Diakon Martin mit dem Dorfältesten |
Die Gemeinde, die wir anfuhren stammt nachweislich von Sklaven ab, die sich entweder freigekauft hatten, weggelaufen waren oder nach der Aufhebung der Sklavengesetze 1888 ins Hinterland von Brasilien gingen um dort in Frieden ein neues Leben zu beginnen. In den 80er Jahren gab es dann ein Gesetz zur verspäteten Wiedergutmachung des Unrechts, dass diesen Menschen angetan wurde, indem das Land, welches von ihnen kultiviert wurde, in ihren Besitz übergeht. Das gefällt natürlich nicht allen. Vor allem mit großen Fazendas gibt es immer wieder Streit.
Diakon Martin unterstützt die Gemeinden als Leiter der Entwicklungshilfeagentur 10envolvimento (Gesprochen dezenvolvimento) mit Know-How, Kontakten und vielem mehr. Da in Brasilen die Prozesse der Klärung, was ist jetzt meins und was deins, ziemlich lange dauern können ist z.B. bei der besuchten Gemeinde zwar klar, dass Sie von den Sklaven abstammen, aber wieviel Grund ihnen jetzt wirklich zusteht…
Also besteht eine Ausfahrt, wie Martin die Ausflüge immer nennt, nicht nur aus der langen und staubigen Anreise, sondern aus vielen Gesprächen und wie in diesem Fall aus einem Aufklärungsunterricht durch einen Kollegen der Pastoral der Erde. Daher auch mein Wissen über die Situation vor Ort.
Dort angekommen wurden wir wie Könige behandelt. Das beste Bett im besten Haus, wird extra für uns gemacht (Gott sei Dank hatte ich mein Mückennetz dabei). Es wird extra ein Huhn geschlachtet und auch ein Schlückchen Cachaça gehört dazu. Die Menschen führen ein absolut einfaches leben, auch wenn diese Gemeinde schon Strom hat. Sie leben vom Fluss und von der eigenen Landwirtschaft und sind damit glücklich.
Da macht es einen schon nachdenklich, wenn man weiß, dass die Fazendas in Brasilien Rindfleisch, Soja oder Eukalyptus für Papier anbauen bzw. züchten. Natürlich auch für den Weltmarkt.
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