Ein Anruf in der Nacht: „Der Bischof hat gerade angerufen und gefragt, ob ihr Lust habt mit zur Abschlussmesse von der Landwirtschaftsschule in Angical mitzukommen“, mit dieser Frage überraschte uns Sr. Sabina kurz vorm ins Bett gehen. Nach dem Schlafen war für uns Klar, unserem Gastgeber möchten wir ungerne den Wunsch ausschlagen.
Nach der Laudes und dem Frühstück wartete auch schon der Bischof und ein junger Priester namens Wilson (gesprochen Uiuson) auf uns vor der Tür. Die Stadt Angical liegt ca. 40 Kilometer außerhalb von Barreiras und ist „muito historical“. Nachdem wir in der Stadt angekommen waren würde ich sagen, die beste Übersetzung lautet – sehr ursprünglich. Die Straßen bestehen aus Kopfsteinpflaster und alle Häuser wirken sehr einfach und alt. Trotzdem hatte ich persönlich den Eindruck alles ist eigentlich ganz gut gepflegt. Der Eindruck darf jedoch nicht verheimlichen, dass auch hier Drogen und Gewalt quasi gleich ums Eck sind. Erst im März wurde genau in dieser Stadt ein beliebter Pfarrer erschossen, weil er einem Drogensüchtigen geholfen hatte.
Auf der Fahrt nach Angical erzählte gab uns Dom Josafá einen Zettel, auf dem die Geschichte der Landwirtschaftsschule abgedruckt war.
Die Schule wurde vor knapp 30 Jahren von P. Gerhard und anderen gegründet um den Menschen einen nachhaltigen Umgang in der Landwirtschaft beizubringen. Die Absolventen sind wohl in der Region sehr angesehen. Darüber hinaus erzählte uns Dom Josafá sichtlich stolz, dass heute 6 Mädchen und 10 Jungen ihre Zeugnisse erhalten.
Während der Erzählung bretterte der Bischof mit seinem Fiat Geländewagen mit rund 130 km/h über die teilweise recht löchrige Straße. Durchgezogene Linien gelten hier eher als Hinweis, denn als feste Regel und so überholten wir an den Abenteuerlichsten stellen. Gott sei Dank hatten wir vorher dafür gesorgt, dass Vicky und ich uns angurten konnte, da die Rückhalteautomatik mehr als einmal ansprach, wenn wir wieder durch ein Schlagloch rauschten. Der Verschluss von Vickys Gurt war zu Beginn unserer Reise unter dem Sitz versteckt und wir trauten den Worten „Naa, des ist nicht notwendig sich anzugurten“ nicht ganz.
Draußen zogen derweil viele Bilder an uns vorbei, die wir euch leider nicht zeigen können, da wir wieder Mal die Kamera vergessen hatten – Wir sind ja noch ein ganzes Jahr hier. Grün war das Wort, dass dem Bischof bei der Rückfahrt dazu einfiel, „muito verde“! Dank des Regens der letzten Tage ist hier alles Grün. Am Straßenrand weideten immer wieder Pferde, magere Kühe und in der Ferne erhoben sich die Hochplateaus der Umgebung.
Wieder in Barreiras angekommen bekamen wir ein Mittagessen im Kreise einer Gruppe, die in diesem Jahr ein großes Fest in Barreiras organisiert hat. Zum Fest kamen im August 30.000 Menschen. Dom Josafá setzte uns zusammen mit Fabio an einem Tisch, „Der kommt auch aus der Informationsbranche und kann auch Englisch“. Fabio erklärte uns ein wenig die Unterschiede zwischen dem Norden – seiner Heimat – und Bahia – seinem Wohnort seit 2 Monaten. Im Gespräch wurde uns wieder Mal bewusst, dass es nicht ein Brasilien gibt, sondern viele unterschiedliche Regionen und geschichtliche Unterschiede. Fabio z.B. unterschied sich vom Rest der Menschen im Raum nicht nur durch sein europäisches Aussehen, sondern auch durch die Aussprache.
Das Mittagessen zog sich ungefähr bis halb drei am Nachmittag. Jetzt hatten wir etwas Zeit für uns, Bloggen, Internet, Kaffee trinken… Um 18 Uhr ging es schon wieder weiter, dieses Mal zu einer Hauskirche.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen