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Montag, 23. Dezember 2013

Und dann relativiert sich alles…



     
Wie im letzten Blog berichtet, werden wir momentan auch auf „Außentermine“ mitgenommen. Das heißt, Fahrten weit raus aufs Land, zu Kleinbauern. Diese werden von der Entwicklungsagentur „10envolvimentos“  in Fragen der Landkonflikte unterstützt. Das Thema Landkonflikte würde alleine schon ausreichen, um einen ganzen Eintrag zu füllen – aber ganz grob zusammengefasst: es geht darum, dass verschiedene Parteien Ansprüche auf das selbe Stück Land stellen; und ungünstigerweise wurden in der Vergangenheit Besitzansprüche leider nirgendwo eingetragen (so wie bei uns im Grundbuch), daher gestaltet sich die Klärung interessant.

Aber nun zur Reise: Letzten Donnerstag morgens gings los – mit der Aussicht auf 5-6 Stunden
Straßen? Straßen!
Autofahrt. Grundsätzlich, auf Bundesstraßen (womit wir so ein bisschen rechneten) wäre das ja noch kein Thema. Womit ich nicht gerechnet hatte: Die Straßen waren… äh wie sagt man… recht ursprünglich. Das heißt, der Untergrund war feuchter Sand (wg. Regenzeit), und man fährt quasi in den vorgefahrenen Spuren des Vorgängers. Gegenverkehr gestaltet sich da immer ein bisschen spannend. Wer sich also bei mir über die Qualität der österreichischen/deutschen Straßen beschweren möchte, der wird definitiv hierher zwangsversetzt…


Unser "Badezimmer"
Dafür wird man defintiv von der Landschaft belohnt! Im Serrais ist die Natur wirklich noch ursprünglich und es findet sich hier eine wunderschöne Vegetation. Das ist auch der Regel zu verdanken, dass alle brasilianischen Landbesitzer 20% ihres Landes im ursprünglichen Zustand belassen müssen. Auf der langen, holprigen Strecke kams leider auch zu einer kleinen Autopanne… Die aber mit gemeinsamen Kräften schnell behoben werden konnte.
Termitennest
Am Zielort angekommen fühlte ich mich irgendwie, als wenn ich in einer anderen Welt gelandet wäre. Wenn man Barreiras gewohnt ist, was nicht den Standard von europäischen Städten dieser Größe hat, und das schon nicht modern findet, so war das Dorf, in das wir fuhren nochmal ursprünglicher. Kein fließend Wasser, keine Stromversorgung (außer über Generatoren, die die Einzelnen mit Solarpanels betrieben), kaum Infrastruktur (Arzt oder irgendein Lebensmittelgeschäft)… 

Die Feier die Martin zelebrierte (er ist Diakon), fand dementsprechend in der Schule (die aus einem Raum bestand) statt.
Multifunktional :)
Und trotzdem: Das, was wir als rückständig und Armut bezeichnen würden, sehen die, die dort wohnen bei Weitem nicht so! Und ganz ehrlich: Die Stimmung, die wir während der Messe spüren durften, und der Zusammenhalt, der unter den Einwohnern merkbar ist, suchen definitiv ihresgleichen! Das Beeindruckendste bei diesen Familien ist sowieso immer die übergroße Gastfreundschaft – obwohl sie nicht viel haben, werden Gäste immer in höchstem Maße bekocht, sogar teilweise extra eins der Hühner geschlachtet… Und Ben und ich durften sogar im Ehebett des Paares schlafen, während sie die Nacht in irgendeinem anderen Raum verbrachten. Das erlebt man in Europa nicht so oft, ist hier aber quasi der gute Ton… 

Nach der Diskussion die Martin (bezüglich der Probleme der Anwohner) geführt hatte, wollten wir theoretisch am Freitag Vormittag/Mittag zurückfahren - aber dank des Regens ging das nicht ganz so, wie wir dachten. Da Sand + viel Regen eher ungünstig fürs Autofahren sind, mussten wir eben warten bis es dann am frühen Nachmittag mal aufhörte, um überhaupt ans Fahren denken zu können. Das heißt, Termine eng planen funktioniert hier nicht wirklich.
Aber auf jeden Fall war dieser Besuch extrem beeindruckend und interessant – und stellt die eigenen Definitionen von Armut und Co auf den Prüfstand.

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