Was stellt ihr euch unter dem Begriff "Novene" vor? Normalerweise ein
9-Tägiges Gebet, d.h. jeden Abend ein paar Gebete gleich - und andere
Bestandteile, die variieren können. Also nix aufregendes. Normal - ist
aber nicht Brasilien!
Also wie siehts hier aus? Zuerst
mal die optischen Eindrücke: Jeden Abend ist die Kirche geschmückt, als
wenn ein großes Fest anstehen würde (ja ok, die Novene führt auf eines
hin) - und fast jeden Abend auch anders, weil dafür immer die
vorbereitenden Gruppen zuständig sind. Das zweite: ein Bild von einer
bis zum Bersten gefüllten Kirche - und das, obwohl eine Novene keine
Messe ist (was wir auch erst als wir dort waren festgestellt haben)!
Jeden
Abend steht die Novene unter einem Motto (z.b. II. Vatikanisches
Konzil) und wird von einer anderen Gruppe vorbereitet. Der Ablauf ist
grundsätzlich so, dass sich die Gruppen selbst und auch das Thema
vorstellen, es gibt eine Lesung, eine Predigt nach dem Evangelium (von
einem Padre oder einem der 4(!) Diakone) und zum Abschluss den
eucharistischen Segen. Was immer gleich ist: Die Gebete - zum hl.
Sebastion, um Berufungen, um Engagement in der Kirche - sowohl
finanziell als auch persönlich - und natürlich die Litanei.
Wobei
die Litanei echt ein Thema für sich ist! In Österreich und Deutschland
ist sie ja oft unter den Jugendlichen nicht so beliebt (auch bei mir
ehrlich gesagt nicht) - aber hier absolut - weil sie gesungen wird, und
zwar mit ordentlich Schwung und klatschen bzw. wedeln der Hände und einem "Ro-o-o-o-o-gai por nós" (dt. Biiiiiiiitte für uns), das über gefühlte fünf Takte gesungen wird. Gesungen wird mit voller Inbrunst und unterstützt von einer Band, die jeden Abend von den gestaltenden Gruppen gestellt wird.
Besondere Gruppen waren für uns beispielsweise:
JOCA (Jugend organisiert mit Liebe) - Die Jugendlichen zogen singend und fast tanzend durchs Publikum und hatten für den Einzug der Monstranz viele Kerzen in der Kirche verteilt.
Grupo Divino und Dizimo (Bei uns Zechpröpste und Charismatische Erneuerung) - Die mit Abstand beste Musik und ein ein Theaterstück zur Verdeutlichung des Inhalts.
Terco dos homens - Die Rosenkranz-Männer-Gebetskreise die alleine durch die Anzahl der Mitglieder schon die halbe Kirche füllten und als Hauptakt einen überlebensgroßen Rosenkranz hinterm Altar aufhingen.
Das Militär und die Stadtwache - Zogen im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten in die Kirche ein und ließen es vor und in der Kirche mit Feuerwerk krachen.
Nicht zu vergessen - jeden Abend Party danach! Das heißt es gab Fress- und Getränkebuden (Fleischspieß für 0,80 Euro) und live Musik von unterschiedlichen Künstlern. Ab und zu wird dann auch noch Essen (Kuchen und Hünchen) vom Pfarrer versteigert und es wird natürlich getanzt, getanzt, getanzt (auch die MÄNNER).
Und das alles bereitete uns nur auf eines vor - Das große Fest zu Ehren von São Sebastião. Über 2.500 Personen (ca. 500 m voller Menschen) feiern auf der abgesperrten Hauptstraße unter freiem Himmel mit richtig guten Musikern einen Gottesdienst. Die Priester, Diakone und Kommunionhelfer hatten sichtlich Probleme zu ihren Einsatzorten für die Ausgabe der Kommunion zu kommen. Eine Kerzenprozession mit Sebastian, Jesus und Maria, die als Figuren auf reichlich mit Blumen geschmückten Podesten durch die Menge getragen wurden bildeten den Abschluss. Natürlich durften auch hier keine Feuerwerkskörper und Böller fehlen.
Ganz am Ende, quasi beim Abbauen, wurden die Blumengestecke zerlegt und unter den bereits wartenden Mädels die Einzelteile in die Menge geworfen.
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