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Dienstag, 28. Januar 2014

Lebensmotto Improvisation oder: Alles bleibt anders

Und eigentlich bräuchte man noch Platz für den Untertitel: Was ich lernen darf. Moment, ists nach 1,5 Monaten nicht ein bisschen früh, schon von Erkentnissen oder Lerngewinnen zu reden? Naja, von Erkentnissen sowieso eher nicht - weil die einzige Erkentnis ist, dass die megaschlauen Lebensweisheiten alle schon niedergeschrieben sind, schon von Menschen vor uns entdeckt wurden.

Rein physiotherapeutisch gesehen lernt man ja auch bei den ersten Lehrstunden einer neuen Sportart am meisten, wenn komplett neue Bewegungsabläufe eingeübt werden müssen, sich Muskelgruppen im Zusammenspiel neu organisieren müssen, etc. pp. Je länger man was macht, umso weniger "grossen" Lerngewinn hat man, es wird nur die Feinmotorik besser und die Abläufe runder. Und genauso gehts uns hier.

Die wohl grösste Herausforderung für mich, manchmal auch für Ben, ist die Spontanität und die Unverbindlichkeit. Wer uns genauer kennt, weiss, dass wir leidenschaftliche Planer und Fans von Checklisten sind, sowie davon, Termine mindestens eine Woche wenn nicht mehr im Voraus auszumachen.
Davon wurden wir hier extrem schnell abgebracht. Zum Beispiel schon am Ersten Tag -  statt um viertel vor 9 kam der Bus in Barreiras mal eben um 10 an... Die Schwestern die uns holten nahmens extrem gelassen! (und nein, hier kommen die Leute nicht mal eben auf die Idee, einen Beschwerdebrief an die Omnibusunternehmen zu schreiben).

Auch mit den Arbeitern ists so ne Sache: Sie sagen "ich komme nächsten Montag". Genauere Informationen - gibts manchmal. Wenn der Arbeiter aber dann doch eben am Dienstag kommt, weil ihm am Montag was dazwischen gekommen ist, dann kommt er eben am Dienstag - keiner regt sich wirklich auf, weil - er ist ja gekommen. Oder wir haben auch durchaus einmal versucht, einen Termin 5 Tage im Voraus auszumachen -  und waren in der irrigen Annahme, dass es gutgeht - bis 2 Tage vorher der Bischof die Pläne änderte und alles plötzlich wieder ganz anders war. Was auch manchmal eine Herausforderung ist: Man nimmt sich für den Tag ordentlich Arbeit (in unserem Fall mit der Bibliothek) vor - und dann kommt ein Besucher nach dem anderen, jeder will einen Kaffee (Gastfreundlichkeit ist hier ungeschriebenes Grundgesetz), und plötzlich ist der Vormittag vorbei, ohne dass man gearbeitet hat.Oder: Wir freuen uns auf einen gemütlichen Abend im Haus zu zweit - und plötzlich kommt nach der Abendmesse spontan eine Einladung in ein Lokal und man kommt irgendwann mal nach Hause... So gibts der Beispiele viele :)

Oder auch die Sache mit dem Internet: Einen Tag, wo es durchgehend vorhanden ist bzw. funktioniert hatten wir schon seit 2 Monaten nicht mehr - heißt, es fällt jeden Tag mal aus - mal kürzer, mal länger, und wenns geregnet hat, ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, dass es mal länger nicht da ist. Da muss man sich halt damit abfinden, dass man das, was man sonst einmal in ner halben Stunde erledigt,  eben in mehreren Anläufen erledigen muss, und das Skype-Gespräche auch mal mittendrin unterbrochen werden, und nicht wiederhergestellt werden können. Am Anfang hat das extrem genervt, jetzt ... wirds langsam "normal".

Wie gehen wir damit um? Anstatt wie früher an die Decke zu gehen - Erstaunlich gelassen. Aber das zu lernen - war und ist nicht immer leicht. Nur: welche Alternativen gibts? Aufregen? Nein, das bringts definitiv nicht. Nicht, wenn das einfach die Mentalität hier ist -  und ich eigentlich der Ausnahmefall bin. Beschweren? Dann wird man als Fremder wahrscheinlich eher belächelt. Also - durchatmen, lächeln und das einfach so hinnehmen. Und versuchen, daraus zu lernen - die Gelassenheit und Spontanität hat nämlich auch durchaus ihre Vorteile und schenkt einem viele sehr schöne Momente! Gelingts immer? Oft. Aber natürlich gibt es auch durchaus Momente, wo ich mir die österreichisch-deutsche Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zurückwünsche...

2 Kommentare:

  1. also ich hätte damit überhaupt kein Problem. ich glaub da würde zu spät kommen bei mir ganz andere dimensionen annehmen können.

    Marko

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    1. wir sind uns sowieso beide einig, dass das hier absolut dein Land wäre - und Arbeit wäre auch da :D

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