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Dienstag, 17. Dezember 2013

Verschlossene Offenheit

Bem Vindo – Herzlich Willkommen. So begrüßen uns die Tage die Menschen überall. Egal ob wir uns in einer Kirche, einem Gebetskreis oder irgendwo anders befinden. Wir sind als österreichische Freunde, dank des verstorbenen Bischofs Richard Webersberger, immer besonders Willkommen, auch wenn ich eigentlich aus Bayern (Deutschland) komme, aber das ist ein anderes Thema.

Dazu im absoluten Kontrast stehen die Gebäude. Man findet in ganz Barreiras keine offene Türe, außer es ist ein Geschäft, oder es sitzt jemand neben dieser offenen Türe. Alle Gebäude sind entweder von hohen Mauern oder von Zäunen und Gittern umgeben. Das eigentliche Leben findet in der Regel in den Gebäuden oder in deren Innenhöfen statt. Vielleicht lässt es sich am ehesten mit oberösterreichischen Vierkanthöfen beschreiben.

Nur, dass die Gebäude in der Regel in der Mitte der Mauern stehen. Auf den Mauern sind dann auch noch stromführende Drähte, Stacheldraht und Zacken angebracht. Nach 22 Uhr sind wir angehalten die Wohnungstüre mit einem Vorhängeschloss und zwei weiteren Riegeln zu sichern und die Fenster zur Straße nicht mehr zu öffnen. Das Gartentor sollte den ganzen Tag über verschlossen sein. Die Schwestern fahren entweder direkt mit dem Auto in die Garage, von der aus sie ins Haus können, oder über einen sehr gut gesicherten Eingang.

Und nicht nur wir verhalten uns so, sondern überall (auch oder vorallem in Salvador). Also fährt man immer an Mauern entlang.

Die Menschen sind wie bereits oben beschrieben dagegen herzlich. Sie freuen sich, auch wenn wir oft nicht wissen worüber. Jede Gelegenheit wird genutzt um sich zusammenzusetzen. Jeder bring etwas zu Essen mit. Und selbst in den ärmlichsten ländlichen Häusern gibt es nach einer wichtigen Diskussion über Landbesitz einen Kaffee, es wird gescherzt und gelacht.

Ebenso sieht es in den Kirchen aus. Es wird geklatscht, alle sind fröhlich und beim Friedensgruß geht der Tumult erst richtig los. Jeder verlässt seinen Platz um möglichst vielen Bekannten und Unbekannten „paz de cristo“ zu wünschen. Bei unseren ersten Gottesdiensten waren wir damit etwas überfordert, aber schön langsam wird es. Auch die Kirche steht übrigens nicht immer offen, sondern ist wie alle Gebäude durch Zäune gesichert.

Spricht man die Menschen auf dieses Bild an, bekommt man quasi immer eine gleiche oder ähnliche Antwort. Früher war es lebensgefährlich, diese Angst ist noch nicht überwunden und berechtigt. Fabio erzählte ergänzend, dass ein guter Freund vor kurzem ein Haus in Barreiras gekauft hat. Nach dem Einzug fuhren er kurz weg und als er wieder kam, war die gesamte Wohnung leer. „Die haben alles mitgenommen, weil sie wenig Zeit haben und sortieren das dann später auseinander“.

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