Wie aus dem Vorhaben einer 6-monatigen Reise ein einjähriges Volontariat (in Brasilien und anderswo) wurde.
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Mittwoch, 29. Januar 2014
Einfach nur wunderschöne Bilder...
Letzten Mittwoch hatten wir das Glück und konnten mal eben an den Wasserfällen den Staub der Bücher abwaschen gehen... Und für diese Fotos braucht es nicht viele Worte :).
Dienstag, 28. Januar 2014
Lebensmotto Improvisation oder: Alles bleibt anders
Und eigentlich bräuchte man noch Platz für den Untertitel: Was ich lernen darf. Moment, ists nach 1,5 Monaten nicht ein bisschen früh, schon von Erkentnissen oder Lerngewinnen zu reden? Naja, von Erkentnissen sowieso eher nicht - weil die einzige Erkentnis ist, dass die megaschlauen Lebensweisheiten alle schon niedergeschrieben sind, schon von Menschen vor uns entdeckt wurden.
Rein physiotherapeutisch gesehen lernt man ja auch bei den ersten Lehrstunden einer neuen Sportart am meisten, wenn komplett neue Bewegungsabläufe eingeübt werden müssen, sich Muskelgruppen im Zusammenspiel neu organisieren müssen, etc. pp. Je länger man was macht, umso weniger "grossen" Lerngewinn hat man, es wird nur die Feinmotorik besser und die Abläufe runder. Und genauso gehts uns hier.
Die wohl grösste Herausforderung für mich, manchmal auch für Ben, ist die Spontanität und die Unverbindlichkeit. Wer uns genauer kennt, weiss, dass wir leidenschaftliche Planer und Fans von Checklisten sind, sowie davon, Termine mindestens eine Woche wenn nicht mehr im Voraus auszumachen.
Davon wurden wir hier extrem schnell abgebracht. Zum Beispiel schon am Ersten Tag - statt um viertel vor 9 kam der Bus in Barreiras mal eben um 10 an... Die Schwestern die uns holten nahmens extrem gelassen! (und nein, hier kommen die Leute nicht mal eben auf die Idee, einen Beschwerdebrief an die Omnibusunternehmen zu schreiben).
Auch mit den Arbeitern ists so ne Sache: Sie sagen "ich komme nächsten Montag". Genauere Informationen - gibts manchmal. Wenn der Arbeiter aber dann doch eben am Dienstag kommt, weil ihm am Montag was dazwischen gekommen ist, dann kommt er eben am Dienstag - keiner regt sich wirklich auf, weil - er ist ja gekommen. Oder wir haben auch durchaus einmal versucht, einen Termin 5 Tage im Voraus auszumachen - und waren in der irrigen Annahme, dass es gutgeht - bis 2 Tage vorher der Bischof die Pläne änderte und alles plötzlich wieder ganz anders war. Was auch manchmal eine Herausforderung ist: Man nimmt sich für den Tag ordentlich Arbeit (in unserem Fall mit der Bibliothek) vor - und dann kommt ein Besucher nach dem anderen, jeder will einen Kaffee (Gastfreundlichkeit ist hier ungeschriebenes Grundgesetz), und plötzlich ist der Vormittag vorbei, ohne dass man gearbeitet hat.Oder: Wir freuen uns auf einen gemütlichen Abend im Haus zu zweit - und plötzlich kommt nach der Abendmesse spontan eine Einladung in ein Lokal und man kommt irgendwann mal nach Hause... So gibts der Beispiele viele :)
Oder auch die Sache mit dem Internet: Einen Tag, wo es durchgehend vorhanden ist bzw. funktioniert hatten wir schon seit 2 Monaten nicht mehr - heißt, es fällt jeden Tag mal aus - mal kürzer, mal länger, und wenns geregnet hat, ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, dass es mal länger nicht da ist. Da muss man sich halt damit abfinden, dass man das, was man sonst einmal in ner halben Stunde erledigt, eben in mehreren Anläufen erledigen muss, und das Skype-Gespräche auch mal mittendrin unterbrochen werden, und nicht wiederhergestellt werden können. Am Anfang hat das extrem genervt, jetzt ... wirds langsam "normal".
Wie gehen wir damit um? Anstatt wie früher an die Decke zu gehen - Erstaunlich gelassen. Aber das zu lernen - war und ist nicht immer leicht. Nur: welche Alternativen gibts? Aufregen? Nein, das bringts definitiv nicht. Nicht, wenn das einfach die Mentalität hier ist - und ich eigentlich der Ausnahmefall bin. Beschweren? Dann wird man als Fremder wahrscheinlich eher belächelt. Also - durchatmen, lächeln und das einfach so hinnehmen. Und versuchen, daraus zu lernen - die Gelassenheit und Spontanität hat nämlich auch durchaus ihre Vorteile und schenkt einem viele sehr schöne Momente! Gelingts immer? Oft. Aber natürlich gibt es auch durchaus Momente, wo ich mir die österreichisch-deutsche Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zurückwünsche...
Rein physiotherapeutisch gesehen lernt man ja auch bei den ersten Lehrstunden einer neuen Sportart am meisten, wenn komplett neue Bewegungsabläufe eingeübt werden müssen, sich Muskelgruppen im Zusammenspiel neu organisieren müssen, etc. pp. Je länger man was macht, umso weniger "grossen" Lerngewinn hat man, es wird nur die Feinmotorik besser und die Abläufe runder. Und genauso gehts uns hier.
Die wohl grösste Herausforderung für mich, manchmal auch für Ben, ist die Spontanität und die Unverbindlichkeit. Wer uns genauer kennt, weiss, dass wir leidenschaftliche Planer und Fans von Checklisten sind, sowie davon, Termine mindestens eine Woche wenn nicht mehr im Voraus auszumachen.
Davon wurden wir hier extrem schnell abgebracht. Zum Beispiel schon am Ersten Tag - statt um viertel vor 9 kam der Bus in Barreiras mal eben um 10 an... Die Schwestern die uns holten nahmens extrem gelassen! (und nein, hier kommen die Leute nicht mal eben auf die Idee, einen Beschwerdebrief an die Omnibusunternehmen zu schreiben).
Auch mit den Arbeitern ists so ne Sache: Sie sagen "ich komme nächsten Montag". Genauere Informationen - gibts manchmal. Wenn der Arbeiter aber dann doch eben am Dienstag kommt, weil ihm am Montag was dazwischen gekommen ist, dann kommt er eben am Dienstag - keiner regt sich wirklich auf, weil - er ist ja gekommen. Oder wir haben auch durchaus einmal versucht, einen Termin 5 Tage im Voraus auszumachen - und waren in der irrigen Annahme, dass es gutgeht - bis 2 Tage vorher der Bischof die Pläne änderte und alles plötzlich wieder ganz anders war. Was auch manchmal eine Herausforderung ist: Man nimmt sich für den Tag ordentlich Arbeit (in unserem Fall mit der Bibliothek) vor - und dann kommt ein Besucher nach dem anderen, jeder will einen Kaffee (Gastfreundlichkeit ist hier ungeschriebenes Grundgesetz), und plötzlich ist der Vormittag vorbei, ohne dass man gearbeitet hat.Oder: Wir freuen uns auf einen gemütlichen Abend im Haus zu zweit - und plötzlich kommt nach der Abendmesse spontan eine Einladung in ein Lokal und man kommt irgendwann mal nach Hause... So gibts der Beispiele viele :)
Oder auch die Sache mit dem Internet: Einen Tag, wo es durchgehend vorhanden ist bzw. funktioniert hatten wir schon seit 2 Monaten nicht mehr - heißt, es fällt jeden Tag mal aus - mal kürzer, mal länger, und wenns geregnet hat, ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, dass es mal länger nicht da ist. Da muss man sich halt damit abfinden, dass man das, was man sonst einmal in ner halben Stunde erledigt, eben in mehreren Anläufen erledigen muss, und das Skype-Gespräche auch mal mittendrin unterbrochen werden, und nicht wiederhergestellt werden können. Am Anfang hat das extrem genervt, jetzt ... wirds langsam "normal".
Wie gehen wir damit um? Anstatt wie früher an die Decke zu gehen - Erstaunlich gelassen. Aber das zu lernen - war und ist nicht immer leicht. Nur: welche Alternativen gibts? Aufregen? Nein, das bringts definitiv nicht. Nicht, wenn das einfach die Mentalität hier ist - und ich eigentlich der Ausnahmefall bin. Beschweren? Dann wird man als Fremder wahrscheinlich eher belächelt. Also - durchatmen, lächeln und das einfach so hinnehmen. Und versuchen, daraus zu lernen - die Gelassenheit und Spontanität hat nämlich auch durchaus ihre Vorteile und schenkt einem viele sehr schöne Momente! Gelingts immer? Oft. Aber natürlich gibt es auch durchaus Momente, wo ich mir die österreichisch-deutsche Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zurückwünsche...
Sonntag, 26. Januar 2014
9 Tage feiern - und das in der katholischen Kirche? Ja, das geht!
Was stellt ihr euch unter dem Begriff "Novene" vor? Normalerweise ein
9-Tägiges Gebet, d.h. jeden Abend ein paar Gebete gleich - und andere
Bestandteile, die variieren können. Also nix aufregendes. Normal - ist
aber nicht Brasilien!
Also wie siehts hier aus? Zuerst mal die optischen Eindrücke: Jeden Abend ist die Kirche geschmückt, als wenn ein großes Fest anstehen würde (ja ok, die Novene führt auf eines hin) - und fast jeden Abend auch anders, weil dafür immer die vorbereitenden Gruppen zuständig sind. Das zweite: ein Bild von einer bis zum Bersten gefüllten Kirche - und das, obwohl eine Novene keine Messe ist (was wir auch erst als wir dort waren festgestellt haben)!
Jeden Abend steht die Novene unter einem Motto (z.b. II. Vatikanisches Konzil) und wird von einer anderen Gruppe vorbereitet. Der Ablauf ist grundsätzlich so, dass sich die Gruppen selbst und auch das Thema vorstellen, es gibt eine Lesung, eine Predigt nach dem Evangelium (von einem Padre oder einem der 4(!) Diakone) und zum Abschluss den eucharistischen Segen. Was immer gleich ist: Die Gebete - zum hl. Sebastion, um Berufungen, um Engagement in der Kirche - sowohl finanziell als auch persönlich - und natürlich die Litanei.
Wobei die Litanei echt ein Thema für sich ist! In Österreich und Deutschland ist sie ja oft unter den Jugendlichen nicht so beliebt (auch bei mir ehrlich gesagt nicht) - aber hier absolut - weil sie gesungen wird, und zwar mit ordentlich Schwung und klatschen bzw. wedeln der Hände und einem "Ro-o-o-o-o-gai por nós" (dt. Biiiiiiiitte für uns), das über gefühlte fünf Takte gesungen wird. Gesungen wird mit voller Inbrunst und unterstützt von einer Band, die jeden Abend von den gestaltenden Gruppen gestellt wird.
Besondere Gruppen waren für uns beispielsweise:
JOCA (Jugend organisiert mit Liebe) - Die Jugendlichen zogen singend und fast tanzend durchs Publikum und hatten für den Einzug der Monstranz viele Kerzen in der Kirche verteilt.
Grupo Divino und Dizimo (Bei uns Zechpröpste und Charismatische Erneuerung) - Die mit Abstand beste Musik und ein ein Theaterstück zur Verdeutlichung des Inhalts.
Terco dos homens - Die Rosenkranz-Männer-Gebetskreise die alleine durch die Anzahl der Mitglieder schon die halbe Kirche füllten und als Hauptakt einen überlebensgroßen Rosenkranz hinterm Altar aufhingen.
Das Militär und die Stadtwache - Zogen im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten in die Kirche ein und ließen es vor und in der Kirche mit Feuerwerk krachen.
Nicht zu vergessen - jeden Abend Party danach! Das heißt es gab Fress- und Getränkebuden (Fleischspieß für 0,80 Euro) und live Musik von unterschiedlichen Künstlern. Ab und zu wird dann auch noch Essen (Kuchen und Hünchen) vom Pfarrer versteigert und es wird natürlich getanzt, getanzt, getanzt (auch die MÄNNER).
Und das alles bereitete uns nur auf eines vor - Das große Fest zu Ehren von São Sebastião. Über 2.500 Personen (ca. 500 m voller Menschen) feiern auf der abgesperrten Hauptstraße unter freiem Himmel mit richtig guten Musikern einen Gottesdienst. Die Priester, Diakone und Kommunionhelfer hatten sichtlich Probleme zu ihren Einsatzorten für die Ausgabe der Kommunion zu kommen. Eine Kerzenprozession mit Sebastian, Jesus und Maria, die als Figuren auf reichlich mit Blumen geschmückten Podesten durch die Menge getragen wurden bildeten den Abschluss. Natürlich durften auch hier keine Feuerwerkskörper und Böller fehlen.
Ganz am Ende, quasi beim Abbauen, wurden die Blumengestecke zerlegt und unter den bereits wartenden Mädels die Einzelteile in die Menge geworfen.
Also wie siehts hier aus? Zuerst mal die optischen Eindrücke: Jeden Abend ist die Kirche geschmückt, als wenn ein großes Fest anstehen würde (ja ok, die Novene führt auf eines hin) - und fast jeden Abend auch anders, weil dafür immer die vorbereitenden Gruppen zuständig sind. Das zweite: ein Bild von einer bis zum Bersten gefüllten Kirche - und das, obwohl eine Novene keine Messe ist (was wir auch erst als wir dort waren festgestellt haben)!
Jeden Abend steht die Novene unter einem Motto (z.b. II. Vatikanisches Konzil) und wird von einer anderen Gruppe vorbereitet. Der Ablauf ist grundsätzlich so, dass sich die Gruppen selbst und auch das Thema vorstellen, es gibt eine Lesung, eine Predigt nach dem Evangelium (von einem Padre oder einem der 4(!) Diakone) und zum Abschluss den eucharistischen Segen. Was immer gleich ist: Die Gebete - zum hl. Sebastion, um Berufungen, um Engagement in der Kirche - sowohl finanziell als auch persönlich - und natürlich die Litanei.
Wobei die Litanei echt ein Thema für sich ist! In Österreich und Deutschland ist sie ja oft unter den Jugendlichen nicht so beliebt (auch bei mir ehrlich gesagt nicht) - aber hier absolut - weil sie gesungen wird, und zwar mit ordentlich Schwung und klatschen bzw. wedeln der Hände und einem "Ro-o-o-o-o-gai por nós" (dt. Biiiiiiiitte für uns), das über gefühlte fünf Takte gesungen wird. Gesungen wird mit voller Inbrunst und unterstützt von einer Band, die jeden Abend von den gestaltenden Gruppen gestellt wird.
Besondere Gruppen waren für uns beispielsweise:
JOCA (Jugend organisiert mit Liebe) - Die Jugendlichen zogen singend und fast tanzend durchs Publikum und hatten für den Einzug der Monstranz viele Kerzen in der Kirche verteilt.
Grupo Divino und Dizimo (Bei uns Zechpröpste und Charismatische Erneuerung) - Die mit Abstand beste Musik und ein ein Theaterstück zur Verdeutlichung des Inhalts.
Terco dos homens - Die Rosenkranz-Männer-Gebetskreise die alleine durch die Anzahl der Mitglieder schon die halbe Kirche füllten und als Hauptakt einen überlebensgroßen Rosenkranz hinterm Altar aufhingen.
Das Militär und die Stadtwache - Zogen im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten in die Kirche ein und ließen es vor und in der Kirche mit Feuerwerk krachen.
Nicht zu vergessen - jeden Abend Party danach! Das heißt es gab Fress- und Getränkebuden (Fleischspieß für 0,80 Euro) und live Musik von unterschiedlichen Künstlern. Ab und zu wird dann auch noch Essen (Kuchen und Hünchen) vom Pfarrer versteigert und es wird natürlich getanzt, getanzt, getanzt (auch die MÄNNER).
Und das alles bereitete uns nur auf eines vor - Das große Fest zu Ehren von São Sebastião. Über 2.500 Personen (ca. 500 m voller Menschen) feiern auf der abgesperrten Hauptstraße unter freiem Himmel mit richtig guten Musikern einen Gottesdienst. Die Priester, Diakone und Kommunionhelfer hatten sichtlich Probleme zu ihren Einsatzorten für die Ausgabe der Kommunion zu kommen. Eine Kerzenprozession mit Sebastian, Jesus und Maria, die als Figuren auf reichlich mit Blumen geschmückten Podesten durch die Menge getragen wurden bildeten den Abschluss. Natürlich durften auch hier keine Feuerwerkskörper und Böller fehlen.
Ganz am Ende, quasi beim Abbauen, wurden die Blumengestecke zerlegt und unter den bereits wartenden Mädels die Einzelteile in die Menge geworfen.
Samstag, 18. Januar 2014
Warum wir hier sind
Wir wollen diesen Blog als Erlebnisbericht für alle schreiben. Für die Freunde und Familienmitglieder, die fest im Glauben stehen und für die die nicht so fest im Glauben stehen. Deshalb eben ein Erlebnisbericht und kein Glaubenszeugnis. Um wirklich zu beantworten warum wir hier komme ich nicht darum herum, über Gott zu sprechen.
Der Gedanke kam, nach dem ich ein Buch über die Erscheinungen der Mutter Gottes in Medjugorje gelesen hatte. Wie soll ich auf die Frage „Wann bekommt ihr eine Aufgabe“ richtig antworten? Nein, das kann ich nicht, dachte ich. Viele nehmen an, dass wir hier nur Urlaub machen. Wie soll ich jemanden erklären, was wir hier erleben und weshalb wir hier sind? Das ist quasi wie einem Blinden zu erläutern, was Farben, oder einem Tauben, was Musik ist – Geht es also jemanden, der nicht an Gott glaubt zu erklären, was uns antreibt?
Im nächsten Moment fällt mir jedoch ein, dass ich in irgendeiner wissenschaftlichen Zeitschrift gelesen habe, dass Blinde oder Taube durchaus die Gehirnareale fürs sehen bzw. hören nutzen. Also muss es doch auch möglich sein, diesen Personengruppen zu erklären welches Gefühl ein Bild oder ein Musikstück in einem erzeugen.
Also will ich es versuchen, auch auf die Gefahr hin, dass mich der ein oder andere für völlig verrückt erklärt. Kurz gesagt sind wir wegen Levitikus 25, 1 – 7 hier. Für nicht ganz so Bibelfeste: „Das Sabbatjahr bzw. das Brachjahr“.
Für mich ist dieses Sabbatjahr ein Geschenk für Gott (Lev. 25, 4 „Aber im siebten Jahr soll das Land eine vollständige Sabbatruhe zur Ehre des Herrn halten: Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden“). Gott erwartet also keine Leistung in diesem Jahr. Im Sinne des Geschenks ist es aber verständlich, dass die Zeit im Gebet, den Novenen, Gottesdiensten für Gott ist. Und so ist es eben nicht verwunderlich, dass wir in unseren „Ferien“ vier Mal am Tag beten und diese Zeit nicht als Arbeit einstufen. Ein Geschenk ist eben keine Arbeit, sondern etwas, dass von Herzen kommt.
Ein Geschenk ist aber in keinem Fall umsonst. Denn wie ich feststellen durfte werde ich im Gebet ebenso beschenkt, wie ich schenken möchte. Und selbst in den Fällen in denen mir das Gebet persönlich nichts bringt, glaube ich, dass das Gebet als Geschenk an Gott wirkt. Vielleicht nicht für mich, sondern für jemanden, der das Gebet in diesem Moment viel notwendiger hat als ich. Ich vertraue darauf, dass Gott mir genug gibt, dass ich wachsen kann und mich frei entwickle (Lev. 25, 6 „Der Sabbat des Landes selbst soll euch ernähren: dich, deinen Knecht, deine Magd, deinen Lohnarbeiter, deinen Halbbürger, alle, die bei dir leben“).
Deshalb, ist die Zeit nicht umsonst, auch wenn wir keiner „Arbeit“ nachgehen, auch wenn wir am Ende kein Projekt vorweisen können mit dem wir angeben können. Denn dieses Jahr ist nicht das Jahr der Arbeit, sondern ein Sabbatjahr, ein Brachjahr, in der die Seele wachsen kann und wir uns ganz auf Gott einlassen. Und wir freuen uns über jeden, der uns dabei begleitet.
Es ist ja auch nicht so, dass wir gar nichts tun – aktuell dürfen wir ca. 1.700 Bücher einer Bibliothek erfassen, kategorisieren, mit Etiketten versehen usw., um aus einer Ansammlung von Büchern eine tatsächliche Bibliothek zu machen (Fehler vorbehalten).
Der Gedanke kam, nach dem ich ein Buch über die Erscheinungen der Mutter Gottes in Medjugorje gelesen hatte. Wie soll ich auf die Frage „Wann bekommt ihr eine Aufgabe“ richtig antworten? Nein, das kann ich nicht, dachte ich. Viele nehmen an, dass wir hier nur Urlaub machen. Wie soll ich jemanden erklären, was wir hier erleben und weshalb wir hier sind? Das ist quasi wie einem Blinden zu erläutern, was Farben, oder einem Tauben, was Musik ist – Geht es also jemanden, der nicht an Gott glaubt zu erklären, was uns antreibt?
Im nächsten Moment fällt mir jedoch ein, dass ich in irgendeiner wissenschaftlichen Zeitschrift gelesen habe, dass Blinde oder Taube durchaus die Gehirnareale fürs sehen bzw. hören nutzen. Also muss es doch auch möglich sein, diesen Personengruppen zu erklären welches Gefühl ein Bild oder ein Musikstück in einem erzeugen.
Also will ich es versuchen, auch auf die Gefahr hin, dass mich der ein oder andere für völlig verrückt erklärt. Kurz gesagt sind wir wegen Levitikus 25, 1 – 7 hier. Für nicht ganz so Bibelfeste: „Das Sabbatjahr bzw. das Brachjahr“.
Für mich ist dieses Sabbatjahr ein Geschenk für Gott (Lev. 25, 4 „Aber im siebten Jahr soll das Land eine vollständige Sabbatruhe zur Ehre des Herrn halten: Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden“). Gott erwartet also keine Leistung in diesem Jahr. Im Sinne des Geschenks ist es aber verständlich, dass die Zeit im Gebet, den Novenen, Gottesdiensten für Gott ist. Und so ist es eben nicht verwunderlich, dass wir in unseren „Ferien“ vier Mal am Tag beten und diese Zeit nicht als Arbeit einstufen. Ein Geschenk ist eben keine Arbeit, sondern etwas, dass von Herzen kommt.
Ein Geschenk ist aber in keinem Fall umsonst. Denn wie ich feststellen durfte werde ich im Gebet ebenso beschenkt, wie ich schenken möchte. Und selbst in den Fällen in denen mir das Gebet persönlich nichts bringt, glaube ich, dass das Gebet als Geschenk an Gott wirkt. Vielleicht nicht für mich, sondern für jemanden, der das Gebet in diesem Moment viel notwendiger hat als ich. Ich vertraue darauf, dass Gott mir genug gibt, dass ich wachsen kann und mich frei entwickle (Lev. 25, 6 „Der Sabbat des Landes selbst soll euch ernähren: dich, deinen Knecht, deine Magd, deinen Lohnarbeiter, deinen Halbbürger, alle, die bei dir leben“).
Deshalb, ist die Zeit nicht umsonst, auch wenn wir keiner „Arbeit“ nachgehen, auch wenn wir am Ende kein Projekt vorweisen können mit dem wir angeben können. Denn dieses Jahr ist nicht das Jahr der Arbeit, sondern ein Sabbatjahr, ein Brachjahr, in der die Seele wachsen kann und wir uns ganz auf Gott einlassen. Und wir freuen uns über jeden, der uns dabei begleitet.
Es ist ja auch nicht so, dass wir gar nichts tun – aktuell dürfen wir ca. 1.700 Bücher einer Bibliothek erfassen, kategorisieren, mit Etiketten versehen usw., um aus einer Ansammlung von Büchern eine tatsächliche Bibliothek zu machen (Fehler vorbehalten).
Samstag, 11. Januar 2014
Aller guten Dinge sind 3 - Strand und ein klischeemäßig brasilianischer Gottesdienst
Meer, Sonne, Strand - und Motive wie von einer Postkarte - so sah der zweite Strandtag gestern aus. Es hat schon echt was - einfach am Rücken zu liegen, im Blickfeld über mir die Palme mit Kokosnüssen... Und so haben wir einfach mal ganz relaxt einen gesamten Vormittag am Meer verbracht - mit tollen Wellen und richtig warmen Badewasser. Und Proviant. Was wir aber nicht bedacht hatten (vor allem ich) - Palmenschatten schützt vor Sonnenbrand nicht - und leider war das Ergebnis am Ende des Tages nur zu gut sichtbar...
Und so ein Tag in den Wellen macht dann meistens doch ein bisschen müde - so wollten wir dementsprechend auch bald ins Bett gehen, uns einen geruhsamen Abend machen... Da hatten wir aber nicht mit Guillerme gerechnet - der lud uns ein, doch mit ihm einen Gottesdienst zu besuchen. Nachdem wir die Frühmesse eh wg. Hunger sausen lassen hatten, sagten wir zu.
Aufgrund der Müdigkeit aber (und des Sonnenbrands - Ben verpasste mir den Spitznamen Rothaut) wollte ich eig. schon gar nicht mehr mitfahren... Und genau an solchen Abenden wirds oft umso schöner! Als wir bei der Kirche ankamen, stellten wir fest, dass es die selbe war, die wir am ersten Tag in Salvador schon betreten hatten! Das heißt auch, dass sie zu dem Pfarrer gehört, den wir so und so in Salvador unbedingt nochmal besuchen wollten, aber aus Mangel an Telefonnummern und Kontaktdaten nicht geschafft hatten.
Dann der Gottesdienst - sowas hatten wir in dem Monat echt noch nie erlebt (obwohl die vorher auch schon lebendig waren!). Und es ist auch schwer zu beschreiben, für jemanden, der nicht dabei war (leider hatten wir die Kamera vergessen!). Ein geniales Musikteam, dass Stimmung machte, eine Kirche, die zum Bersten voll war, und eine Gemeinde, die aus vollem Hals mitsingt (oder auch brüllt), teilweise sogar bei den normalen Antworten. Eine Predigt, die alle so begeistert, dass am Ende lange applaudiert wird. Und ein Abschlusssegen, wo der Priester irgendwann den Puschen mit dem er segnen sollte weglegt, und einfach mit der Hand das Wasser aus der Schüssel über die Leute verteilt - Ben und ich bekamen natürlich die volle Ladung ab. Wobei auch dann der Priester noch von einem anderen selbst fast die Haare gewaschen bekam, weil ihm dieser 2 Hände voll Wasser über die Haare goss...
Es war eine Ausgelassenheit, die ihresgleichen sucht. Und als dann die Ankündigungen vorbei waren dachten wir nur "wie gut, dass er nicht zu wissen scheint, dass wir hier sind (er kannte uns ja) - wir müssen uns nicht vorstellen!" - Ben grinste mich erleichtert an und schnaufte durch. Genau in diesem Moment kommt von vorne: "Es ist mir eine besondere Freude, euch ein Ehepaar aus Österreich vorstellen zu dürfen - kommt nach vorne, Viktoria und Benjamin!"
So viel zum Thema... Und das Beste war: diesmal wurden unsere Worte dann auch noch auf Video festgehalten...
Nach der Messe wollten wir uns noch mit P.Juraci unterhalten - und warteten draußen auf ihn. Währenddessen kamen Leute auf uns zu, die wir alle nicht kannten, hießen uns willkommen und umarmten uns - obwohl wir sogar gesagt hatten, dass wir hier nur zu Gast sind. Und doch - die Herzlichkeit und Wärme ist zum Teil einfach überwältigend.
Auf dem Platz war dann noch für ein riesiges Fest aufgebaut - das Leider vom Regen nach ner halben Stunde schon geräumt wurde - aber der Musiker war echt professionell: Der Platz war leer, wir standen alle hinter ihm auf der Bühne, und er spielte weiter, als wenn nie was gewesen wäre. Als der Regen vorbei war, wollten uns die Novizen noch überreden, doch auch mit den Jugendlichen zu tanzen - die sich übrigens mit einer Geschmeidigkeit bewegen, die ich bezweifle, je zu erreichen - aber diesmal trauten wir uns noch nicht - wobei das Tanzen definitiv was ist, was wir hier noch lernen werden und wollen!
Und so ein Tag in den Wellen macht dann meistens doch ein bisschen müde - so wollten wir dementsprechend auch bald ins Bett gehen, uns einen geruhsamen Abend machen... Da hatten wir aber nicht mit Guillerme gerechnet - der lud uns ein, doch mit ihm einen Gottesdienst zu besuchen. Nachdem wir die Frühmesse eh wg. Hunger sausen lassen hatten, sagten wir zu.
Aufgrund der Müdigkeit aber (und des Sonnenbrands - Ben verpasste mir den Spitznamen Rothaut) wollte ich eig. schon gar nicht mehr mitfahren... Und genau an solchen Abenden wirds oft umso schöner! Als wir bei der Kirche ankamen, stellten wir fest, dass es die selbe war, die wir am ersten Tag in Salvador schon betreten hatten! Das heißt auch, dass sie zu dem Pfarrer gehört, den wir so und so in Salvador unbedingt nochmal besuchen wollten, aber aus Mangel an Telefonnummern und Kontaktdaten nicht geschafft hatten.
Dann der Gottesdienst - sowas hatten wir in dem Monat echt noch nie erlebt (obwohl die vorher auch schon lebendig waren!). Und es ist auch schwer zu beschreiben, für jemanden, der nicht dabei war (leider hatten wir die Kamera vergessen!). Ein geniales Musikteam, dass Stimmung machte, eine Kirche, die zum Bersten voll war, und eine Gemeinde, die aus vollem Hals mitsingt (oder auch brüllt), teilweise sogar bei den normalen Antworten. Eine Predigt, die alle so begeistert, dass am Ende lange applaudiert wird. Und ein Abschlusssegen, wo der Priester irgendwann den Puschen mit dem er segnen sollte weglegt, und einfach mit der Hand das Wasser aus der Schüssel über die Leute verteilt - Ben und ich bekamen natürlich die volle Ladung ab. Wobei auch dann der Priester noch von einem anderen selbst fast die Haare gewaschen bekam, weil ihm dieser 2 Hände voll Wasser über die Haare goss...
Es war eine Ausgelassenheit, die ihresgleichen sucht. Und als dann die Ankündigungen vorbei waren dachten wir nur "wie gut, dass er nicht zu wissen scheint, dass wir hier sind (er kannte uns ja) - wir müssen uns nicht vorstellen!" - Ben grinste mich erleichtert an und schnaufte durch. Genau in diesem Moment kommt von vorne: "Es ist mir eine besondere Freude, euch ein Ehepaar aus Österreich vorstellen zu dürfen - kommt nach vorne, Viktoria und Benjamin!"
So viel zum Thema... Und das Beste war: diesmal wurden unsere Worte dann auch noch auf Video festgehalten...
Nach der Messe wollten wir uns noch mit P.Juraci unterhalten - und warteten draußen auf ihn. Währenddessen kamen Leute auf uns zu, die wir alle nicht kannten, hießen uns willkommen und umarmten uns - obwohl wir sogar gesagt hatten, dass wir hier nur zu Gast sind. Und doch - die Herzlichkeit und Wärme ist zum Teil einfach überwältigend.
Auf dem Platz war dann noch für ein riesiges Fest aufgebaut - das Leider vom Regen nach ner halben Stunde schon geräumt wurde - aber der Musiker war echt professionell: Der Platz war leer, wir standen alle hinter ihm auf der Bühne, und er spielte weiter, als wenn nie was gewesen wäre. Als der Regen vorbei war, wollten uns die Novizen noch überreden, doch auch mit den Jugendlichen zu tanzen - die sich übrigens mit einer Geschmeidigkeit bewegen, die ich bezweifle, je zu erreichen - aber diesmal trauten wir uns noch nicht - wobei das Tanzen definitiv was ist, was wir hier noch lernen werden und wollen!
Dienstag, 7. Januar 2014
Endlich mal ein klischeemäßig, brasilianisches Wochenende - Salvador Teil 2
Neben dem Sightseeing, also quasi Fortbildung der intelektuellen Art, gabs natürlich auch kulturelle Fortbildung der kulinarischen Art - es ist schon sehr praktisch, wenn man einen Führer hat, der in dieser Stadt lebt, und auch die Orte kennt, wo Touristen normal nicht hineingehen.
Dementsprechend wurden wir dann auch in ein wirklich kleines Lokal geführt (würde man bei uns Spelunke nennen), indem mindestens 10 Sorten Cachaça angeboten wurde, und aus diesen konnte man sich dann auch noch mal einen Mix zusammenstellen lassen. Was echt genial schmeckt - und auch noch echt günstig war...
Leuchtturm von S. - in Betrieb |
Daher unterbrachen wir die Tour für ein Mittagessen - und auf dem Weg dorthin Baustellen, Baustellen, Baustellen - in diesem Fall eine neue Fußgängerzone - extra für die WM! Und dann sieht man, wie die Arbeiter wohnen: in extrem kleinen Baucontainern.
Im Gegensatz dazu das Shopping-Center (wo wir dann waren): ein Restaurant neben dem anderen, Klimaanlage, modernster Stand der Technik.
Am Nachmittag gings dann am Strand entlang zur Christusstatue - wenn man
Sandburgen sind oldschool :) |
Was gehört noch zu einem typisch klischee-mäßigen Urlaub? Richtig, selber im Meer zu baden. Und dank der Novizen hier sogar an einem Strand, der nicht überlaufen und richtig schön war. Das Meer ist hier auch so richtig warm, und die Wellen, vor allem als die Flut kam - unglaublich. Einfach mal nur chillen...
Was machen wir jetzt noch hier? Aktuell arbeitet Ben - d.h. er überprüft alle Computer dieses Klosters auf Viren, Schadsoftware u.Ä. und bereinigt sie - und ich lese, lerne und meditiere viel... Erinnert definitiv an zu Hause :). Irgendwann die Woche nochmal einen Strandtag und evtl. Kino - einen Film, den wir schon auf deutsch kennen - der Sprachbildung wegen :).
Also: Cachaça, Cocos, Strand, Sonne, Capoeira hätten wir - nur den Samba haben wir bis jetzt ausgelassen...
Samstag, 4. Januar 2014
Salvador aus der Sicht eines Touristen - Teil 1
Nach unseren Behördengängen gönnen wir uns noch ein paar Tage Auszeit hier in Salvador, der Hauptstadt des Bundeslandes Bahia. Der ein oder andere wird jetzt Fragen, wieso eine Auszeit, ihr habt ja bisher noch gar nichts gearbeitet?
Jein, ganz so ist es nicht. Schon vor unserem ursprünglichen Reisetermin im Oktober sagten uns Irma Sabina und Martin Mayr, dass Sie eine mindestens 6-Wöchige Akklimatisierungsphase planen. Uns erschien das damals schon recht viel, schließlich wollen wir ja auch was tun. Aber nach den ersten drei Wochen brummt uns ganz schön der Kopf: Andere Kultur, sprachliche Herausforderung, Vorstellung in allen Kirchen, Einarbeitung in die Problematiken vor Ort, Hitze und Luftfeuchtigkeit, Zusammenleben, Weihnachten, Silvestern…
Darum folgten wir der Empfehlung von Ir. Sabina verlängerten unseren Pflichtaufenthalt in Salvador um etwas „Urlaub“ zu machen.
Tozo, ein Flüchtling aus dem Orient, der bereits seit über einem Jahr hier in Salvador bei den Prämonstratensern wohnt, bot sich an, uns die Stadt zu zeigen. Nachdem ich den Fahrstil in Barreiras schon bewundern durfte und mich dort auch schon hinters Steuer getraut habe, wollte ich die Salvador-Variante (=Barreiras x 1000 Autos) dann doch erst Mal als Beobachter genießen, weshalb wir mit dem Stadtbus fuhren.
Alleine die Fahrt in die Stadt war ein Erlebnis. Vorbei am Flughafen, Condominios (Geschützten Wohneinrichtungen für die Reichen), Elendsvierteln und dem neuen Fußballstadion für die WM. Hier wurde uns erst richtig bewusst, wie gegensätzlich Brasilien ist und wie nahe zusammen hier bitterste Armut und unermesslicher Reichtum sind. Für uns sah es so aus, als wären die Dritte und die erste Welt (Entschuldigung für diese veralteten Ausdrücke) hier in einer Stadt zusammengepfercht worden. Immer wieder stiegen Verkäufer und Bettler in den Bus zu, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Als einzige hellhäutige Fahrgäste wird einem da schon manchmal etwas anders.
Am Hafen der Stadt angelangt wanderten wir durch die Hallen des ehemaligen Sklavenmarktes der bis 1888 in Betrieb war (Quelle: http://www.salvadorbrasil.de/salvador-da-bahia/zur-messe/index.html). Heute befinden sich in den Hallen des Marktes viele Buden mit mehr oder weniger kunstvoll gestalteten Souvenirs (wobei es wirklich komisch ist, direkt neben den Statuen der katholischen Heiligen die Statuen der Orixas des Candomble zu sehen). Der Platz dahinter ist eine Mischung aus ehemals wunderschönen historischen Gebäuden, die leider völlig verfallen sind, dem historischen Aufzug sowie ein paar Betonklötzen. Unser Führer leitete uns vorbei am Aufzug hin zu einer wunderschönen Kirche, der ersten Kirche Salvadors.
Anschließend fuhren wir mit dem Aufzug in die historische Altstadt. Von oben genossen wir den fantastischen Blick auf das Meer und den Jachthafen mit einer Burg auf einer kleinen Insel. Paläste aus alten Zeiten, das erste Krankenhaus Bahias und lange Zeit auch das Einzige (für ein Bundesland so groß wie Frankreich) und viele bunte Häuser. Das Krankenhaus ist heute übrigens nicht mehr in Betrieb und dient nur noch als Museum, das wir uns gleich als erstes ansahen.
Danach flanierten wir die Straßen entlang immer mit einer Flasche Wasser in der Hand, denn es war wie jeden Tag sehr, sehr heiß. Vorbei an einer Capoeira Tanzgruppe ging es durch die engen und bunten Gassen, bei denen es in jedem Haus entweder ein Lokal oder ein Geschäft mit Souvenirs gab. Leider hatten nicht alle Kirchen offen.
Die erste offene war eine dem hl. Franziskus geweihte, an einen königlichen Palast angeschlossene Kirche. Die 10 Real Eintritt war es uns wert. Anders als in Europäischen Museen hat man ständig das Gefühl, man könne die Kunstgegenstände einfach mal Anfassen, auch wenn Schilder darauf hinweisen, es nicht zu tun. Zumindest ist mir keine Alarmanlage oder ähnliches aufgefallen.
Die dritte und letzte Kirche, die wir als Tourist an diesem Samstag betraten, war ebenfalls eine dem hl. Franziskus geweihte. Bei dieser hätte sich Franziskus, der sein Leben in völliger Armut verbracht hat, jedoch vermutlich im Grab umgedreht. Alles war über und über mit Blattgold verziert.
An einer Stelle wurden wir wieder einmal daran erinnert, das Brasilien nicht Deutschland und Salvador nicht Barreiras ist. Wir wollten noch ein wenig weiter durch die Stadt gehen, als Tozo darauf bestand wieder umzukehren, es sei nicht mehr sicher. Woran er das sehe, fragte ich. Keine Polizei auf der Straße und zu wenige Touristen. Schon am Vortag erzählte uns Pater Milu, der Prior des Klosters, dass der Fahrer, der Ir. Sabina zum Busbahnhof gebracht hatte, anschließend ausgeraubt wurde. Und wir hatten noch überlegt, ob wir mitfahren zum Verabschieden.
Jein, ganz so ist es nicht. Schon vor unserem ursprünglichen Reisetermin im Oktober sagten uns Irma Sabina und Martin Mayr, dass Sie eine mindestens 6-Wöchige Akklimatisierungsphase planen. Uns erschien das damals schon recht viel, schließlich wollen wir ja auch was tun. Aber nach den ersten drei Wochen brummt uns ganz schön der Kopf: Andere Kultur, sprachliche Herausforderung, Vorstellung in allen Kirchen, Einarbeitung in die Problematiken vor Ort, Hitze und Luftfeuchtigkeit, Zusammenleben, Weihnachten, Silvestern…
Darum folgten wir der Empfehlung von Ir. Sabina verlängerten unseren Pflichtaufenthalt in Salvador um etwas „Urlaub“ zu machen.
Tozo, ein Flüchtling aus dem Orient, der bereits seit über einem Jahr hier in Salvador bei den Prämonstratensern wohnt, bot sich an, uns die Stadt zu zeigen. Nachdem ich den Fahrstil in Barreiras schon bewundern durfte und mich dort auch schon hinters Steuer getraut habe, wollte ich die Salvador-Variante (=Barreiras x 1000 Autos) dann doch erst Mal als Beobachter genießen, weshalb wir mit dem Stadtbus fuhren.
Alleine die Fahrt in die Stadt war ein Erlebnis. Vorbei am Flughafen, Condominios (Geschützten Wohneinrichtungen für die Reichen), Elendsvierteln und dem neuen Fußballstadion für die WM. Hier wurde uns erst richtig bewusst, wie gegensätzlich Brasilien ist und wie nahe zusammen hier bitterste Armut und unermesslicher Reichtum sind. Für uns sah es so aus, als wären die Dritte und die erste Welt (Entschuldigung für diese veralteten Ausdrücke) hier in einer Stadt zusammengepfercht worden. Immer wieder stiegen Verkäufer und Bettler in den Bus zu, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Als einzige hellhäutige Fahrgäste wird einem da schon manchmal etwas anders.
Am Hafen der Stadt angelangt wanderten wir durch die Hallen des ehemaligen Sklavenmarktes der bis 1888 in Betrieb war (Quelle: http://www.salvadorbrasil.de/salvador-da-bahia/zur-messe/index.html). Heute befinden sich in den Hallen des Marktes viele Buden mit mehr oder weniger kunstvoll gestalteten Souvenirs (wobei es wirklich komisch ist, direkt neben den Statuen der katholischen Heiligen die Statuen der Orixas des Candomble zu sehen). Der Platz dahinter ist eine Mischung aus ehemals wunderschönen historischen Gebäuden, die leider völlig verfallen sind, dem historischen Aufzug sowie ein paar Betonklötzen. Unser Führer leitete uns vorbei am Aufzug hin zu einer wunderschönen Kirche, der ersten Kirche Salvadors.
Anschließend fuhren wir mit dem Aufzug in die historische Altstadt. Von oben genossen wir den fantastischen Blick auf das Meer und den Jachthafen mit einer Burg auf einer kleinen Insel. Paläste aus alten Zeiten, das erste Krankenhaus Bahias und lange Zeit auch das Einzige (für ein Bundesland so groß wie Frankreich) und viele bunte Häuser. Das Krankenhaus ist heute übrigens nicht mehr in Betrieb und dient nur noch als Museum, das wir uns gleich als erstes ansahen.
Danach flanierten wir die Straßen entlang immer mit einer Flasche Wasser in der Hand, denn es war wie jeden Tag sehr, sehr heiß. Vorbei an einer Capoeira Tanzgruppe ging es durch die engen und bunten Gassen, bei denen es in jedem Haus entweder ein Lokal oder ein Geschäft mit Souvenirs gab. Leider hatten nicht alle Kirchen offen.
Die erste offene war eine dem hl. Franziskus geweihte, an einen königlichen Palast angeschlossene Kirche. Die 10 Real Eintritt war es uns wert. Anders als in Europäischen Museen hat man ständig das Gefühl, man könne die Kunstgegenstände einfach mal Anfassen, auch wenn Schilder darauf hinweisen, es nicht zu tun. Zumindest ist mir keine Alarmanlage oder ähnliches aufgefallen.
Die dritte und letzte Kirche, die wir als Tourist an diesem Samstag betraten, war ebenfalls eine dem hl. Franziskus geweihte. Bei dieser hätte sich Franziskus, der sein Leben in völliger Armut verbracht hat, jedoch vermutlich im Grab umgedreht. Alles war über und über mit Blattgold verziert.
An einer Stelle wurden wir wieder einmal daran erinnert, das Brasilien nicht Deutschland und Salvador nicht Barreiras ist. Wir wollten noch ein wenig weiter durch die Stadt gehen, als Tozo darauf bestand wieder umzukehren, es sei nicht mehr sicher. Woran er das sehe, fragte ich. Keine Polizei auf der Straße und zu wenige Touristen. Schon am Vortag erzählte uns Pater Milu, der Prior des Klosters, dass der Fahrer, der Ir. Sabina zum Busbahnhof gebracht hatte, anschließend ausgeraubt wurde. Und wir hatten noch überlegt, ob wir mitfahren zum Verabschieden.
Freitag, 3. Januar 2014
Neues Jahr neues Glück – De voltar em Salvador
Auf unserem Visum steht in Portugiesisch und Englisch geschrieben, dass das Visum nur dann gültig bleibt, wenn wir uns innerhalb von 30 Tagen bei der Policia Federal registrieren. Das hört sich erst Mal leichter an, als es ist. Eigentlich wollten wir das ja in Barreiras erledigen, aber wie wir nach 4 vergeblichen Anlaufversuchen mit Unterstützung von Irma Cida erfuhren, gibt es in Barreiras seit einiger Zeit keine Policia Federal mehr. Die nächstgelegene Station ist in Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens, die ca. 600 km von Barreiras entfernt liegt – Also quasi ums Eck.
Gott sei Dank, gaben uns die freundlichen Beamten auch gleich eine Telefonnummer mit und so entschlossen wir mit Martin Mayr zusammen bei der Behörde anzurufen, was zu tun ist. Ist ja auch blöd, wenn man bei der Behörde steht und es heißt, nö, da seid ihr falsch. Telefonieren kurz vor Weihnachten mit Behörden = Schwierigkeit 1. Irgendwann bekamen wir eine Information, dass wir uns erst noch im Internet registrieren müssen. Also mit Martin ab ins Internet. Nach ein bischen suchen fanden wir hier heraus, dass man NUR ein Formular ausfüllen muss, pro Person 64 Real überweisen, einen Termin vereinbaren, Fotos machen und eine Kopie des Reisepasses erstellen lassen muss. Das ganze ist dann in Salvador, der Hauptstadt des Bundeslandes Bahia vorzulegen. Gut das Salvador nur 990 km von Barreiras entfernt ist, eine einfache Busfahrt ca. 120 Real kostet und diese dann auch noch rund 12 Stunden dauert.
Egal. Auf jeden Fall sind wir jetzt hier. Hier heißt in einem Prämonstratenser-Kloster am Rand der Gebiete in die sich das Google-Auto nicht mehr reingetraut hat. Innerhalb der Klostermauern merkt man von all dem nichts, außer natürlich man sieht aus dem Fenster. Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu Barreiras und wieder ist das Gefühl da, dass Brasilien das Land der Gegensätze ist.
Heute ging es dann zum Flughafen, an dem auch die Behörde sitzt, bei der wir mit unseren Unterlagen vorstellig werden müssen. Erste Erkenntnis: Gegen diese Behörde sind unsere deutsch / österreichischen Beamten ja geradezu kundenfreundlich. Nein, die 64 Real reichen natürlich nicht, wir müssen noch 124 Real einzahlen. Nein, hier können Sie das nicht machen. Dazu müssen Sie zu einer Bank. Warum steht bei Ihrem Ausweis ein OE (Für Bössenroth) aber im Visum nur ein O – Woher soll ich das wissen, das haben seine Kollegen in München so gemacht. Gott sei Dank gibt es liebe brasilianische Novizen und Irma Sabina, die mich beruhigen. Und Fotos wo sind die?
Gott sei Dank, gaben uns die freundlichen Beamten auch gleich eine Telefonnummer mit und so entschlossen wir mit Martin Mayr zusammen bei der Behörde anzurufen, was zu tun ist. Ist ja auch blöd, wenn man bei der Behörde steht und es heißt, nö, da seid ihr falsch. Telefonieren kurz vor Weihnachten mit Behörden = Schwierigkeit 1. Irgendwann bekamen wir eine Information, dass wir uns erst noch im Internet registrieren müssen. Also mit Martin ab ins Internet. Nach ein bischen suchen fanden wir hier heraus, dass man NUR ein Formular ausfüllen muss, pro Person 64 Real überweisen, einen Termin vereinbaren, Fotos machen und eine Kopie des Reisepasses erstellen lassen muss. Das ganze ist dann in Salvador, der Hauptstadt des Bundeslandes Bahia vorzulegen. Gut das Salvador nur 990 km von Barreiras entfernt ist, eine einfache Busfahrt ca. 120 Real kostet und diese dann auch noch rund 12 Stunden dauert.
Egal. Auf jeden Fall sind wir jetzt hier. Hier heißt in einem Prämonstratenser-Kloster am Rand der Gebiete in die sich das Google-Auto nicht mehr reingetraut hat. Innerhalb der Klostermauern merkt man von all dem nichts, außer natürlich man sieht aus dem Fenster. Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu Barreiras und wieder ist das Gefühl da, dass Brasilien das Land der Gegensätze ist.
Heute ging es dann zum Flughafen, an dem auch die Behörde sitzt, bei der wir mit unseren Unterlagen vorstellig werden müssen. Erste Erkenntnis: Gegen diese Behörde sind unsere deutsch / österreichischen Beamten ja geradezu kundenfreundlich. Nein, die 64 Real reichen natürlich nicht, wir müssen noch 124 Real einzahlen. Nein, hier können Sie das nicht machen. Dazu müssen Sie zu einer Bank. Warum steht bei Ihrem Ausweis ein OE (Für Bössenroth) aber im Visum nur ein O – Woher soll ich das wissen, das haben seine Kollegen in München so gemacht. Gott sei Dank gibt es liebe brasilianische Novizen und Irma Sabina, die mich beruhigen. Und Fotos wo sind die?
- Geld einzahlen
Geht hier auf der Post. Zum Glück gibt es eine direkt am Flughafen. Nein, wir nehmen keine Karten, nur Bares.- Geld Abheben
Der erste Automat verweigert die Geldausgabe. Der zweite rückt dann was raus. - Geld einzahlen – Erledigt
- Geld Abheben
- Fotos Machen
Irgendwo auf diesem Flughafen in einem Stand, der eine Mischung aus Café, Internetaccesspoint und Kopierstube ist, halten wir an und Atealto unser Begleiter meint, dass wir hier warten sollen. Irgendwann kommt eine Dame mit einer Digitalkamera, fotografiert uns vor einer dunkelgrauen Säule und meint, in 40 Minuten sind die Bilder fertig!? Ich verstehe zwar nicht warum es 40 Minuten dauert, aber nach einer Stunde haben wir dann endlich die Bilder in den Händen.
Viva! Viva 2014!
"..Viva o Senhor Jesus! Viva nossa Senhora! Viva Sao José!" Die Viva (= es lebe)-Rufe am Ende jeder Messe waren wir ja schon gewöhnt, und daher auch nicht verwundert, dass das neue Jahr mit dem ruf "Viva 2014!" eingeleitet wurde.
Wie haben wir eigentlich Sylvester gefeiert? Also eigentlich gar nicht so anders wie die meisten! Abgesehen von den warmen Außentemperaturen...
Martin hatte uns eingeladen, den Sylvesterabend mit ihm und seiner Frau Lou im Nachbarort Angical zu verbringen - auf einer Party von Freunden. Und wir hatten natürlich dankbar angenommen! Die Party begann, wie bei Südländern häufig, recht spät - so gegen 11. Und so waren zum tatsächlichen Jahreswechsel erst so ca. die Hälfte Gäste anwesend (Pünktlichkeit ist tatsächlich typisch deutsch :) ).
Die Feier fand in einem riesigen Garten statt, und war so ausstaffiert, wie man es aus den typisch amerikanischen Teenie-Filmen kennt: Weiß eingedeckte Tische, leuchtende Girlanden an den Bäumen... Und Sekt (auf Kosten des Hauses) auf jedem Tisch. Daneben eine recht große Tanzfläche, und Live-Musik. Apropos weiß: wir hatten uns sagen lassen, dass das DIE Farbe für Sylvester sei, und uns daher natürlich angepasst... Dabei war es eher die Farbe für Neujahr, aber Missverständnisse können ja mal vorkommen.
So wars recht schön - und als ich meinen Blick durch die Runde schweifen ließ, war das Bild genauso wie bei uns: Da ein Pläuschchen, dort fotografieren sich Jugendliche gegenseitig mit dem I-Phone, und vor allem die Tanzfläche: Wo man Salsa und Samba in ihrer ursprünglichsten Form erwarten würde, standen viele einfach ähnlich bewegungsfaul wie bei uns rum, und verlagerten im Rhythmus der Musik einfach das Gewicht vom linken aufs rechte Bein und wieder zurück... Also sehr ähnliches Bild wie daheim.
Am Beeindruckendsten war für uns aber eigentlich die Messe am nächsten Morgen. Hier durften wir sehen, wie es aussieht, wenn sich Kulturen vermischen. Die Tradition des Dorfes bestand darin, dass eine Gruppe von Männern mit sehr bunten Hüten (die an die Helme der Kolonialherren/-soldaten erinnern) Tänze aufführt, um die eigenen Gottheiten zu verehren. Dies war damals am 1. Januar, da dies der einzige Festtag im Jahr war, an dem Herren & Sklaven beide frei hatten, und sogar miteinander aßen.
Die Tänze gibt es auch heute noch, die durften wir vor und zu Beginn der Messe bewundern; aber anstatt die Götter zu verehren verbeugen sich die Männer vor 3 kleinen Mädchen, die in hellblau und weiß wie Prinzessinen gekleidet sind, und vorne stehen. Diese tragen auch noch Fahnen mit, auf denen Maria abgebildet ist und auf einer weißen Fahne ist der Schriftzug "Paz". In der Messe selbst, die sowieso schon eine Festmesse ist, wurden dann auch noch 4 Kinder getauft - dies geht darauf zurück, dass früher sehr selten Priester in die Dörfer kamen, und dann alles aufeinmal erledigt wurde. Ein bisschen was von dieser Tradition ist noch geblieben.
Nach der Messe gabs dann auch noch ein riesiges Bankett, bei dem das ganze Dorf eingeladen wurde - wir auch - und bei dem mir im Hinterkopf immer wieder das Lied "Die heiße Schlacht am kalten Buffet" von Reinhard Mey kam...
Also Summa summarum: es war schön, komplett anders - und wir sind extrem gespannt, was das neue Jahr bringen wird!
Wie haben wir eigentlich Sylvester gefeiert? Also eigentlich gar nicht so anders wie die meisten! Abgesehen von den warmen Außentemperaturen...
Martin hatte uns eingeladen, den Sylvesterabend mit ihm und seiner Frau Lou im Nachbarort Angical zu verbringen - auf einer Party von Freunden. Und wir hatten natürlich dankbar angenommen! Die Party begann, wie bei Südländern häufig, recht spät - so gegen 11. Und so waren zum tatsächlichen Jahreswechsel erst so ca. die Hälfte Gäste anwesend (Pünktlichkeit ist tatsächlich typisch deutsch :) ).
Die Feier fand in einem riesigen Garten statt, und war so ausstaffiert, wie man es aus den typisch amerikanischen Teenie-Filmen kennt: Weiß eingedeckte Tische, leuchtende Girlanden an den Bäumen... Und Sekt (auf Kosten des Hauses) auf jedem Tisch. Daneben eine recht große Tanzfläche, und Live-Musik. Apropos weiß: wir hatten uns sagen lassen, dass das DIE Farbe für Sylvester sei, und uns daher natürlich angepasst... Dabei war es eher die Farbe für Neujahr, aber Missverständnisse können ja mal vorkommen.
Lou & Vicky |
Am Beeindruckendsten war für uns aber eigentlich die Messe am nächsten Morgen. Hier durften wir sehen, wie es aussieht, wenn sich Kulturen vermischen. Die Tradition des Dorfes bestand darin, dass eine Gruppe von Männern mit sehr bunten Hüten (die an die Helme der Kolonialherren/-soldaten erinnern) Tänze aufführt, um die eigenen Gottheiten zu verehren. Dies war damals am 1. Januar, da dies der einzige Festtag im Jahr war, an dem Herren & Sklaven beide frei hatten, und sogar miteinander aßen.
Die Tänze gibt es auch heute noch, die durften wir vor und zu Beginn der Messe bewundern; aber anstatt die Götter zu verehren verbeugen sich die Männer vor 3 kleinen Mädchen, die in hellblau und weiß wie Prinzessinen gekleidet sind, und vorne stehen. Diese tragen auch noch Fahnen mit, auf denen Maria abgebildet ist und auf einer weißen Fahne ist der Schriftzug "Paz". In der Messe selbst, die sowieso schon eine Festmesse ist, wurden dann auch noch 4 Kinder getauft - dies geht darauf zurück, dass früher sehr selten Priester in die Dörfer kamen, und dann alles aufeinmal erledigt wurde. Ein bisschen was von dieser Tradition ist noch geblieben.
Nach der Messe gabs dann auch noch ein riesiges Bankett, bei dem das ganze Dorf eingeladen wurde - wir auch - und bei dem mir im Hinterkopf immer wieder das Lied "Die heiße Schlacht am kalten Buffet" von Reinhard Mey kam...
Also Summa summarum: es war schön, komplett anders - und wir sind extrem gespannt, was das neue Jahr bringen wird!
Labels:
Brasilien
Standort:
Angical - Bahia, Brasilien
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