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Samstag, 4. Januar 2014

Salvador aus der Sicht eines Touristen - Teil 1

Nach unseren Behördengängen gönnen wir uns noch ein paar Tage Auszeit hier in Salvador, der Hauptstadt des Bundeslandes Bahia. Der ein oder andere wird jetzt Fragen, wieso eine Auszeit, ihr habt ja bisher noch gar nichts gearbeitet?

Jein, ganz so ist es nicht. Schon vor unserem ursprünglichen Reisetermin im Oktober sagten uns Irma Sabina und Martin Mayr, dass Sie eine mindestens 6-Wöchige Akklimatisierungsphase planen. Uns erschien das damals schon recht viel, schließlich wollen wir ja auch was tun. Aber nach den ersten drei Wochen brummt uns ganz schön der Kopf: Andere Kultur, sprachliche Herausforderung, Vorstellung in allen Kirchen, Einarbeitung in die Problematiken vor Ort, Hitze und Luftfeuchtigkeit, Zusammenleben, Weihnachten, Silvestern…

Darum folgten wir der Empfehlung von Ir. Sabina verlängerten unseren Pflichtaufenthalt in Salvador um etwas „Urlaub“ zu machen.

Tozo, ein Flüchtling aus dem Orient, der bereits seit über einem Jahr hier in Salvador bei den Prämonstratensern wohnt, bot sich an, uns die Stadt zu zeigen. Nachdem ich den Fahrstil in Barreiras schon bewundern durfte und mich dort auch schon hinters Steuer getraut habe, wollte ich die Salvador-Variante (=Barreiras x 1000 Autos) dann doch erst Mal als Beobachter genießen, weshalb wir mit dem Stadtbus fuhren.

Alleine die Fahrt in die Stadt war ein Erlebnis. Vorbei am Flughafen, Condominios (Geschützten Wohneinrichtungen für die Reichen), Elendsvierteln und dem neuen Fußballstadion für die WM. Hier wurde uns erst richtig bewusst, wie gegensätzlich Brasilien ist und wie nahe zusammen hier bitterste Armut und unermesslicher Reichtum sind. Für uns sah es so aus, als wären die Dritte und die erste Welt (Entschuldigung für diese veralteten Ausdrücke) hier in einer Stadt zusammengepfercht worden. Immer wieder stiegen Verkäufer und Bettler in den Bus zu, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Als einzige hellhäutige Fahrgäste wird einem da schon manchmal etwas anders.

Am Hafen der Stadt angelangt wanderten wir durch die Hallen des ehemaligen Sklavenmarktes der bis 1888 in Betrieb war (Quelle: http://www.salvadorbrasil.de/salvador-da-bahia/zur-messe/index.html). Heute befinden sich in den Hallen des Marktes viele Buden mit mehr oder weniger kunstvoll gestalteten Souvenirs (wobei es wirklich komisch ist, direkt neben den Statuen der katholischen Heiligen die Statuen der Orixas des Candomble zu sehen). Der Platz dahinter ist eine Mischung aus ehemals wunderschönen historischen Gebäuden, die leider völlig verfallen sind, dem historischen Aufzug sowie ein paar Betonklötzen. Unser Führer leitete uns vorbei am Aufzug hin zu einer wunderschönen Kirche, der ersten Kirche Salvadors.


 

 

Anschließend fuhren wir mit dem Aufzug in die historische Altstadt. Von oben genossen wir den fantastischen Blick auf das Meer und den Jachthafen mit einer Burg auf einer kleinen Insel. Paläste aus alten Zeiten, das erste Krankenhaus Bahias und lange Zeit auch das Einzige (für ein Bundesland so groß wie Frankreich) und viele bunte Häuser. Das Krankenhaus ist heute übrigens nicht mehr in Betrieb und dient nur noch als Museum, das wir uns gleich als erstes ansahen.

Danach flanierten wir die Straßen entlang immer mit einer Flasche Wasser in der Hand, denn es war wie jeden Tag sehr, sehr heiß. Vorbei an einer Capoeira Tanzgruppe ging es durch die engen und bunten Gassen, bei denen es in jedem Haus entweder ein Lokal oder ein Geschäft mit Souvenirs gab. Leider hatten nicht alle Kirchen offen.


Die erste offene war eine dem hl. Franziskus geweihte, an einen königlichen Palast angeschlossene Kirche. Die 10 Real Eintritt war es uns wert. Anders als in Europäischen Museen hat man ständig das Gefühl, man könne die Kunstgegenstände einfach mal Anfassen, auch wenn Schilder darauf hinweisen, es nicht zu tun. Zumindest ist mir keine Alarmanlage oder ähnliches aufgefallen.

Die dritte und letzte Kirche, die wir als Tourist an diesem Samstag betraten, war ebenfalls eine dem hl. Franziskus geweihte. Bei dieser hätte sich Franziskus, der sein Leben in völliger Armut verbracht hat, jedoch vermutlich im Grab umgedreht. Alles war über und über mit Blattgold verziert.

An einer Stelle wurden wir wieder einmal daran erinnert, das Brasilien nicht Deutschland und Salvador nicht Barreiras ist. Wir wollten noch ein wenig weiter durch die Stadt gehen, als Tozo darauf bestand wieder umzukehren, es sei nicht mehr sicher. Woran er das sehe, fragte ich. Keine Polizei auf der Straße und zu wenige Touristen. Schon am Vortag erzählte uns Pater Milu, der Prior des Klosters, dass der Fahrer, der Ir. Sabina zum Busbahnhof gebracht hatte, anschließend ausgeraubt wurde. Und wir hatten noch überlegt, ob wir mitfahren zum Verabschieden.

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