P. Iolando herzlich begrüßten und ihm zum bevorstehenden 5 Jährigen Priesterjubiläum gratulierten. Wie wir herausfanden, war P. Iolando als Seminarist in der Gemeinde untergebracht und hat sich dort schon viele Freunde gemacht. Irgendwann hatten dann alle gegessen und wir fuhren in die Herberge, wo schon ein richtiges Bett sehnlichst auf uns wartete.

Am nächsten Morgen dann hieß es früh aufstehen, damit wir rechtzeitig zur 8 Uhr Messe kommen. Rechtzeitig ist aber natürlich relativ, wenn die Kirche schon eine halbe Stunde vorher voll ist. Also einen Stehplatz sichern und gemütliche 1,5 Stunde beten. Aber es war es wert. Die Musik war super und selbst wenn die Gedanken mal abschweifen sollten, findet man in den Fenstern des kreuzförmigen Gebäudes Zerstreuung. Nachdem sich die Kirche leerte, wollte ich mir diese noch Mal ansehen und außerdem schauten wir uns noch die Halle der Wunder unter der Kirche an. Tausende erzählen hier ihre Geschichten in Bildern, die teilweise sehr, sehr realistisch gezeichnet sind. Anschließend wanderten wir noch über einen kleinen Markt. Über Pferde (oder auch Maulesel), die vor der Kirche auf dem Rasen weiden, wundern wir uns ja gar nicht mehr.



Bevor wir unser Gepäck zum Abschluss der Reise in der Herberge holten ging es noch auf den größten Markt der Region Nordoeste, wobei es sich dabei eher um eine Halle mit vielen Geschäften handelte nicht um einen Markt wie wir ihn uns vorstellten. Und ja, wir haben auch was gekauft – Schokolade und ein Kleid für Vicky, aber damit gehörten wir in die Kategorie Wenigkäufer. Anschließend präsentierten einige Damen noch gebastelten Blumenschmuck (natürlich mit passender Kleidung). Dann ging es wieder in unseren eiskalten Bus.

Am späten Montagvormittag dann, nach einer Zwangspause vor der Bahia Farmshow wegen einer Busspanne, kamen wir etwas geschlaucht wieder in Barreiras an. Zum verarbeiten der Eindrücke blieb nur wenig Zeit, denn wir mussten beide wieder in unseren Projekten helfen.

Danke P. Iolando für diese Einladung, die uns den Menschen hier wieder ein Stück näher gebracht hat.

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