Neue Kultur, neue Sprache - neue Fettnäpfchen! Bei einer komplett "anderen Welt" lässt sichs meist nicht vermeiden, dass man sich, bei noch nicht perfektem Kennen von Kultur und Sprache, auch manchmal kleine, aber durchaus witzige Pannen leistet...
Anbei mal ein paar kleine Beispiele (werden in dem Jahr wahrscheinlich noch mehr):
Benjamin und Sr. Guiomar haben immer mal wieder eine kleine Diskussion, da er für ihren Geschmack nicht genug isst. Einmal wollten wir dann den Spieß umdrehen, und sie überreden mehr zu essen - mit dem üblichen Spruch "Einen Löffel für Mami... usw." und da sie gerade eine Gabel in der Hand hatte, und ich ganz stolz war, dass ich an diesem Tag die Namen für Besteck gelernt hatte, war ich voller Feuereeifer: "Uma Faca por Benjamin, uma Faca por Viktoria..." Der leicht irritierte Blick der Schwester verwunderte mich dann doch ein bisschen... Während Ben gegenüber schon nen dicken Grinser auf den Lippen hatte: Anstatt das Wort für Gabel zu verwenden, hatte ich frischfröhlich aufgezählt: "Ein Messer für Benjamin, eins für mich..." Das wäre dann doch ein bisschen gefährlicher geworden...
Oder: Bei der Grillfeier, die Ben schon erwähnt hat (Weihnachten) gingen die Jugendlichen mit einem Teller mit kleinen Grillwursthäppchen rum und baten die uns auch an. Auf dem Teller lag ne Gabel. Ich wollte gute Manieren zeigen, und hab die Häppchen halt mit der Gabel genommen... Mal wieder die irritierten Blicke. Nebenbei fragte die Gastgeberin, ob Ben und ich denn ne Gabel bräuchten, aber nicht uns, sondern Sr. Maria-Rosa, und diese nur "nönö, die werdens schon lernen". Beim zweiten Mal war ich auch schlauer - und nahm die Wursthäppchen (wie alle andern) mit den Fingern... Die Jugendlichen fanden meinen Fauxpas aber so witzig, dass sie dann eine Schachtel Zahnstocher holten und alle Würstchen mit Zahnstochern ausstatteten...
Ein liebes war auch: Gestern wars ausnahmsweise mal kühler, so dass man sich auch mal umarmen konnte, ohne sofort zusammenzukleben. Dementsprechend hat Ben mich eben mal in der Küche des Noviziatshauses im Arm gehalten... Sr. Guiomar gleich "was ist los, hat sie Probleme??" und ich voller gespielter Entrüstung "Nao, Eu me ama!" ... als sie schallend zu lachen anfing, wurde mir klar, dass "Ele (= er) me ama" richtiger gewesen wäre. "Eu" heißt nämlich "ich"... Wobei ein bisschen gesunde Selbstliebe ja wichtig sein soll...
Wie aus dem Vorhaben einer 6-monatigen Reise ein einjähriges Volontariat (in Brasilien und anderswo) wurde.
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Montag, 30. Dezember 2013
Donnerstag, 26. Dezember 2013
Stille Nacht, Heilige Nacht
Der heilige Abend stand vor der Türe und wir fragten uns schon wie das wohl werden wird. Noch dazu, da es an diesem Tag – nach unserem Verständnis – unglaublich heiß und schwül war. Für echte Brasilianer war’s wohl eher „ganz OK“. Also 36 Grad Celsius und 75 % Luftfeuchtigkeit.
Ganz ohne Geschenke wollten wir auch hier in Brasilien nicht dastehen. Vor allem, nachdem wir so herzlich bei den Benediktinerinnen aufgenommen wurden. Also gingen wir am Vormittag in die Stadt um beim Diakon Martin Mayr wegen ein paar Formalitäten vorbei zu schauen und anschließend in einen Shop mit lauter Bibeln, Büchern, T-Shirts… alles zum Thema Glauben. Dort deckten wir uns mit kleinen Karten mit portugiesischen Gebeten und Texten ein (Die Geschäfte haben übrigens am 24-ten bis Mitternacht offen). Vicky machte sich sogar noch die Arbeit, für jede Schwester einen individuellen Spruch auf portugiesisch auf jede Karte zu schreiben.
Auf dem Heimweg vom Shop hatten wir dann das intensive Gefühl, dass irgendjemand an uns denkt. Beim Blick auf die Uhr stellten wir fest, dass es in Österreich bzw. Bayern 16 Uhr war. Die Uhrzeit bei der in Burghausen die Kindermesse startet, bei der wir letztes Jahr aktiv mitgestalten durften.
Die heilige Messe feierten wir dann in der Kirche unserer Pfarre, von denen es ca. 6 Stück in Barreiras gibt. Wer meinen letzten Blogeintrag „Singt und tanzt dem Herrn“ gelesen hat, der weiß, dass die Gottesdienste in Barreiras eh eher laut sind. Jetzt kamen noch drei neue Komponenten hinzu. Eine Krippe mit Jesuskind mit blinkender bunter Lichterkette, zwei neue Musiker in den Reihen des Chors (Vicky und ich), sowie ein Pfarrer, der die Spontanität eines bekannten Kremsmünsterer Pfarrers völlig in den Schatten stellt. Mitten in der Messe stimmt er plötzlich Lieder an, die weder am Beamer verfügbar waren, noch vom Chor einstudiert waren und gibt dann das Signal an den Chor, doch irgendwie einzusteigen. Für Vicky und mich schlicht unmöglich ohne Text.
Zum Abschluss der Messe sangen wir dann alle „Noite Feliz“, also Stille Nacht Heilige Nacht, abwechselnd auf Deutsch und Portugiesisch. Ach ja bei der mittlerweile obligatorischen Vorstellungsrunde von Vicky und mir hab ich endlich mein Trauma vom ersten Tag überwunden und konnte mich ohne Stottern und stocken vorstellen. Mein persönliches Weihnachtsgeschenk.
Tannen wachsen hier in Bahia nicht, oder zumindest habe ich noch keine gesehen. Die würden ihre Nadeln vermutlich auch innerhalb weniger Stunden verlieren. Deshalb haben einige einen Plastik-Weihnachtsbaum, so wie den, den uns die Schwestern geschenkt haben, oder man schmückt einfach irgendeine Pflanze. Wichtig! Blinken muss er und bunt muss er sein. Ich vermute übrigens, dass der Brauch des Baum-Schmückens mit den ganzen Missionaren aus Europa und USA rüber geschwappt ist.
Eine bunte Krippe mit blinkender Lichterkette und zur Krönung ein blinkendes buntes Kreutz. Nach der Messe fuhren wir noch spontan bei der Mutter von Ir. Maria Rosa vorbei. Anschließend noch etwas spontaner bzw. halt ohne unser Wissen ging es zur Weihnachtsfeier eines Jungendtreffs im Stadtteil Villa Brasil. Bis wir von der Party aufbrachen, war es dann doch wieder 23 Uhr.
Fazit: Weihnachten 2014 wird unter Schlafmangel verbucht… ;-) aber schee wars.
Ganz ohne Geschenke wollten wir auch hier in Brasilien nicht dastehen. Vor allem, nachdem wir so herzlich bei den Benediktinerinnen aufgenommen wurden. Also gingen wir am Vormittag in die Stadt um beim Diakon Martin Mayr wegen ein paar Formalitäten vorbei zu schauen und anschließend in einen Shop mit lauter Bibeln, Büchern, T-Shirts… alles zum Thema Glauben. Dort deckten wir uns mit kleinen Karten mit portugiesischen Gebeten und Texten ein (Die Geschäfte haben übrigens am 24-ten bis Mitternacht offen). Vicky machte sich sogar noch die Arbeit, für jede Schwester einen individuellen Spruch auf portugiesisch auf jede Karte zu schreiben.
Auf dem Heimweg vom Shop hatten wir dann das intensive Gefühl, dass irgendjemand an uns denkt. Beim Blick auf die Uhr stellten wir fest, dass es in Österreich bzw. Bayern 16 Uhr war. Die Uhrzeit bei der in Burghausen die Kindermesse startet, bei der wir letztes Jahr aktiv mitgestalten durften.
Die heilige Messe feierten wir dann in der Kirche unserer Pfarre, von denen es ca. 6 Stück in Barreiras gibt. Wer meinen letzten Blogeintrag „Singt und tanzt dem Herrn“ gelesen hat, der weiß, dass die Gottesdienste in Barreiras eh eher laut sind. Jetzt kamen noch drei neue Komponenten hinzu. Eine Krippe mit Jesuskind mit blinkender bunter Lichterkette, zwei neue Musiker in den Reihen des Chors (Vicky und ich), sowie ein Pfarrer, der die Spontanität eines bekannten Kremsmünsterer Pfarrers völlig in den Schatten stellt. Mitten in der Messe stimmt er plötzlich Lieder an, die weder am Beamer verfügbar waren, noch vom Chor einstudiert waren und gibt dann das Signal an den Chor, doch irgendwie einzusteigen. Für Vicky und mich schlicht unmöglich ohne Text.
Zum Abschluss der Messe sangen wir dann alle „Noite Feliz“, also Stille Nacht Heilige Nacht, abwechselnd auf Deutsch und Portugiesisch. Ach ja bei der mittlerweile obligatorischen Vorstellungsrunde von Vicky und mir hab ich endlich mein Trauma vom ersten Tag überwunden und konnte mich ohne Stottern und stocken vorstellen. Mein persönliches Weihnachtsgeschenk.
Die Frage mit dem Weihnachtsbaum
Klein aber fein |
Der 1. Weihnachtsfeiertag
Der erste Weihnachtsfeiertag begann etwas später als sonst, da wir erst um 7:30 Laudes feierten. Die Vorabendmesse war allerdings auch erst um kurz vor Mitternacht aus. Im laufe des Tages erhielten wir die Info, wir könnten mit Pater Julando zu einer Messe in ein Dorf außerhalb von Barreiras mitfahren. Das Dorf ist laut Ir. Sabina und Ir. Maria Rosa erst in den 60er Jahren entdeckt worden – also die dort lebenden indigenen Familien. Davon merkt man bei der Ankunft allerdings wenig. Dominiert wird der Platz vor der Kirche, wie könnte es anders sein, von bunten Lichtern. In der Kirche das übliche Bild.Eine bunte Krippe mit blinkender Lichterkette und zur Krönung ein blinkendes buntes Kreutz. Nach der Messe fuhren wir noch spontan bei der Mutter von Ir. Maria Rosa vorbei. Anschließend noch etwas spontaner bzw. halt ohne unser Wissen ging es zur Weihnachtsfeier eines Jungendtreffs im Stadtteil Villa Brasil. Bis wir von der Party aufbrachen, war es dann doch wieder 23 Uhr.
Der 2. Weihnachtsfeiertag
Da dieser Tag in Brasilien kein Feiertag mehr ist, gaben mir die Schwestern alle ihre Laptops, damit ich diese auf Viren kontrollieren kann und auch sonst mit ein bischen aktueller Software ausstatte. Bei der Internetgeschwindigkeit ist das immer mäßig lustig. Auch Vicky durfte ein wenig arbeiten und so freuten wir uns beide sehr auf einen ruhigen Abend, da der letzte auch etwas länger war. Allerdings hatten wir unsere Pläne ohne Ir. Sabina gemacht. Spontan wollte Sie eine arme Familie besuchen und dort etwas vorbeibringen. Aber als wenn jemand gewollt hätte dass wir zu Hause bleiben wurde dieser Plan jedoch am Abend dann durch plötzlichen und starken Regen vereitelt – also doch Fernsehabend mit Nachrichten und Voice of Brasil. Ich schlief allerdings um 21:30 ein. Die Hitze und der etwas zu kurz geratene Schlaf forderten ihren Tribut.Fazit: Weihnachten 2014 wird unter Schlafmangel verbucht… ;-) aber schee wars.
Montag, 23. Dezember 2013
Und dann relativiert sich alles…
Aber nun zur Reise: Letzten Donnerstag morgens gings los –
mit der Aussicht auf 5-6 Stunden
Straßen? Straßen! |
Unser "Badezimmer" |
Dafür wird man defintiv von der Landschaft belohnt! Im
Serrais ist die Natur wirklich noch ursprünglich und es findet sich hier eine
wunderschöne Vegetation. Das ist auch der Regel zu verdanken, dass alle
brasilianischen Landbesitzer 20% ihres Landes im ursprünglichen Zustand
belassen müssen. Auf der langen, holprigen Strecke kams leider auch zu einer
kleinen Autopanne… Die aber mit gemeinsamen Kräften schnell behoben werden
konnte.
Termitennest |
Am Zielort angekommen fühlte ich mich irgendwie, als wenn
ich in einer anderen Welt gelandet wäre. Wenn man Barreiras gewohnt ist, was
nicht den Standard von europäischen Städten dieser Größe hat, und das schon
nicht modern findet, so war das Dorf, in das wir fuhren nochmal ursprünglicher.
Kein fließend Wasser, keine Stromversorgung (außer über Generatoren, die die
Einzelnen mit Solarpanels betrieben), kaum Infrastruktur (Arzt oder irgendein
Lebensmittelgeschäft)…
Die Feier die Martin zelebrierte (er ist Diakon), fand
dementsprechend in der Schule (die aus einem Raum bestand) statt.
Multifunktional :) |
Und trotzdem: Das, was wir als rückständig und Armut
bezeichnen würden, sehen die, die dort wohnen bei Weitem nicht so! Und ganz
ehrlich: Die Stimmung, die wir während der Messe spüren durften, und der
Zusammenhalt, der unter den Einwohnern merkbar ist, suchen definitiv
ihresgleichen! Das Beeindruckendste bei diesen Familien ist sowieso immer die
übergroße Gastfreundschaft – obwohl sie nicht viel haben, werden Gäste immer in
höchstem Maße bekocht, sogar teilweise extra eins der Hühner geschlachtet… Und
Ben und ich durften sogar im Ehebett des Paares schlafen, während sie die Nacht
in irgendeinem anderen Raum verbrachten. Das erlebt man in Europa nicht so oft,
ist hier aber quasi der gute Ton…
Nach der Diskussion die Martin (bezüglich der Probleme der
Anwohner) geführt hatte, wollten wir theoretisch am Freitag Vormittag/Mittag
zurückfahren - aber dank des Regens ging das nicht ganz so, wie wir dachten. Da
Sand + viel Regen eher ungünstig fürs Autofahren sind, mussten wir eben warten
bis es dann am frühen Nachmittag mal aufhörte, um überhaupt ans Fahren denken
zu können. Das heißt, Termine eng planen funktioniert hier nicht wirklich.
Aber auf jeden Fall war dieser Besuch extrem beeindruckend
und interessant – und stellt die eigenen Definitionen von Armut und Co auf den
Prüfstand.
Samstag, 21. Dezember 2013
Singt und tanzt dem Herrn
Überhaupt komme ich mir immer noch hin und wieder etwas überfordert vor mit dem Gottesdienst, aber langsam gewöhne ich mich daran. Das mag zum einen daran liegen, dass ich immer voller Anspannung zum Ende der Messe da sitze und befürchte, dass wir schon wieder einer Gemeinde vorgestellt werden. Doch gegen diese Angst hilft mir mein ständiger Begleiter, mein Spickzettel. Zum Anderen, kenne ich aber die meisten Lieder noch nicht und die Nummern der Lieder werden manchmal sehr schnell ausgesprochen.
Das Thema Lieder ist sowieso etwas eigen. Da meint man die Melodie erkannt zu haben, kann sich aber nicht ganz so sicher sein, denn viele Brasilianer hier in Barreiras gehen nach dem Motto „Laut, Falsch und mit Begeisterung“. Jeder versucht lauter zu sein als die Band, die allerdings mit Verstärker und Mikrofon ausgestattet ist, auch unter der Woche. Andererseits hilft es mir über meine sprachlichen Schwächen hinweg, denn hier muss ich keine Angst haben, falls ich mal einen Satz falsch ausspreche, zumindest treffe ich den Ton. Grundsätzlich sind die Lieder nicht all zu schwer und klingen oft eher wie Pop oder Schlager denn Kirchenmusik.
Die Begeisterung der Menschen hier für den Gottesdienst durften wir auch schon bei unseren ersten beiden Messen erfahren. Beim Fest der hl. Lucia wurde die Bibel von einem als hl. Lucia verkleideten Mädchen in die Kirche getanzt und auch bei der Messe zu ehren der Abschlussschüler wurde die Bibel von den Schülern bis zum Altar getanzt und geküsst. Bei jeder Messe gibt es am Anfang, nach dem Evangelium und nach der Predigt Applaus – Damit begreift auch jeder, was die wichtigen Teile der Messe sind. Und einer der schönsten Teile: das „im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ zu Beginn der Messe wird gesungen.
Für uns extrem Praktisch, der gesamte Messablauf inkl. Lesung und Evangelium wird in ausgedruckter Form bei jeder Messe ausgeteilt. So können wir mitlesen und gleichzeitig unser Portugiesisch aufbessern.
Dienstag, 17. Dezember 2013
Routine? Such, such, such... nep, noch nicht gefunden.
Was machen wir momentan eigentlich? Die Frage taucht von manchen Seiten dann doch mal auf...
Das ist auch ne berechtigte und gute Frage! Weil wir selber jeden Tag aufs Neue überrascht werden. Aktuell arbeiten wir auf jeden Fall noch nicht, da wir Zeit zum akklimatisieren bekommen haben. Aber ein paar Sachen sind doch jeden Tag ähnlich: 6.45 Uhr Laudes, danach Frühstück mit den Schwestern - das auch immer fröhlicher wird, da wir langsam aber sicher mehr verstehen.
Danach... unterschiedlich. Gestern und heute hatten wir "frei", d.h. Eigenstudium portugiesisch, Lesen, Zeit fürs persönliche Gebet oder zum Musizieren... Außerdem war Bischof Josafa da, wollte mit uns noch bisschen reden, dann ergibt sich mal ne kurze, holprige Unterhaltung mit einer der Schwestern... Oder auch portugiesisch-Intensiv-Unterricht bei Valda: Eine Brasilianerin, die trotz Rente Kinder unterrichtet, die aufgrund der öffentlichen Schulen (qualitativ nicht ganz so hochwertig wie private Schulen) ansonsten Nachteile hätten. Und das ist für sie mit uns quasi wie bei uns Deutsch-Unterricht. Für uns nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie uns Wörter nicht übersetzt sondern auf portugiesisch erklärt.
Und ab und zu werden wir entweder von Sabina, Martin oder dem Bischof auch einfach so mit raus genommen - eben zu Diskussionen (wie von Ben beschrieben), oder zu diversen Gottesdiensten (die aufgrund des gleichen Aufbaus toll sind zum Lernen)... Also fad wirds nie.
Auf dem Weg in die Stadt begleitet uns meistens Luciana, eine Kandidatin fürs Noviziat, die sich auch sehr bemüht und viiiel Geduld mit uns hat... Und sich total freut, wenn sie uns was von ihrer Kultur zeigen kann (wie z.B. Aqua de Coco trinken...)
Der Grund dass wir momentan eher mehr Themen-orientierte Blogs schreiben als Erlebnisberichte ist, dass die Tage doch recht gleich ausschaun, und das recht fad für alle Mitlesenden wäre :).
Das was aktuell für uns super ist: Es ist Regenzeit. D.h. Mittags Temperaturen um die 28/29 °, die sich angenehm anfühlen, wenns geregnet hat ists wieder kühler... Ist ganz praktisch für die Umgewöhnung. Und: die freuen sich unglaublich über den Regen. Auch wenns wirklich schüttet wie aus Eimern, und dann die Straßen innerhalb 10 Minuten geflutet sind - das fließt ja eh innerhalb der nächsten halben Stunde wieder ab...
Das ist auch ne berechtigte und gute Frage! Weil wir selber jeden Tag aufs Neue überrascht werden. Aktuell arbeiten wir auf jeden Fall noch nicht, da wir Zeit zum akklimatisieren bekommen haben. Aber ein paar Sachen sind doch jeden Tag ähnlich: 6.45 Uhr Laudes, danach Frühstück mit den Schwestern - das auch immer fröhlicher wird, da wir langsam aber sicher mehr verstehen.
Danach... unterschiedlich. Gestern und heute hatten wir "frei", d.h. Eigenstudium portugiesisch, Lesen, Zeit fürs persönliche Gebet oder zum Musizieren... Außerdem war Bischof Josafa da, wollte mit uns noch bisschen reden, dann ergibt sich mal ne kurze, holprige Unterhaltung mit einer der Schwestern... Oder auch portugiesisch-Intensiv-Unterricht bei Valda: Eine Brasilianerin, die trotz Rente Kinder unterrichtet, die aufgrund der öffentlichen Schulen (qualitativ nicht ganz so hochwertig wie private Schulen) ansonsten Nachteile hätten. Und das ist für sie mit uns quasi wie bei uns Deutsch-Unterricht. Für uns nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie uns Wörter nicht übersetzt sondern auf portugiesisch erklärt.
Und ab und zu werden wir entweder von Sabina, Martin oder dem Bischof auch einfach so mit raus genommen - eben zu Diskussionen (wie von Ben beschrieben), oder zu diversen Gottesdiensten (die aufgrund des gleichen Aufbaus toll sind zum Lernen)... Also fad wirds nie.
Auf dem Weg in die Stadt begleitet uns meistens Luciana, eine Kandidatin fürs Noviziat, die sich auch sehr bemüht und viiiel Geduld mit uns hat... Und sich total freut, wenn sie uns was von ihrer Kultur zeigen kann (wie z.B. Aqua de Coco trinken...)
Der Grund dass wir momentan eher mehr Themen-orientierte Blogs schreiben als Erlebnisberichte ist, dass die Tage doch recht gleich ausschaun, und das recht fad für alle Mitlesenden wäre :).
Das was aktuell für uns super ist: Es ist Regenzeit. D.h. Mittags Temperaturen um die 28/29 °, die sich angenehm anfühlen, wenns geregnet hat ists wieder kühler... Ist ganz praktisch für die Umgewöhnung. Und: die freuen sich unglaublich über den Regen. Auch wenns wirklich schüttet wie aus Eimern, und dann die Straßen innerhalb 10 Minuten geflutet sind - das fließt ja eh innerhalb der nächsten halben Stunde wieder ab...
Verschlossene Offenheit
Bem Vindo – Herzlich Willkommen. So begrüßen uns die Tage die Menschen überall. Egal ob wir uns in einer Kirche, einem Gebetskreis oder irgendwo anders befinden. Wir sind als österreichische Freunde, dank des verstorbenen Bischofs Richard Webersberger, immer besonders Willkommen, auch wenn ich eigentlich aus Bayern (Deutschland) komme, aber das ist ein anderes Thema.
Dazu im absoluten Kontrast stehen die Gebäude. Man findet in ganz Barreiras keine offene Türe, außer es ist ein Geschäft, oder es sitzt jemand neben dieser offenen Türe. Alle Gebäude sind entweder von hohen Mauern oder von Zäunen und Gittern umgeben. Das eigentliche Leben findet in der Regel in den Gebäuden oder in deren Innenhöfen statt. Vielleicht lässt es sich am ehesten mit oberösterreichischen Vierkanthöfen beschreiben.
Nur, dass die Gebäude in der Regel in der Mitte der Mauern stehen. Auf den Mauern sind dann auch noch stromführende Drähte, Stacheldraht und Zacken angebracht. Nach 22 Uhr sind wir angehalten die Wohnungstüre mit einem Vorhängeschloss und zwei weiteren Riegeln zu sichern und die Fenster zur Straße nicht mehr zu öffnen. Das Gartentor sollte den ganzen Tag über verschlossen sein. Die Schwestern fahren entweder direkt mit dem Auto in die Garage, von der aus sie ins Haus können, oder über einen sehr gut gesicherten Eingang.
Und nicht nur wir verhalten uns so, sondern überall (auch oder vorallem in Salvador). Also fährt man immer an Mauern entlang.
Die Menschen sind wie bereits oben beschrieben dagegen herzlich. Sie freuen sich, auch wenn wir oft nicht wissen worüber. Jede Gelegenheit wird genutzt um sich zusammenzusetzen. Jeder bring etwas zu Essen mit. Und selbst in den ärmlichsten ländlichen Häusern gibt es nach einer wichtigen Diskussion über Landbesitz einen Kaffee, es wird gescherzt und gelacht.
Ebenso sieht es in den Kirchen aus. Es wird geklatscht, alle sind fröhlich und beim Friedensgruß geht der Tumult erst richtig los. Jeder verlässt seinen Platz um möglichst vielen Bekannten und Unbekannten „paz de cristo“ zu wünschen. Bei unseren ersten Gottesdiensten waren wir damit etwas überfordert, aber schön langsam wird es. Auch die Kirche steht übrigens nicht immer offen, sondern ist wie alle Gebäude durch Zäune gesichert.
Spricht man die Menschen auf dieses Bild an, bekommt man quasi immer eine gleiche oder ähnliche Antwort. Früher war es lebensgefährlich, diese Angst ist noch nicht überwunden und berechtigt. Fabio erzählte ergänzend, dass ein guter Freund vor kurzem ein Haus in Barreiras gekauft hat. Nach dem Einzug fuhren er kurz weg und als er wieder kam, war die gesamte Wohnung leer. „Die haben alles mitgenommen, weil sie wenig Zeit haben und sortieren das dann später auseinander“.
Dazu im absoluten Kontrast stehen die Gebäude. Man findet in ganz Barreiras keine offene Türe, außer es ist ein Geschäft, oder es sitzt jemand neben dieser offenen Türe. Alle Gebäude sind entweder von hohen Mauern oder von Zäunen und Gittern umgeben. Das eigentliche Leben findet in der Regel in den Gebäuden oder in deren Innenhöfen statt. Vielleicht lässt es sich am ehesten mit oberösterreichischen Vierkanthöfen beschreiben.
Nur, dass die Gebäude in der Regel in der Mitte der Mauern stehen. Auf den Mauern sind dann auch noch stromführende Drähte, Stacheldraht und Zacken angebracht. Nach 22 Uhr sind wir angehalten die Wohnungstüre mit einem Vorhängeschloss und zwei weiteren Riegeln zu sichern und die Fenster zur Straße nicht mehr zu öffnen. Das Gartentor sollte den ganzen Tag über verschlossen sein. Die Schwestern fahren entweder direkt mit dem Auto in die Garage, von der aus sie ins Haus können, oder über einen sehr gut gesicherten Eingang.
Und nicht nur wir verhalten uns so, sondern überall (auch oder vorallem in Salvador). Also fährt man immer an Mauern entlang.
Die Menschen sind wie bereits oben beschrieben dagegen herzlich. Sie freuen sich, auch wenn wir oft nicht wissen worüber. Jede Gelegenheit wird genutzt um sich zusammenzusetzen. Jeder bring etwas zu Essen mit. Und selbst in den ärmlichsten ländlichen Häusern gibt es nach einer wichtigen Diskussion über Landbesitz einen Kaffee, es wird gescherzt und gelacht.
Ebenso sieht es in den Kirchen aus. Es wird geklatscht, alle sind fröhlich und beim Friedensgruß geht der Tumult erst richtig los. Jeder verlässt seinen Platz um möglichst vielen Bekannten und Unbekannten „paz de cristo“ zu wünschen. Bei unseren ersten Gottesdiensten waren wir damit etwas überfordert, aber schön langsam wird es. Auch die Kirche steht übrigens nicht immer offen, sondern ist wie alle Gebäude durch Zäune gesichert.
Spricht man die Menschen auf dieses Bild an, bekommt man quasi immer eine gleiche oder ähnliche Antwort. Früher war es lebensgefährlich, diese Angst ist noch nicht überwunden und berechtigt. Fabio erzählte ergänzend, dass ein guter Freund vor kurzem ein Haus in Barreiras gekauft hat. Nach dem Einzug fuhren er kurz weg und als er wieder kam, war die gesamte Wohnung leer. „Die haben alles mitgenommen, weil sie wenig Zeit haben und sortieren das dann später auseinander“.
Sonntag, 15. Dezember 2013
T como telheiro - oder: Den Mönch macht nicht der Habit aus?
Schon vor einigen Monaten hatte ich einen Blog mit dem Titel "T wie..." geschrieben. Jetzt im Portugiesischen ist mir das passende Wort dazu untergekommen - Telheiro: Schutzdach.
Das T, also das Tau hatten wir ja, wie erwähnt, in Österreich bereits geschenkt bekommen. Benjamin und ich hatten auch damals gemeint, dass es sich irgendwie wie ein Schutz anfühlt - und hier, in Brasil, wird das Gefühl um Einiges konkreter.
Ja, es gibt hier hohe Kriminalität. Aber die Menschen sind auch um einiges religiöser, und haben in den meisten Fällen Respekt vor Priestern, Ordensleuten und Menschen, die offensichtlich irgendwie mit der Kirche zu tun haben. Und bei uns sieht man das eben auch daran, dass wir offen das Symbol des Hl. Franziskus tragen.
Damit kommen wir zum Habit... Hier, in Barreiras, haben wir noch keine einzige Schwester, bzw. keinen Mönch im Habit gesehen. Die Ordensleute heben sich eig. nur dadurch vom Rest ab, dass sie keine Röcke tragen, die kurz unterm Gesäß enden, oder zu tiefe Ausschnitte haben - bei uns würde man sagen, sie sind anständig angezogen. Und oft, aber nicht immer, tragen sie eine Kette, die das Ordenssymbol zeigt - also bei den Bendediktinern ein Kreuz mit der Benediktusmedaille, bei den Franziskanern ein Tau.
Und da ist es uns jetzt witzigerweise schon ein paar Mal passiert, dass Ben und ich angesprochen wurden: "oi! sao Franciscanos? Nao, nao somos! O Tau é um presente de um Beneditino, qui chame Francesco!"
(Seid ihr Franziskaner? Nein, sind wir nicht, das Tau ist ein Geschenk eines Benediktiners, der aber Franz heißt)
Auf Deutsch ist das nicht so witzig, aber in Portugiesisch endet diese Unterhaltung aufgrund der Wortähnlichkeiten immer in Gelächter... Es erinnert mich auf jeden Fall immer wieder an ein Gespräch, indem besagter Pater zum Thema normale Kleidung vs. Habit gesagt hat "Selbst Benedikt sagte schon: Den Mönch macht nicht der Habit aus!"
Falls jetzt Verwirrung entstanden ist: Nein, wir sind noch nicht in den Orden eingetreten. Aber es ist wunderschön, im Schutz/unter dem Schutzdach des Klosters hier leben zu dürfen, und wir sind extrem dankbar dafür. Und hier schließt sich der Kreis zum Wort "telheiro".
Das T, also das Tau hatten wir ja, wie erwähnt, in Österreich bereits geschenkt bekommen. Benjamin und ich hatten auch damals gemeint, dass es sich irgendwie wie ein Schutz anfühlt - und hier, in Brasil, wird das Gefühl um Einiges konkreter.
Ja, es gibt hier hohe Kriminalität. Aber die Menschen sind auch um einiges religiöser, und haben in den meisten Fällen Respekt vor Priestern, Ordensleuten und Menschen, die offensichtlich irgendwie mit der Kirche zu tun haben. Und bei uns sieht man das eben auch daran, dass wir offen das Symbol des Hl. Franziskus tragen.
Damit kommen wir zum Habit... Hier, in Barreiras, haben wir noch keine einzige Schwester, bzw. keinen Mönch im Habit gesehen. Die Ordensleute heben sich eig. nur dadurch vom Rest ab, dass sie keine Röcke tragen, die kurz unterm Gesäß enden, oder zu tiefe Ausschnitte haben - bei uns würde man sagen, sie sind anständig angezogen. Und oft, aber nicht immer, tragen sie eine Kette, die das Ordenssymbol zeigt - also bei den Bendediktinern ein Kreuz mit der Benediktusmedaille, bei den Franziskanern ein Tau.
Und da ist es uns jetzt witzigerweise schon ein paar Mal passiert, dass Ben und ich angesprochen wurden: "oi! sao Franciscanos? Nao, nao somos! O Tau é um presente de um Beneditino, qui chame Francesco!"
(Seid ihr Franziskaner? Nein, sind wir nicht, das Tau ist ein Geschenk eines Benediktiners, der aber Franz heißt)
Auf Deutsch ist das nicht so witzig, aber in Portugiesisch endet diese Unterhaltung aufgrund der Wortähnlichkeiten immer in Gelächter... Es erinnert mich auf jeden Fall immer wieder an ein Gespräch, indem besagter Pater zum Thema normale Kleidung vs. Habit gesagt hat "Selbst Benedikt sagte schon: Den Mönch macht nicht der Habit aus!"
Falls jetzt Verwirrung entstanden ist: Nein, wir sind noch nicht in den Orden eingetreten. Aber es ist wunderschön, im Schutz/unter dem Schutzdach des Klosters hier leben zu dürfen, und wir sind extrem dankbar dafür. Und hier schließt sich der Kreis zum Wort "telheiro".
Übungen in Spontanität
Ein Anruf in der Nacht: „Der Bischof hat gerade angerufen und gefragt, ob ihr Lust habt mit zur Abschlussmesse von der Landwirtschaftsschule in Angical mitzukommen“, mit dieser Frage überraschte uns Sr. Sabina kurz vorm ins Bett gehen. Nach dem Schlafen war für uns Klar, unserem Gastgeber möchten wir ungerne den Wunsch ausschlagen.
Nach der Laudes und dem Frühstück wartete auch schon der Bischof und ein junger Priester namens Wilson (gesprochen Uiuson) auf uns vor der Tür. Die Stadt Angical liegt ca. 40 Kilometer außerhalb von Barreiras und ist „muito historical“. Nachdem wir in der Stadt angekommen waren würde ich sagen, die beste Übersetzung lautet – sehr ursprünglich. Die Straßen bestehen aus Kopfsteinpflaster und alle Häuser wirken sehr einfach und alt. Trotzdem hatte ich persönlich den Eindruck alles ist eigentlich ganz gut gepflegt. Der Eindruck darf jedoch nicht verheimlichen, dass auch hier Drogen und Gewalt quasi gleich ums Eck sind. Erst im März wurde genau in dieser Stadt ein beliebter Pfarrer erschossen, weil er einem Drogensüchtigen geholfen hatte.
Auf der Fahrt nach Angical erzählte gab uns Dom Josafá einen Zettel, auf dem die Geschichte der Landwirtschaftsschule abgedruckt war.
Die Schule wurde vor knapp 30 Jahren von P. Gerhard und anderen gegründet um den Menschen einen nachhaltigen Umgang in der Landwirtschaft beizubringen. Die Absolventen sind wohl in der Region sehr angesehen. Darüber hinaus erzählte uns Dom Josafá sichtlich stolz, dass heute 6 Mädchen und 10 Jungen ihre Zeugnisse erhalten.
Während der Erzählung bretterte der Bischof mit seinem Fiat Geländewagen mit rund 130 km/h über die teilweise recht löchrige Straße. Durchgezogene Linien gelten hier eher als Hinweis, denn als feste Regel und so überholten wir an den Abenteuerlichsten stellen. Gott sei Dank hatten wir vorher dafür gesorgt, dass Vicky und ich uns angurten konnte, da die Rückhalteautomatik mehr als einmal ansprach, wenn wir wieder durch ein Schlagloch rauschten. Der Verschluss von Vickys Gurt war zu Beginn unserer Reise unter dem Sitz versteckt und wir trauten den Worten „Naa, des ist nicht notwendig sich anzugurten“ nicht ganz.
Draußen zogen derweil viele Bilder an uns vorbei, die wir euch leider nicht zeigen können, da wir wieder Mal die Kamera vergessen hatten – Wir sind ja noch ein ganzes Jahr hier. Grün war das Wort, dass dem Bischof bei der Rückfahrt dazu einfiel, „muito verde“! Dank des Regens der letzten Tage ist hier alles Grün. Am Straßenrand weideten immer wieder Pferde, magere Kühe und in der Ferne erhoben sich die Hochplateaus der Umgebung.
Wieder in Barreiras angekommen bekamen wir ein Mittagessen im Kreise einer Gruppe, die in diesem Jahr ein großes Fest in Barreiras organisiert hat. Zum Fest kamen im August 30.000 Menschen. Dom Josafá setzte uns zusammen mit Fabio an einem Tisch, „Der kommt auch aus der Informationsbranche und kann auch Englisch“. Fabio erklärte uns ein wenig die Unterschiede zwischen dem Norden – seiner Heimat – und Bahia – seinem Wohnort seit 2 Monaten. Im Gespräch wurde uns wieder Mal bewusst, dass es nicht ein Brasilien gibt, sondern viele unterschiedliche Regionen und geschichtliche Unterschiede. Fabio z.B. unterschied sich vom Rest der Menschen im Raum nicht nur durch sein europäisches Aussehen, sondern auch durch die Aussprache.
Das Mittagessen zog sich ungefähr bis halb drei am Nachmittag. Jetzt hatten wir etwas Zeit für uns, Bloggen, Internet, Kaffee trinken… Um 18 Uhr ging es schon wieder weiter, dieses Mal zu einer Hauskirche.
Nach der Laudes und dem Frühstück wartete auch schon der Bischof und ein junger Priester namens Wilson (gesprochen Uiuson) auf uns vor der Tür. Die Stadt Angical liegt ca. 40 Kilometer außerhalb von Barreiras und ist „muito historical“. Nachdem wir in der Stadt angekommen waren würde ich sagen, die beste Übersetzung lautet – sehr ursprünglich. Die Straßen bestehen aus Kopfsteinpflaster und alle Häuser wirken sehr einfach und alt. Trotzdem hatte ich persönlich den Eindruck alles ist eigentlich ganz gut gepflegt. Der Eindruck darf jedoch nicht verheimlichen, dass auch hier Drogen und Gewalt quasi gleich ums Eck sind. Erst im März wurde genau in dieser Stadt ein beliebter Pfarrer erschossen, weil er einem Drogensüchtigen geholfen hatte.
Auf der Fahrt nach Angical erzählte gab uns Dom Josafá einen Zettel, auf dem die Geschichte der Landwirtschaftsschule abgedruckt war.
Die Schule wurde vor knapp 30 Jahren von P. Gerhard und anderen gegründet um den Menschen einen nachhaltigen Umgang in der Landwirtschaft beizubringen. Die Absolventen sind wohl in der Region sehr angesehen. Darüber hinaus erzählte uns Dom Josafá sichtlich stolz, dass heute 6 Mädchen und 10 Jungen ihre Zeugnisse erhalten.
Während der Erzählung bretterte der Bischof mit seinem Fiat Geländewagen mit rund 130 km/h über die teilweise recht löchrige Straße. Durchgezogene Linien gelten hier eher als Hinweis, denn als feste Regel und so überholten wir an den Abenteuerlichsten stellen. Gott sei Dank hatten wir vorher dafür gesorgt, dass Vicky und ich uns angurten konnte, da die Rückhalteautomatik mehr als einmal ansprach, wenn wir wieder durch ein Schlagloch rauschten. Der Verschluss von Vickys Gurt war zu Beginn unserer Reise unter dem Sitz versteckt und wir trauten den Worten „Naa, des ist nicht notwendig sich anzugurten“ nicht ganz.
Draußen zogen derweil viele Bilder an uns vorbei, die wir euch leider nicht zeigen können, da wir wieder Mal die Kamera vergessen hatten – Wir sind ja noch ein ganzes Jahr hier. Grün war das Wort, dass dem Bischof bei der Rückfahrt dazu einfiel, „muito verde“! Dank des Regens der letzten Tage ist hier alles Grün. Am Straßenrand weideten immer wieder Pferde, magere Kühe und in der Ferne erhoben sich die Hochplateaus der Umgebung.
Wieder in Barreiras angekommen bekamen wir ein Mittagessen im Kreise einer Gruppe, die in diesem Jahr ein großes Fest in Barreiras organisiert hat. Zum Fest kamen im August 30.000 Menschen. Dom Josafá setzte uns zusammen mit Fabio an einem Tisch, „Der kommt auch aus der Informationsbranche und kann auch Englisch“. Fabio erklärte uns ein wenig die Unterschiede zwischen dem Norden – seiner Heimat – und Bahia – seinem Wohnort seit 2 Monaten. Im Gespräch wurde uns wieder Mal bewusst, dass es nicht ein Brasilien gibt, sondern viele unterschiedliche Regionen und geschichtliche Unterschiede. Fabio z.B. unterschied sich vom Rest der Menschen im Raum nicht nur durch sein europäisches Aussehen, sondern auch durch die Aussprache.
Das Mittagessen zog sich ungefähr bis halb drei am Nachmittag. Jetzt hatten wir etwas Zeit für uns, Bloggen, Internet, Kaffee trinken… Um 18 Uhr ging es schon wieder weiter, dieses Mal zu einer Hauskirche.
Viva o sono! Es lebe der Schlaf!
Ein Tag voller Eindrücke geht zu Ende und ich weiß gar nicht
so recht, wo ich anfangen soll. Wir sind aktuell bei den Benediktinerinnen hier
in Barreiras untergebracht. Das bedeutet, wir haben einen eigenen kleinen
Bereich. Wer das Kloster in Kremsmünster kennt… Das lässt sich nur ganz wenig
vergleichen.
Fensterscheiben gibt es nur wenige. Wozu auch? Es ist warm, sehr warm um genau zu sein. Allerdings sagen uns immer alle, dass es jetzt viel besser ist, da es ja geregnet hat. Wer schon Mal Regen bei knapp 30 Grad erlebt hat weiß, dass das bedeutet es wird schwül. Und wo es schwül ist, da gibt es auch Mücken. Also haben wir zwei hübsche Moskitonetze für unser Doppelbett bekommen. Daneben haben wir ein kleines Arbeitszimmer eine Dusche und ein WC. Essen dürfen wir zusammen mit den Schwestern.
Wie Vicky bereits geschrieben hat, fuhren wir am Abend zur
Lucia-Feier. Die Hl. Lucia ist hier neben Maria einer der absoluten Top
Heiligen wie wir uns sagen haben lassen. Bei der Anfahrt zur Nachbarpfarrei
regnete es wie aus Eimern und Schwester Luciene fuhr uns durch die löchrigen
Straßen Barreiras. Egal durch welche Straße wir fuhren, überall zeigte sich das
gleiche Bild. Knie tiefe Löcher und Abflussrinnen gefüllt mit Wasser. Keine
Ahnung woher Schwester Luciene wusste, durch welche Löcher man Fahren kann und
durch welche nicht.
Dazu kam auch noch der sonstige Verkehr. Die Regeln dieses Balletts
habe ich allerdings noch nicht durchschaut. Rechts vor Links? Größe des
Fahrzeugs? Linksabbieger? Geradeaus… Keine Ahnung was wann wie galt. Egal
welches Verkehrszeichen am Straßenrand war, manchmal ließ die Schwester einen Linksabbieger
durch, obwohl wir geradeaus wollten, manchmal auch nicht. Hin und wieder fuhr
Sr. Luciene einfach auf die andere Straßenseite. Entweder um Löchern oder
anderen Verkehrsteilnehmern auszuweichen. Das alles OHNE GURT, die
Funktionierten hinten einfach nicht.
Heil bei der Feier angekommen, überraschte uns der Bischof Dom Josafá, indem er beim Einzug in die Kirche einfach Mal zu uns hinlief und uns mit Handschlag begrüßte. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen am Ende der Messe darauf hinzuweisen, dass wir da sind. Oberpeinlich, da ich bei einem plötzlichen Blackout nach 3 Tagen ohne richtigen Schlaf nur noch rausbrachte „Meu nome é Benjamin, eu sou trinta e dois anos“ Beim Beruf setzte es dann komplett aus und Dom Josafá musste übernehmen.
Nachdem wir am 11.12. um 5:20 Uhr GTM +1 Aufgestanden waren,
fielen wir am 13.12. um 22 Uhr GTM -3 völlig erschöpft und von Eindrücken
überwältigt in ein Bett. Dank Ventilator und Ohrstöpsel die erste Nacht in der
wir beide durchschliefen. Viva o sono! Es lebe der Schlaf.
Freitag, 13. Dezember 2013
... Auslassungsfehler in der Berichterstattung entdeckt: die Churrascaria! und: Ankunft in Barreiras
Da schreib ich im letzten Titel noch von viiiel Essen und verpass voll, von der Churrascaria (gesprochen: schu-has-ka-ri-a) zu erzählen...
Also: Das sollte man, falls man jemals nach Brasilien kommt, unbedingt mal ausprobieren :). Man geht in ein Restaurant, in unserem Fall wars sogar richtig nobel, und wird erstmal an den Platz geführt. In der Mitte ein riiiiiiiiiiieeeeeeeesiges Buffet mit Salaten (sogar nach Meeresfrüchte-Sorten sortiert), mit Fisch, mit Sushi, mit Beilagen (Antipasti), mit Käse...
Am Tisch kommt dann erstmal ein Korb mit Knoblauchbrot. Und obligatorisch: "uma brasiliera bebe uma caipirinha" na dann trinken wir eben zum Mittagessen schon mal nen Caipi (der hats ganz schön in sich).
Dann gehts los: Die Kellner kommen mit Fleischspießen an deinen Tisch, und schneiden dir vor deinen Augen ein Scheibchen runter. Das heißt, da sind 3 richtig dicke sagen wir mal Koteletts untereinander auf dem Spieß, und der schneidet echt hauchdünne Scheiben.
Natürlich gibts dann verschiedene Fleischsorten, und je nachdem wo er es runterschneidet, ist es gut durch oder Medium (kann man auch auswählen). So, zwischendrin laufen sie mit frittierten Beilagen rum (Pommes, Calamari, Bananen), oder mit frittiertem Käse.
Und wenn dann die "schlacht" zu Ende ist (teilweise standen die mit 5 Spießen rund um unseren Tisch), kommt nach gewisser Zeit die Nachspeiße - d.h. ein Servierwagen mit ca. 5 Stockwerken mit Tiramisu, Cremes, Torten... Am Ende sitzt man einfach nur da und ist VOLL. Also Martin, Michi - ist das Argument genug für einen Besuch?? :)
So, und heute haben wir die Nacht in einem Bus verbracht - 12 h Fahrt von Salvador nach Barreiras. Um genau zu sein, 13 - weil wir hier mit 1h Verspätung ankamen. Aber: Endlich am Ziel - zumindest mal bis Ende Jänner, dann entscheiden wir, ob wir hier wohnen bleiben oder auch woanders Station machen - aber immer unter dem Deckmantel der Diözese. Und heut Mittag wurden wir dann bei der Abschiedsfeier von einem Straßenkinderprojekt gleich mit 2 Weihnachtsliedern und persönlich begrüßt und vorgestellt, heut Abend gehts weiter in eine große Lucia-Feier... also es tut sich sehr viel und langweilig wirds hier so schnell nicht mehr...
Also: Das sollte man, falls man jemals nach Brasilien kommt, unbedingt mal ausprobieren :). Man geht in ein Restaurant, in unserem Fall wars sogar richtig nobel, und wird erstmal an den Platz geführt. In der Mitte ein riiiiiiiiiiieeeeeeeesiges Buffet mit Salaten (sogar nach Meeresfrüchte-Sorten sortiert), mit Fisch, mit Sushi, mit Beilagen (Antipasti), mit Käse...
Am Tisch kommt dann erstmal ein Korb mit Knoblauchbrot. Und obligatorisch: "uma brasiliera bebe uma caipirinha" na dann trinken wir eben zum Mittagessen schon mal nen Caipi (der hats ganz schön in sich).
Dann gehts los: Die Kellner kommen mit Fleischspießen an deinen Tisch, und schneiden dir vor deinen Augen ein Scheibchen runter. Das heißt, da sind 3 richtig dicke sagen wir mal Koteletts untereinander auf dem Spieß, und der schneidet echt hauchdünne Scheiben.
Natürlich gibts dann verschiedene Fleischsorten, und je nachdem wo er es runterschneidet, ist es gut durch oder Medium (kann man auch auswählen). So, zwischendrin laufen sie mit frittierten Beilagen rum (Pommes, Calamari, Bananen), oder mit frittiertem Käse.
Und wenn dann die "schlacht" zu Ende ist (teilweise standen die mit 5 Spießen rund um unseren Tisch), kommt nach gewisser Zeit die Nachspeiße - d.h. ein Servierwagen mit ca. 5 Stockwerken mit Tiramisu, Cremes, Torten... Am Ende sitzt man einfach nur da und ist VOLL. Also Martin, Michi - ist das Argument genug für einen Besuch?? :)
So, und heute haben wir die Nacht in einem Bus verbracht - 12 h Fahrt von Salvador nach Barreiras. Um genau zu sein, 13 - weil wir hier mit 1h Verspätung ankamen. Aber: Endlich am Ziel - zumindest mal bis Ende Jänner, dann entscheiden wir, ob wir hier wohnen bleiben oder auch woanders Station machen - aber immer unter dem Deckmantel der Diözese. Und heut Mittag wurden wir dann bei der Abschiedsfeier von einem Straßenkinderprojekt gleich mit 2 Weihnachtsliedern und persönlich begrüßt und vorgestellt, heut Abend gehts weiter in eine große Lucia-Feier... also es tut sich sehr viel und langweilig wirds hier so schnell nicht mehr...
Donnerstag, 12. Dezember 2013
Salvador: Herzlichkeit, Hitze, Sonnenbrand und Essen - viiiiel Essen
Salvador von oben |
Sooo, erstmal von vorne... nach gesamt 13h Flug gestern sind wir dann so gegen halb 11/11 Abends GMT-3 hier angekommen... und gleich mal mit nem Abendessen begrüßt worden... wir warn so ziemlich hin und weg :) Und heute der Tag waren extremst viele neue Eindrücke, zusammenzufassen mit WOOOAAAOOWWW...
Die Nacht war geruhsam, und das trotz der kürze und eines Gockels direkt vor dem Fenster, der scheinbar auf europäische Winterzeit gepoolt ist. Deshalb krähte er ab ca. 3 Uhr (7 Uhr Europa) auch mit schöner Regelmäßigkeit.
Begrüßung am Zimmer bei P.Juraci |
Robinho, wir, P.Juraci |
Also was ist anders? Es ist HEIß! über 30 Grad plus, aber gottseidank mit Wind; dann überall Palmen mit Massen von Kokosnüssen dran... Ein Verkehr, bei dems dir sämtliche Nackenhaare aufstellt... Und Essen über Essen. Das Obst ist DER Wahnsinn... so lecker... das kann man sich nicht vorstellen, wenn mans nicht geschmeckt hat.
Benediktiner-Kirche |
Adventkranz |
Weihnachtsbaum :) |
Anbei schon mal die ersten Fotos... Sind beide schon gespannt, heute Abend gehts weiter, 12 h Busfahrt, dann endgültiges Ankommen in Barreiras.
Und die Sprache? Nos falamos mais ou menos portugues. Wir sprechens also mehr oder weniger, vor allem viel mit Händen und Füßen und der Hilfe vom Google-übersetzer.
Até logo, bis bald
In der Churrascaria - klischeemäßig mit Caipi (zum Mittagessen) |
Floras brasilieras |
Dois gringos |
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